Liebe Frau Do, er hat eine Weile gewartet, doch nun hat sich der frühere NRW-Ministerpräsident Armin Laschet im Fernsehen zu seinem politischen Absturz geäußert – mit einer Mischung aus Abgeklärtheit und Schläue, die für Laschet typisch ist. Einmal mehr räumte er eigene Fehler als CDU-Kanzlerkandidat ein, plauderte dann aber über sein Verhältnis zu CSU-Chef Markus Söder. Immer wieder habe er den Kollegen aus Bayern gebeten, seine destruktiven Sticheleien sein zu lassen. Doch der habe sich herausgeredet und die nächste Frechheit losgelassen. Laschet erzählte davon, wie erschöpfte Väter von den Eskapaden ihrer pubertierenden Kinder berichten: peinlich berührt von den Zuständen im eigenen Haushalt. Und verlegen, weil man nun doch mal darüber spricht. Dabei ist Laschet natürlich noch nicht der einfache Abgeordnete, der aus dem Nähkästchen plaudert, sondern amtierender CDU-Chef, der seine Nachfolge richten will. Da tut es gut, ein bisschen Schuld am Wahldesaster nach Bayern abzuschieben. Als Schelm, nicht als schlechter Verlierer. Heute wichtig: Corona-Lage: Mit den dramatisch steigenden Neuinfektions-Zahlen dreht sich die Stimmung in der Bevölkerung: Eine Mehrheit der Deutschen (57 Prozent) spricht sich nun für eine Impfpflicht aus. Im August waren es noch 46 Prozent. Die wichtigsten Fragen zu Booster-Impfungen, Test- und Maskenpflicht beantworten Tim Braune und Antje Höning. Koalitionsverhandlungen: Bisher drang wenig bis nichts nach außen aus den Gesprächen von SPD, Grünen und FDP. Nun gibt es einen Bericht des „Handelsblatt“, demzufolge die FDP offenbar auf die Schaffung eines eigenen Digitalministeriums verzichtet. Zuvor hatte sich Grünen-Bundesgeschäftsführer Kellner geäußert und „zu wenig Fortschritt“ in den Verhandlungen beklagt. Alle Entwicklungen lesen Sie in unserem Newsblog zur Regierungsbildung. Personaldebatte: Die SPD-Spitze sortiert sich neu, Generalsekretär Lars Klingbeil könnte künftig mit Saskia Esken die Partei führen. Jetzt fordert die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen, dass auf Klingbeil eine Frau folgen müsste. Jan Drebes hat die Details. Noch mehr aktuelle Nachrichten gibt es zum Hören – von Montag bis Samstag jeden Morgen ab 5 Uhr in unserem „Aufwacher“-Podcast. Meinung am Morgen: Verzagtes Land: NRW war einmal das Land der Vordenker, Motor für Wirtschaft und Wissenschaft. Doch gerade in der Pandemie gibt Nordrhein-Westfalen ein klägliches Bild ab, schreibt Antje Höning in ihrem Kommentar. So hätte die Landesregierung etwa gegen die Warnungen der Ärzte das Ende der Maskenpflicht an Schulen ausgerechnet zu einem Zeitpunkt durchgesetzt, als die Infektionszahlen steil nach oben gingen. Das „vergiftete Geschenk“ müsse sicher bald wieder kassiert werden. Und der Bürger frage sich, warum das Vorausdenken hierzulande so gar nicht mehr funktioniert. Flugscham: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen steht wegen eines dienstlichen Flugs im Privatjet von Wien nach Bratislava in der Kritik. 17 Minuten soll sie in der Luft gewesen sein. Das passt natürlich gar nicht zu den ernsten Worten, die sie in Sachen Erderwärmung und Klimagipfel gesprochen hat. Einzelne Personen vorzuführen und Flugscham zu verbreiten, hilft in der Klimafrage aber kein bisschen weiter, argumentiert Julia Rathcke in ihrem Kommentar. Um das Klima zu retten, müsse sich ein größerer Wandel vollziehen. Finanzen: Die US-Notenbank Fed hat angekündigt, in kleinen Schritten aus dem corona-bedingten massiven Ankauf von Wertpapieren wie US-Staatsanleihen auszusteigen. Die Leitzinsen sollen aber auch 2022 zunächst noch nicht erhöht werden. Das sorgt an den Börsen für Erleichterung. Doch mit Blick auf die gestiegene Inflation zeigt sich Birgit Marschall in ihrem Kommentar skeptisch. Eigentlich seien die Notenbanken in den USA wie Europa dazu da, die Inflation zu bekämpfen – und nicht, um klammen Regierungen bei der Sanierung der Staatsfinanzen zu helfen. Doch ein Umschwenken in der Geldpolitik sei derzeit nicht absehbar. So gesehen: In diesem Fall darf man wohl von einer fetten Beute sprechen: In der Oberpfalz haben Diebe 120 Gänse aus einem Freigehege gestohlen. Und weil in diesem Jahr vieles teurer ist, auch Futtermittel und in Folge Gänsebraten, haben die Diebe damit 20.000 Euro erbeutet – wenn auch ungerupft. Das Schicksal der Tiere dürfte damit besiegelt sein. Dabei ist es doch den Gänsen zu verdanken, dass der Heilige Martin zum Bischof von Tours geweiht werden konnte. Denn der bescheidene Geistliche, der sich um der Armen willen mit halben Sachen zufrieden gab und sich selbst für keine Würden würdig befand, wollte sich der Legende nach bei den Gänsen verstecken. Doch ihr Geschnatter verriet ihn, und so kam einer von ganz unten in das hohe Amt. Erstaunlich, was in der Kirche früher möglich war. Ich wünsche Ihnen einen legendären Tag! Herzlich, Ihre Dorothee Krings Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |