Hallo netzwelt Ein notizartiger Rückblick auf 2021 Freitag, 31. Dezember 2021 - von Michael Knott - netzwelt.de Der letzte Tag des Jahres fällt auf einen Freitag und damit just mit Hallo netzwelt zusammen. Wollen wir einen Blick in meine über das Jahr angesammelten Technik-Notizen werfen? Ein persönlicher Rückblick auf 2021. Im Namen des gesamten Teams wünscht immer wieder auf einer Bananenschale ausrutschend nur das Beste für 2022 - der Michael. Wird diese E-Mail nicht korrekt angezeigt? - Im Browser ansehen Ihr wisst es genauso gut wie ich und jeder andere auf diesem Planeten - 2021 war ein besonderes Jahr. In meinem Verwandten-, Freundes- und Kollegenkreis kam jeder an einen Punkt, an dem es merkwürdig wurde. Merkwürdig im Sinne von Behalten wollen, weder positiv noch negativ behaftet. Einfach anders. |
Als Mensch, der Dinge für andere aufschreibt habe ich mir angewöhnt, ein digitales Notizbuch zu pflegen, um im besten Fall tatsächlich merkwürdige Dinge festzuhalten. Gestern blätterte ich bis tief in die Nacht in dieser App. |
Wo bis 2018 ausschließlich technische Dinge, Fragmente für Überschriften, Stichpunkte für Videodrehs, nüchtern formulierte Teaser und dergleichen zu finden waren, tauchten plötzlich Artikel-Hülsen zu "Tiny-Häusern" und "autarke Wohnmobile" auf. Der (Netz)Welt standen große Veränderungen bevor. Alle wollten irgendwie raus, weg - hin zu mehr Geborgenheit. So war zumindest mein Gefühl. |
1. Januar: Bin so durch, mache einen Screenshot von meinem sich im Display spiegelnden Gesicht |
Diese Notiz entstand vor einem Bankautomaten. Mein iPhone erkannte den Typ mit der Maske nicht und verlangte nach dem Code. Beim Tippen der Zahlen nahm ich bewusst mein neues FFP2-Maskenmodell wahr, nach dem ich zuvor gegoogelt hatte. "Testsieger Masken" landete als Notiz in der App. |
Digitale Notizbücher haben ihren analogen Gegenstücken einiges voraus: Sie lassen sich etwa Plattform+bergreifend synchronisieren, sodass Notizen, Aufgaben und Co. stets auf allen Geräten gleichermaßen abrufbereit ... Ansehen » |
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Wie wenig von meinem Gesicht übrig blieb, bemerkte ich erst, als ich mein sich im iPhone-Display leicht spiegelndes Konterfei entdeckte. Krass. In der Geldautomatenschlange langsam vorrückend machte ich einen Screenshot. Erst später fiel mir die Absurdität dahinter auf. Der Screenshot zeigte natürlich weder mich noch Maske, sondern nur meinen Homescreen. |
Ich hielt ein 1.000-Euro-Handy in der Hand, das für die Gesichtserkennung mit unsichtbaren Infrarotstrahlen um sich wirft. Aber meine Gesundheit sollte allein von einem läppischen Stück Stoff abhängig sein? "Besser als jeder Stofflappen: Hightech-Masken gegen Corona" wanderte als Überschrift in die Notiz-App. Irgendeine Ingenieurin oder Ingenieur, irgendein helles Köpfchen musste inzwischen doch etwas erfunden haben. Etwas mit Akku, Filtern, E-Zauber. |
2. Februar: Die Amazon-Bestellhistorie durchgehen um zu wissen, welche T-Shirts im Schrank sind |
Vom Homeoffice aus zu arbeiten, bietet Vorteile. Ungeübte sollten jedoch aufpassen, nicht vollkommen zu verwahrlosen. Im Februar schämte ich mich fürchterlich, als ich mich dabei erwischte, wie ich am Rechner die Bestellhistorie von Amazon durchblätterte. Ich war auf der Suche nach einem T-Shirt. |
Man könnte es euphemistisch Ankleideraum nennen, den Mini-Kabuff, in dem auch die Heizung untergebracht ist. Wozu frisch gewaschene Wäsche bügeln, falten und wegräumen. Sieht ja eh keiner, dachte ich mir im Februar. Aber wo ist dieses eine T-Shirt? |
Laut Amazon-Historie hatte ich es am 04. Februar bestellt. Ich hatte es noch nicht getragen, nur direkt gewaschen. Vor meinem geistigen Auge legte ich also ein Gitternetz über die verschiedenen Berge frisch gewaschener Wäsche im Kabuff und versah sie mit Zeitstempeln. Es müsste auf dem Wäschehaufen dahinten doch irgendwo zu finden sein ... Zu meiner Ehrenrettung sei gesagt: Ich bin faul, was Wäsche falten und wegräumen anbelangt. Doch der Plan mit der Amazon-Bestellhistorie hat funktioniert. T-Shirt auf Anhieb im richtigen Stapel ausfindig gemacht. |
"Die Amazon-Bestellhistorie durchgehen, um zu wissen, welche T-Shirts im Schrank sind" landete in meiner Notiz-App. Für einen Lifehack-Artikel auf Netzwelt hat es leider nicht gereicht. Ist ja auch irgendwie sehr peinlich. |
3. März: Sprache ist ein Produkt. Testen wir es. Wir kaufen Apple ja auch das kleine i ab. |
Im März entbrannte in der Redaktion eine leidenschaftlich geführte Diskussion über das Gendern. Argumente wurden ausgetauscht und von allen Seiten beleuchtet. Wir überlegten, die Leser und Leserinnen von Netzwelt darüber abstimmen zu lassen, wie sie angesprochen werden möchten. Doch die Gefahr, dass sich nur die Lauten & Zornigen zu Wort melden würden, erschien uns zu groß. |
Ich stellte die Frage irgendwann auch hier im Newsletter zur Diskussion. Das Ergebnis war ein gemischtes. Unsere aktuelle Lösung sieht vor, das "Problem" zu umschiffen. Aus Nutzerin und Nutzer werden Nutzende. In Stein gemeißelt ist das nicht. Doch wollten wir zunächst sehen, wie andere Redaktionen das Thema handhaben, sich der Zeitgeist entwickelt. |
Ich stolperte vermutlich wie ihr über "Nutzer:innen" oder "NutzerInnen" in Schriftform. Wenn Texte übersät mit dem Binnen-I waren, stieg bei mir der Puls. Unleserlich! Ein aufgeschnapptes Gespräch, dieses Mal in der Schlange vor dem Bäcker, bewegte mich zum Umdenken. |
4. But i love the Umlaute |
Eine Amerikanerin sprach mit einer ebenfalls wartenden Kundin, einer Deutschen, über die Besonderheiten der deutschen Sprache. Schwierig, kompliziert, so viele Formen, jaja. Schwer, wenn man kein Muttersprachler ist. "But i love the Umlaute". |
Wie bitte, hatte ich richtig gehört? Die Amerikanerin steht auf ä,ö und ü? Die Buchstaben mit den Punkten, die es im englischen und in den meisten anderen Sprachen überhaupt nicht gibt? Sie sah es tatsächlich als liebenswertes Alleinstellungsmerkmal der deutschen Sprache. |
Die Amerikaner:in hatte einen Punkt getroffen. Liegt vor uns nicht eine geradezu historische Chance, mit dem ":" unsere Sprache in die Neuzeit zu hieven, sie noch einzigartiger zu machen, als sie ohnehin schon ist? Bislang war der Doppelpunkt mitten im Wort ein Alien für mich. Plötzlich, binnen Sekunden liebte ich das Alien so sehr, wie den liegenden Doppelpunkt über dem ü, ist er doch genauso einzigartig. |
Mein erster Gedankengang war: Da sieht man mal wieder, wie augenöffnend internationale Begegnungen sind. Und wie wichtig Reisen, die gerade ja leider nur eingeschränkt möglich sind. Mein zweiter Gedankengang landete noch beim Bäcker in der Notiz-App, als Argumentationsstütze für die folgende Diskussion in der Redaktion: |
"Wir übernehmen Anglizismen und meinen, es wäre cool und edgy. Und wenn wir die Chance haben mit ":" eine Schriftsprache tatsächlich selbst zu definieren, ja regelrecht zu erfinden, drehen alle frei. Das wunderbare ä, das schöne ö. Der weltoffene ":". Wie stark er am Satzende in Verbindung mit einem Punkt ist. Fast wie das Piktogramm einer Buchstütze. Sprache ist ein Produkt. Testen wir es. Wir kaufen Apple ja auch das kleine i ab. Der Doppelpunkt symbolisiert, dass neben der eigenen immer auch noch eine zweite Meinung existiert." Mal sehen, wie es diesbezüglich weitergeht. |
5. Juli: Meine Hassliebe zu Apples sneaky Dolby Atmos-Bubble |
Was geht denn jetzt ab bitte? Mit weit offenem Mund sitze ich eines Abends im Sommer im Wohnzimmer, die Apple AirPods Max auf den Ohren. Es läuft Queen Bohemian Rhapsody. Den Song kennt jeder. Ich bin mit ihm aufgewachsen und habe ihn Tausende Male gehört, gefeiert, zelebriert. |
Nicht nur das iPhone, auch andere Smartphones unterstützen Dolby Atmos. Ich kenn halt nur keine anderen Handys. - Quelle: netzwelt |
Aber seit wann doppelt Brian May bei "sometimes wish i'd never been born at all" die Stimme Mercurys? Ist das neu? Nein, das ist offensichtlich die neue Klangqualität, die Dolby Atmos mit sich bringt. Ich hatte einer meiner Lieblingslieder halt noch nie in dieser Qualität gehört. |
Die Endnote von meinem Testbericht zum AirPods Max musste ich nachträglich anpassen. Denn das, was ich hier gerade erlebte, war eine neue Liga. Hinzu kommt ja auch noch das Headtracking, sprich: Bewegt ihr den Kopf, verändert sich der Klang. Großartig! |
Auf große Begeisterung folgt meist Ernüchterung, so auch hier. Mit Queen hatte ich einen Glückstreffer gelandet. Denn welche Band, welchen Track ich bei Apple Music anschließend auch aufrief, keiner kam in Dolby Atmos-Qualität. Schlimmer noch: Apple erlaubt es nicht einmal, gezielt nach Dolby Atmos-Tracks zu suchen. Und selbst wenn - es sollte ja um die Kunst an sich, nicht um die Qualität der Überlieferung gehen. Ich war hin und her gerissen. Das ganze funktioniert selbstredend auch nur mit der Apple-Produkkette: iPhone+Apple Music+AirPods. "Meine Hassliebe zu Apples sneaky Dolby Atmos-Bubble" wanderte ins Notizbuch. Alle, die sich für Musik begeistern können, sollten das erleben. |
6. August: Überlegt, ein Musikmedium zu machen mit Namen Ticks,Trips & Tracks |
Vor über zehn Jahren hatten wir bei Netzwelt mal Podcasts. Die Zahl der Menschen, die das damals interessierte, war höchst überschaubar. Aus irgendeinem Grund flog mir im August die Wortabfolge "Ticks, Trips & Tracks" zu. Das Einzige, was man daraus stricken könne, sei ein Podcast, so meine Meinung damals. |
Nach kurzer Recherche gesehen, dass es bereits ein Album der Band Großstadtgeflüster mit ähnlich klingendem Namen gibt. Folgende spontane Ideen, die in meinem Notizbuch landeten, habe ich allesamt wieder verworfen. |
"Tick, Trick & der dritte - irgendwas mit Disney halt." "Lips, Bits & Grips - clevere Macher-Frauen reden über ihre IT-Projekte." "Kicks, Ribs & Knacks - das Magazin für ehemalige Fußballprofis, die, jetzt Feinrib tragend, ihr Karriereende mental nicht verarbeiten können und nur auf dem Sofa gammeln." |
7. Oktober: Ein neues iPad Pro, mit einem Griff für die rechte oder linke Hand. |
Im Zuge aufkommender iPad-Gerüchte sinniere ich über Apples Möglichkeiten, mal wieder einen echten Knaller hinzulegen. Immer dünnere Bildschirmränder, immer mehr Leistung, die niemand ausnutzt - das kann es auf Dauer doch nicht sein. Zudem kann man das große iPad Pro nicht vernünftig in der Hand halten. Ich schreibe ins digitale Notizheft: |
Das iPad Pro ist so groß, dass man es eigentlich nur noch in Kombination mit Tastatur bedienen kann. - Quelle: Netzwelt |
"Ein neues iPad Pro mit eingebautem Griff für die rechte oder linke Hand. Der entsprechende Bildschirmausschnitt des aufliegenden Handballens auf der Vorderseite ist ausgeschnitten. Auf der Rückseite des Tablets empfangen Gelkissen die Fingerkuppen. Zusatzfunktionen an den Fingerkuppen, vielleicht Makros. Versionen für Links- und Rechtshänder?" |
8. November: "Schwornegen" - mit Apps auf Polarlichtsuche |
Immer noch Pandemie, die Zahlen und Inzidenzwerte klettern nach oben. Der klassische Winterurlaub fällt flach. Ich klettere in den zum Wohnmobil umgebauten Minivan und flüchte über die Grenze nach Dänemark und Schweden. Mein vorher noch eifrig organisiertes, digitales Impfzertifikat will niemand sehen, weder an den Grenzen noch sonst irgendwo. |
Den abenteuerlichen Roadtrip durch ganz Schweden über Norwegen, rüber zu den Lofoten verkaufe ich mir selbst unter der Netzwelt-Artikelidee: "Per App Polarlichter finden". Nach rund 3.000 gefahrenen Kilometern bemerke ich die Idiotie dahinter. Wer macht so was schon? |
Kurze Zeit später bekomme ich von einer Freundin eine WhatsApp-Nachricht. "Heute soll man das Nordlicht ausnahmsweise gut in Deutschland sehen können", schreibt sie. Toll. Für sie. Ich starre seit Tagen auf wolkenverhangenen Himmel. |
Am gefühlten Ende der Welt, im norwegischen Städtchen "A", steht eine rote Scheune. An der Scheue klebt ein Tesla-Ladepunkt. Ich staune. |
Einer von mehreren Tesla-Ladepunkte am Ende der Welt. - Quelle: Netzwelt |
Frustriert über die ausbleibenden Polarlichter landet "Schwornegen", ein Kunstwort aus Norwegen und Schweden, an einem stockdunklen Nachmittag in meinem Notizbuch. Finde das dunkelheitsbedingt witzig und gehe um 17:30 Uhr ins Bett. |
Als ich wieder auf dem Rückweg bin, teilt sich endlich der Himmel. Aurora Bolearis gibt sich die Ehre und wischt mit einer leuchtend grünen Hand für ein paar Stunden alle Sorgen vom coronagedeckten Tisch. |
Polarlichter! Die grüne Farbe ist in echt nicht so intensiv, wie sie das iPhone 13 hier interpretiert. - Quelle: Netzwelt |
9. Viele dreckige Flachwitze |
Freunde der Netzwelt, jetzt ist es mal wieder spät geworden, draußen starten bereits die ersten Raketen in den Silvester-Himmel. Ist von der Redaktion noch jemand da, der diesen Text auf Fehler überprüfen könnte? Alle schon am Feiern? Dürfen die das überhaupt? Jedenfalls verzeiht bitte den ein oder anderen sicherlich vorhandenen Rechtschreibfehler. |
In meiner Notizbuch-App stehen noch viele dreckige Flachwitze, die mir im Laufe eines langen Jahres erzählt wurden oder die ihr der Redaktion als Leserbrief geschickt habt. Alle sind zu heftig, zu dreckig, um an dieser Stelle Erwähnung zu finden. Sorry. |
"Alles wird gut", schreibt Alex gerade noch in unseren Team-Chat auf Slack. Wird es. Und wenn nicht, machen wir es uns gut. Auf Netzwelt.de, im Home-Office, in der Schlange vor dem Bäcker, auf der Straße und hier in diesem Newsletter. Hallo netzwelt, bis zum nächsten Jahr! Wir freuen uns über Anregungen, Kritik oder Lob über newsletter@netzwelt.de |
10. Hier steckt viel Mühe drin. Wir freuen uns über eine Empfehlung! |
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