vielleicht glauben wir mehrheitlich nicht mehr an Gott. Zahlreiche Studien und Umfragen zumindest legen das nahe. Dafür aber glauben wir umso intensiver an ein ganzes Panoptikum neuer Götter und Götzen: an den Universalismus, die Globalisierung, die freien Märkte, die Digitalisierung, an Integration und Inklusion, an die Zivilgesellschaft, an Feinstaubwerte, die segenspendende Kraft des Veganismus und natürlich an gesunde Ernährung. Immerhin ist es mit den neuen Göttern wie mit den alten: Sie sind eifersüchtig und wenig tolerant. Sie dulden keine anderen Götter neben sich. Ein ernüchterndes Ergebnis. Dies umso mehr, als in den Schulen seit Jahrzehnten kritisches Denken vermittelt wird. Doch in einer endlichen Welt gibt es keine ewigen Wahrheiten. Auch nicht die, die gut gemeint sind, schreibt Alexander Grau in seinem Plädoyer für eine (neue) Kultur des radikalen Zweifels. Cem Özdemir benannte jüngst ein Problem, das vielen in diesem Land bewusst ist: Respektlosigkeit gegenüber Frauen unter vielen zugewanderten Männern aus dem Nahen Osten. Nicht wenige werfen Özdemir nun Rassismus und Populismus vor. Unsere Autorin Ilgin Seren Evisen, die selbst Migrationshintergrund hat, hält dagegen: Das sei kein Rassismus, sondern eine Chance, dass sich mehr Migranten gegen Frauenfeindlichkeit positionieren. Apropos Migration: Vielleicht nicht die Ursache, aber sicherlich der Auslöser der Migrationskrise, die Deutschland heute erlebt, war die Nicht-Schließung der deutschen Grenzen durch Bundeskanzlerin Merkel im Jahr 2015. Der Journalist und Buchautor Eckart Lohse hat nun ein Buch über Angela Merkels Regierungszeit geschrieben. Im Cicero Podcast Politik mit Alexander Marguier spricht er über ihr schwieriges politisches Erbe – und über die Frage, ob sie als Bundeskanzlerin die Deutschen getäuscht hat. Der ungarische Außenminister Péter Szijjártó gilt unter seinen EU-Kollegen als Enfant terrible. Im Interview mit Clemens Traub spricht er über die deutschen Grenzkontrollen, sein Verhältnis zu Annalena Baerbock und die Scheinheiligkeit der EU-Sanktionen gegen Russland. Er sagt: „Frieden in der Ukraine wird es nur mit Trump geben.“ Von den Vereinigten Staaten über Frankreich bis nach China: Was denkt man im Ausland über das krisengeschüttelte Deutschland? In einer siebenteiligen Cicero-Serie blickt das Ausland auf die Bundesrepublik. Im vierten Teil geht es um unseren Nachbarn Polen. Dort beobachtet Autor Thomas Urban mittlerweile einen Anflug von Schadenfreude. Während Israels Luftwaffe ihre Angriffe gegen die Hisbollah im Libanon fortsetzt (einen Überblick über die aktuelle Lage finden Sie hier), steht der Iran vor gewaltigen Problemen. Denn seit vier Jahrzehnten ist Teheran bemüht, seine Einflusssphäre in Nahost auszuweiten. Doch mit der Dezimierung der Hisbollah-Führung bröckelt auch die Machtposition Teherans in der Region. Das ist aber nicht das einzige Problem des Landes. Kamran Bokhari mit den Hintergründen und Zusammenhängen. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende. Bleiben Sie optimistisch. Ihr Ben Krischke, Leitung Cicero Digital |