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Rheinische Post

Morgenausgabe

Stimme
des Westens

Moritz Döbler

04. Oktober 2021

Liebe Frau Do,

Angela Merkel macht in diesen Tagen als Bundeskanzlerin vieles zum letzten Mal. Das gilt auch für ihre Rede zum Tag der Deutschen Einheit gestern. Was sie in Halle zu sagen hatte, war aber nicht nur deswegen bemerkenswert. Ungewöhnlich persönlich schilderte sie, wie respektlos oft mit ostdeutschen Biografien verfahren wird. In einem Buchartikel und einem Zeitungstext hatte man ihre Jahre in der DDR als „Ballast“ beschrieben und sie selbst eine „nachgeholte Bundesdeutsche“ genannt. Mit diesen Beispielen diagnostizierte sie einen Mangel an Respekt zwischen West und Ost, auf den Dorothee Krings in ihrem Kommentar eingeht. Ich hoffe, dass Merkels Befund auf die „Stimme des Westens“ nicht zutrifft, aber vielleicht sollten wir öfter innehalten, wenn unser Urteil über andere, wer auch immer sie sein mögen, allzu bestimmt ausfällt. 

Heute wichtig:

Sondierungen: Wer auf Angela Merkel im Kanzleramt folgt, ist offen. Die Option Jamaika liegt noch auf dem Tisch, aber mit Armin Laschet? Darauf wollte Norbert Röttgen gestern Abend bei „Anne Will“ keine klare Antwort geben, auch nicht auf wiederholte Nachfrage. Was die Sondierungen bisher ergeben haben, berichten Tim Braune, Jan Drebes und Holger Möhle.

Wüst: In NRW zeichnet sich hingegen immer deutlicher ab, wer die CDU in die Nach-Laschet-Ära führt. Den Stand der Dinge schildern Martin Kessler und Dorothee Krings.

Steueroasen-Leak: Sie erinnern sich vielleicht an die sogenannten „Panama Papers“? 2016 deckte ein Rechercheverbund Offshore-Geschäfte von Politikern und Prominenten auf. Nun ist ein weiteres riesiges Datenkonvulot geleakt worden - diesmal nennt es sich „Pandora Papers“. Und wieder tauchen viele illustre Namen aus Politik und Gesellschaft in den Dokumenten auf. Einen ersten Überblick finden Sie hier.

Noch mehr aktuelle Nachrichten gibt es zum Hören – von Montag bis Samstag jeden Morgen ab 5 Uhr in unserem „Aufwacher“-Podcast.

Meinung am Morgen:

Grün-Gelb: Vor einer Woche lag die Bundestagswahl gerade hinter uns. Grüne und FDP kamen bei jungen Menschen besonders gut an, jetzt müssen die beiden Parteien zueinander finden, denn ohne sie wird weder eine Ampel- noch eine Jamaika-Koalition etwas. Deswegen haben Dorothee Krings und Julia Rathcke ein Gespräch mit Nicole Dichant, Sprecherin der Grünen Jugend in NRW, und Alexander Steffen, Vorsitzender der Jungen Liberalen in NRW, geführt

Japan: Nach einer Wahl ordnen sich Regierung und Opposition neu. Manchmal kann das auch länger dauern, wie wir vermutlich in den nächsten Wochen erleben werden. Der Blick nach Fernost kann die Wertschätzung dafür schärfen: Japan bekommt einen neuen Regierungschef, aber das liegt an einer Parteientscheidung, nicht an einer Wahl. Eine „Demokratie ohne Opposition“ beschreibt unser Asien-Korrespondent Felix Lill.

Einparken: Seit einem Jahr fahre ich ein Auto, das auch automatisch einparken könnte. Ich habe davon noch keinen Gebrauch gemacht; es braucht sehr große Parklücken. Felicia Kufferath ist da schon einen Schritt weiter, wie sie in ihrer Kolumne „Total digital“ berichtet. Menschlichkeit könne am Ende das sein, was übrigbleibt, wenn alles digitalisiert ist, was sich digitalisieren lässt, meint sie.

So gesehen:

Digitalisiert ist die Filmwelt längst, aber der Kinobesuch bleibt herrlich analog. Am Wochenende habe ich den neuen James-Bond-Film angesehen (mit meinem Sohn im großartigen Tuschinsky in Amsterdam, aber das ist eine andere Geschichte). Für meinen Geschmack ein ordentlicher Bond, der letzte mit Daniel Craig. Nur das Ende geht gar nicht. Kein anderer Bond ist so aus der Filmserie geschieden. Ich meine nicht die Liebe, mehr verrate ich nicht. Jedenfalls ist nun nichts mehr, wie es war. Aber jetzt soll es hier nicht mehr um ein Ende gehen, sondern einen Anfang: Die neue Woche startet, kommen Sie gut rein!

Herzlich,

Ihr

Moritz Döbler

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