Liebe Leserin, Lieber Leser,
auf die Gefahr hin, dass Sie der Merkelmanie dieser Tage überdrüssig sind: Ich hätte da noch was. Anders als manche Kollegen, zum Beispiel der grundsätzlich umwerfende FOCUS-Kolumnist Jan Fleischhauer, kann ich ihren Memoiren etwas abgewinnen. Ziemlich viel sogar. Ich habe mir „Freiheit“ als Hörbuch gegönnt. Bei der herbstlichen Gartenarbeit. Die mich gewiss in einen entspannteren Gemütszustand versetzt hat, als wenn ich mich in kürzester Zeit durch hunderte Seiten journalistischer Pflichtlektüre hätte ackern müssen. Im Gegensatz zur Frankfurter Rundschau – „Nichts Neues auf 700 Seiten“ – hörte ich eine Menge davon. Angie als Wohnungsbesetzerin war mir bislang unbekannt. Ebenso der Grund ihrer Liebe zu knallbunten Jacketts (nachträgliche Rebellion gegen die DDR-Farbpalette). Jenseits der Trivialitäten habe ich als Kind der Bonner Republik eine Menge gelernt. Über ein Land, das es nicht mehr gibt und dessen gängelnden Sozialisten-Mief Merkel ebenso präzise beschreibt, wie die westdeutsche Gönnerhaftigkeit im Einigungsprozess (und darüber hinaus), das CDU-Misstrauen ihr gegenüber und ihre eigene Naivität. Erleichtert habe ich mal wieder festgestellt, wie weit unser Land seit den 1990ern gekommen ist – als manche in der Union noch fanden, das „Resultat einer philippinischen Sommernacht“ (nicht-eheliche Kinder) verdiene doch wirklich keine Gleichstellung im Erbrecht. |