‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ 
Newsletter im Browser öffnen
alt_text

Liebe/r Leser/in,

was sind schon Worte? Wir sprechen sie aus, schon sind sie verhallt und verweht. Es gibt einfach zu viele davon. Worte übertönen einander, begraben sich gegenseitig. Und doch hängen wir an Worten. Wir betonen sie, wir wiederholen sie, wir nennen sie wichtig. So versuchen wir ihre Halbwertszeit zu verlängern. Bestimmte Worte, so sagen wir, geben unserem Wesen Ausdruck. Wir wählen sie sorgfältig, streiten über sie, formulieren sie neu – und packen sie, wenn wir Mitglieder der entsprechenden Kommission innerhalb der CDU wären, in ein Grundsatzprogramm. Würden wir zu den 1001 christdemokratischen Delegierten zählen, die sich gerade in einem Hotel in Berlin-Neukölln zu ihrem Parteitag versammeln, würden wir über dieses Programm jetzt abstimmen. Ein neues Grundsatzprogramm ist ein klein wenig wie eine neue Verfassung. Im Entwurf der neuen CDU-Verfassung stehen die Worte: „Ein Islam, der unsere Werte nicht teilt und unsere freiheitliche Gesellschaft ablehnt, gehört nicht zu Deutschland.“

Der Satz soll die Behauptung übertönen, der Islam gehöre zu Deutschland. Er bedeutet eine Abkehr von der Union der Merkel-Jahre. Irgendwie. Denn ein Islam, der unsere Werte teile und unsere freiheitliche Gesellschaft akzeptiere, so lautet der obige Satz im Umkehrschluss, gehöre eben doch zu Deutschland. Die Union des Friedrich Merz (und er ist es, der die Partei prägt und lenkt) wendet sich also von ihrer Vergangenheit ab – und begreift sie dennoch als ihr gültiges Erbe. Wie auch anders? Es wäre arrogant, vermessen und fatal, sich von jenen Millionen muslimischen Mitbürgern distanzieren zu wollen, die die Regeln und Werte dieses Landes respektieren und für dieses auch einstehen.

Schafft der neue Grundsatz also Klarheit, wenn es um die religiöse Vielfalt in Deutschland geht? Er würde es, wenn wir davon ausgehen können, dass es einen Islam gibt, der die Werte einer freiheitlichen Gesellschaft akzeptiert. Eine freiheitliche Gesellschaft zeichnet sich dadurch aus, dass in den entscheidenden Fragen des Zusammenlebens die Religion nicht mehr das letzte Wort hat. Es gelten weltliche Regeln und Gesetze – und sie gelten für alle gleich.

Gibt es einen Islam, der dies akzeptiert? Ich kenne ihn nicht. Entsteht irgendwo ein aufgeklärter Islam, der zugeben würde, der Koran besitze nur einen eingeschränkten Geltungsbereich? Ich weiß davon nichts. Aber vielleicht wissen ja die 1001 Delegierten in einem Hotel in Neukölln etwas von diesem Islam. Vielleicht hoffen sie auf einen Islam, der sich im Alltag einer freiheitlichen Gesellschaft nicht mehr so wichtig nimmt. Ein Islam, der sich selbst vergisst. Ein Islam, dessen Worte verhallen.    

Herzlich grüßt

alt_text

Markus Krischer,
stellvertretender Chefredakteur FOCUS Magazin

Top-Themen der Woche

alt_text

Europawahl

Das Krah-mageddon der AfD

Korruption, Bestechung, Spionage für China: Der Abgeordnete Maximilian Krah hat die AfD in ihre schwerste Krise gestürzt. Wie kommt die Partei da raus?

alt_text

CDU

Mission Merz

Carsten Linnemann hat alles andere als eine klassische Unionskarriere hinter sich. Und doch soll ausgerechnet er die Partei zurück ins Kanzleramt führen. Kann das gut gehen?

alt_text

Wirtschaft

Die Sonnenanbeter

Seit Jahren versuchen Forscher mithilfe von Kernfusion Energie zu erzeugen. Nun interessiert sich auch die Wirtschaft dafür. Was taugt die Technologie?

alt_text

Auch als Newsletter erhältlich

Die Fleischhauer-Kolumne

Lesen Sie jeden Donnerstagnachmittag die Kolumne „Der schwarze Kanal“ von Jan Fleischhauer schon vor dem Erscheinen im Magazin.

Tweet der Woche

alt_text

Bundeskanzler Olaf Scholz reagiert nach dem Angriff auf den SPD-Kandidaten Matthias Ecke in Dresden

Mehr vom FOCUS

alt_text

Das aktuelle Heft

Hier geht es zum FOCUS Magazin

Ganz einfach als PDF herunterladen oder in der App auf Ihrem Tablet oder Smartphone lesen.

alt_text

Special Deal

Jetzt Lesevergnügen für 1,00 € sichern!

Jetzt FOCUS digital für 1,00 Euro pro Ausgabe lesen und 75 Prozent sparen!

Besuchen Sie unsere Social-Media-Kanäle

alt_text alt_text alt_text alt_text alt_text
https://mailings.focus-magazin.de/go/yql7e7ptumj6ql7ggl1ht1oozgkpy7uxlsogs80o02j7/33