Liebe Leserin, lieber Leser, erinnern Sie sich an den Moment, als die CDU 2021 die Bundestagswahl verlor? Gut, es gab damals viele solcher Momente, vor allem die endlosen Sticheleien von CSU-Chef Markus Söder. Der ließ keine Gelegenheit aus, den eigenen Unions-Kanzlerkandidaten Armin Laschet zu umspötteln. Subtext: Der kann’s eh nicht. Aber dann kam der 17. Juli. Und Laschet erledigte sich der Einfachheit halber gleich selbst.
Es geschah am Rande eines Festakts für die Ahrtal-Flutopfer. Vorne hielt der Bundespräsident eine Rede. Weit hinten in der Kulisse stand Laschet – und lachte aus nichtigem Anlass kurz. Seit dem Schnappschuss war er erledigt und die Union samt aller Regierungshoffnungen gleich mit. Ein Kasperle als Kanzler ging halt nicht.
Nun ist Friedrich Merz dran. Und auch bei dem warten manche seit seiner Kanzlerkandidatur sehnsüchtig auf einen Laschet-Moment.
Merz ist verdächtig: Er hat neben der Politik sogar mal richtig gearbeitet, u.a. für Blackrock, den größten Vermögensverwalter der Welt. Außerdem fliegt der 69-Jährige privat eine kleine Propellermaschine. Und er lebt im Sauerland. Ein weißer alter Mann aus der Provinz also, mit Geld und Fossil-Freuden – für gewisse Teile des urbanen Akademikerpublikums ist das als Feindbild völlig ausreichend. Der Moment von Merz‘ Selbstzerstörung schien am vergangenen Wochenende gekommen zu sein.
Bei der „Ein Herz für Kinder“-Gala wurden auch Politiker um Spenden gebeten. Etwas linkisch knüpfte Merz seine Zusage erst an Ergebnisse von CDU-Wahlumfragen. Am Ende spendete er 4000 Euro. Aber der Riesen-Aufschrei war schneller: So geldgeil, so herzlos! Man gab sich alle Mühe, Merz als verkommenen Multimillionär zu beschimpfen wie die Social-Media-Größe Diana zur Löwen, die gleich postete: „Zu geizig für eine Spende für Kinder in Not, aber trotzdem noch immer gegen Abtreibungen.“ Ich vergaß, dass Merz auch gern als Frauenhasser abqualifiziert wird. |