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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Freitag, 30.07.2021 | Heiter bis wolkig bei lebhaftem Südwestwind und 25°C. | ||
+ Welche Quarantäne? Auch der Regierende kennt die aktuellen Regeln nicht + Techno und Rap sind keine Kultur: Mitte geht gegen Freiluftpartys vor + Chaos in Bürgeramt: Termin für Einbürgerung dauert mehr als ein Jahr + |
von Julius Betschka |
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Guten Morgen, windgepeitschte Grüße erreichen uns aus den Niederlanden: „Wir lesen den Checkpoint auf Terschelling bei Sturmböen und Nieselregen – das richtige Wetter für Kibbeling (Backfisch) und Patatje Orlog (Fritten ‚Krieg‘ = Pommes mit Mayo, Satésauce und Zwiebeln)“, schreibt CP-Leser Felix Hansen. | |||
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Beach, Berge oder Balkonien – nehmen Sie uns mit! An dieser Stelle zeigen wir während der Sommerferien, wo Sie gerade den Checkpoint lesen. Schicken Sie uns ein Foto mit einem Satz zum Urlaubsort an checkpoint@tagesspiegel.de. | |||
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Der Regierende Bürgermeister bei „Lanz“, da hatte er sich zuletzt ganz gut geschlagen als Pandemieerklärer, war Krisenmanager, Kommunikator. Aber in der verworrenen Debatte um Reiserückkehrer und ihre Test- und Quarantänepflichten hat auch (aber sicher nicht nur) Michael Müller komplett den Faden verloren. Markus Lanz piesackte den Regierenden damit, wer nun genau wie und wann in Quarantäne müsse: Virusvariantengebiete, Hochrisikogebiete, Risikogebiete – die Begriffe flogen durchs Studio. Müller behauptete dann fälschlich, Kinder müssten bei der Urlaubsrückkehr gar nicht in Quarantäne – obwohl es bei Hochinzidenzgebieten wie Großbritannien, Spanien oder Zypern mindestens fünf Tage sind. „Hab‘ ich sie auf dem falschen Fuß erwischt?“, fragte Lanz, hatte sichtlich Spaß. Nunja. In der Bildungsverwaltung – okay, die müssen es wissen – sieht man alles gelassener: „Die Lehrkräfte sind auch aus den Erfahrungen des vergangenen Schuljahres inzwischen sehr geübt darin, Schülerinnen oder Schüler, die gerade nicht am Unterricht teilnehmen können, mit Unterrichtsstoff und Aufgaben zu versorgen“, sagte Sprecher Martin Klesmann auf Checkpoint-Anfrage. Die Bildungsverwaltung werde auch nochmal per Brief über die aktuell geltenden Regeln aufklären, versprach er. Vielleicht geht ja auch einer an den Regierenden. Die Bildungssenatorin will am 9. August zwar mit einer Präsenzpflicht starten, der Vorsitzende der Berliner Bildungsgewerkschaft GEW, Tom Erdmann, fordert aber schon: „Wenn Kinder in Quarantäne müssen, sollte das nicht als unentschuldigtes Fehlen gezählt werden.“ Pure Vernunft – siegt hoffentlich, dieses eine Mal. | |||
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Prüderie am Plötzensee II: Das Bezirksamt Mitte stellt sich weiter gegen Partys am Strandbad am „Plötzi“ im Wedding. Am Wochenende rückte das Ordnungsamt an und drehte dort um 20.30 Uhr die Musik ab. Die Betreiber, die Senatskulturverwaltung und die Bezirksverordneten von Mitte wollen das Feiern dort ermöglichen, fordern Ausnahmen. Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) ist dagegen: „Der Charakter des Strandbades muss erhalten bleiben“, argumentiert er – und hatte deshalb schon eine Pornceptual-Party abblasen lassen. Kultur könne er sich im Strandbad zwar vorstellen. Technopartys oder Rap-Konzerte schließt der grüne Bürgermeister aber aus. Die Senioren-Union im Bezirk ist indes weiter auf Krawall-Kurs, weil sie die Kultur in Gefahr sieht: Angesichts des seit Jahren vor sich hin rottenden Parkcafés Rehberge will die alte Garde der CDU nun „wegen leichtsinniger Verschwendung öffentlichen Vermögens per Gerichtsverfahren Schadensersatz“. So steht es in einem Antrag, von den Verantwortlichen. Die Bezirksführung habe weder „den Klimaschutz noch die Finanzen, noch die Politik im Griff“, argumentieren die Senioren um Wolfram Wickert. Und haben auch gleich einen historischen Vergleich parat: „Wilhelm Voigt, der Hauptmann von Köpenick, wurde im Jahr 1900 wegen seines Griffs in die Stadtkasse ebenso zur Rechenschaft gezogen.“ Öffentlichkeitsarbeit können sie. | |||
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Amt, aber unglücklich – dabei war Checkpoint-Leserin Mascha Rodé eigentlich sogar überglücklich und ziemlich aufgeregt. Nach 25 Jahren in Deutschland will sie samt sorgfältig vorbereiteter Unterlagen im Bürgeramt Pankow ihren Antrag auf Einbürgerung einreichen. „Geisterhaft wirkte der menschenleere Flur des Bezirksamtes. Die einzigen Stimmen, die sich vernehmen ließen, waren die der Rohrleitungen in den Wänden des alten Gebäudes“, schreibt sie. Es war still, zu still, denkt Rodé und schaut nochmal in die Terminbestätigung: 15 Uhr? Richtig. Bürgeramt Pankow? Auch. Das Jahr? 2022. Zwei Monate hatte sie auf eine Antwort des Bezirksamtes gewartet – und jetzt sollte der Termin 2022 sein? „Es schien nicht nur, so war es!“, schreibt sie. „Eine weitere halbe Stunde starrte ich regungslos auf diese 2022, bevor ich mich aus diesem Geisterhaus entfernte.“ Noch immer entfallen bei der Einbürgerungsstelle in Pankow sämtliche Sprechstunden, Online-Terminbuchungen sind „bis auf Weiteres“ nicht möglich. Vielleicht ist das der Grund, warum Berlins Einwohnerzahl seit Pandemie-Beginn stagniert? Mascha Rodés Fazit: „Während sich überall die Welt trotz Corona weiterdreht, scheint sie in einigen Amtstuben zum Stillstand gekommen zu sein.“ | |||
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Echte Dauerbrenner: 1000 Gas-Laternen in der Stadt können es nicht lassen. Einem Checkpoint-Leser war das in seiner Wohngegend in Friedenau aufgefallen. Dort brennen die klebrig gelben Straßenlichter seit Monaten im 24-Stunden-Dauerbetrieb. „Sinnlose Energieverschwendung und Umweltverschmutzung“, ärgert sich der Mann. Die Umweltverwaltung reagiert, natürlich, berlinisch abgeklärt: „Das Problem ist seit vielen Jahren bekannt“, antwortet Sprecher Jan Thomsen auf Checkpoint-Anfrage. Von fast 25.000 Gasleuchten sei „eine mutmaßlich vierstellige Zahl“ defekt, dort leuchtet‘s, leuchtet‘s und leuchtet‘s. Ja, und nu? „Die Reparatur so vieler defekter Leuchten ist leider langwierig, weil die Werkstattkapazitäten für diese veraltete Technik nicht ausreichen, um schnell voranzukommen“, schreibt Thomsen. Wegen des Defekts ginge das Licht nur ganz an oder ganz aus – und letzteres könne erst recht niemand wollen. Dass die alten Gasleuchter auch tagsüber Energie verbrauchen sei zwar „aus Klima- und Umweltschutzgründen sehr bedauerlich“, aber die Verkehrssicherheit gehe vor. „Zur zunehmenden Störanfälligkeit kommen teils erhebliche Lieferzeiten für zugelassene Ersatzteile“, erläutert Thomsen. Deshalb komme man mit den Reparaturen nicht hinterher. Die grelle News: Der Senat arbeitet an der Umrüstung auf LED. 2000 alte Gasleuchten werden pro Jahr ersetzt. In einigen Jahren sollen dann nur noch 3000 Gaslaternen an historischen Orten brennen. Wobei das Motto „There’s a light that never goes out“ ja auch ganz schön zu Berlin passt. | |||
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