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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Dienstag, 03.12.2019 | Bedeckt und regnerisch bei max. 4°C. | ||
+ Grüne wollen Mietendeckel öffnen + Schönholzer Heide sicherster Park der Stadt + Merkel macht Bauern keine Zugeständnisse + |
von Robert Ide |
Guten Morgen, ob heute alles glatt geht? Hoffentlich nicht. Denn Berlins Bürgersteige sind gerade so eisig wie das Klima in der Großen Koalition der Geschrumpften. Da hilft auch kein Streusalz in den Augen: Diesem Ende von Merkels Regierung wohnt kein Zauber inne – egal, wie lange es sich noch hinzieht. Schlittern wir also schleunigst rüber zum Berliner Senat, der heute über die Ausrufung einer Klimanotlage beraten will. Natürlich vermeldet auch der örtliche Koalitions-Wetterbericht regelmäßig Tag- und Nachtfrust. Rot, Rot und Grün scheinen sich selten grün zu sein, die Grünen wollen jetzt sogar noch mal beim Mietendeckel nachbessern. Aber bei aller gegenseitigen Deckelung: Das Eis dieser Koalition ist dick genug, es trägt noch eine Weile. Auch wenn immer wieder jemand drauf ausrutscht. | |||||
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Berlins Stadtschloss wird schon vor der Eröffnung zum Ballast der Republik. Im Humboldtforum sollte auch ein Utensil des DDR-Palastes, der für den Aufbau der betonierten Schlossattrappe abgerissen wurde, wieder aufgestellt werden: Die Gläserne Blume, die einst glänzend den Empfangssaal schmückte, sollte als kleineres Modell wiederkehren. Da aber nur einer der beiden Urheber an der Palast-Kopie für das Kopie-Schloss beteiligt war, zersplitterte die Idee vor Gericht. Auch der Plan, die originale Blume aus Stahl und Glas zu sanieren, die fünf Tonnen schwer in einem Depot in Spandau verrottet, scheint nun zu scheitern. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) lässt dazu auf eine Parlamentsanfrage (via „Berliner Zeitung“) wissen: „Die vergilbten Kleber zu entfernen und zu ersetzen, die beim Bau des Objekts verwendet wurden, ist nach Aussage verschiedener Restauratoren nicht nur aufwändig, sondern birgt vor allem die Gefahr, die Originalelemente aus lndustrieflachglas zu beschädigen.“ So passiert also berlinisch erst mal nüschte – und danach guckt man, ob man weitersieht. In der Glaskugel der Zeit. | |||||
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Wenn man in Berlin den Park vor lauter Bäumen nicht sieht, ist man in der Schönholzer Heide. Hier oben im Norden des nordöstlichen Pankow ruhen sich neben dem sowjetischem Ehrenmal immer mehr genervte Großstädter aus – und werden nur von Reinickendorfer Füchsen und vom Tegeler Fluglärm gestört. Andere Unruhestifter wurden im kleinen Stadtwäldchen schon lange nicht mehr gesehen: Eine amtliche Ergebung (erfragt vom FDP-Abgeordneten Marcel Luthe) ergab: Im Volkspark Schönholzer Heide wurde im vergangenen und in diesem Jahr bisher keine einzige Straftat angezeigt. Das sind immerhin 2177 weniger als im gleichen Zeitraum im Görlitzer Park in Kreuzberg – weitere Schwerpunkte der Kriminellen sind der Kleine Tiergarten mit 663 und der Gleisdreieckpark mit 630 Straftaten. Vielleicht kein Wunder, dass viele am Rande der Stadt ihr Zentrum sehen. | |||||
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In der Schwierigen Partei Deutschlands (SPD) sucht man weiter nach der eigenen Mitte links von der Mitte. Da bei der Schwarzen Null immer mehr Genossinnen und Genossen rot sehen, wird nun nach einem grünen Gewinnerthema gesucht: der sowieso nötigen Nachbesserung des Klimapakets. Junge Wählerinnen und Wähler aller Parteien finden das Umfragen zufolge gut. Nur diejenigen, die vornehmlich die laue Luft der Berliner Regierungsblase einatmen, orakeln mit dem neuen Doppel Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans den Untergang der SPD herbei. Immerhin ein alter Sozialdemokrat lässt aufatmen: Franz Müntefering, der Interviews noch immer per Fax zur Veröffentlichung freigibt, ließ den Tagesspiegel wissen, was er am neuen Duo gut findet: „Ihr guter Wille. Und sie führen die Partei ja nicht alleine.“ Also marschiert die SPD weiter getrennt, getreu ihres Parteimottos: Gemeinsam sind wir schwach. | |||||
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Das Zentrum für Politische Schönheit Sensationslust hat wieder ein Mahnmal aufgebaut. Diesmal sollen in einer Art Stele vor dem Reichstag Bodenproben eingebracht worden sein, in denen sich auch Asche von Ermordeten des Naziregimes befinde. Sollte es sich dabei auch um die Asche ermordeter Juden handeln, hätten die Aktionskünstler für ihre aktionistische Kunst allerdings die Totenruhe gestört, kritisierte am Montagabend das American Jewish Committee. „Die Asche der Ermordeten eignet sich ebenso nicht für schiefe historische und politische Vergleiche. Die Opfer werden so nochmal entwürdigt und entmenschlicht.“ Auch das Internationale Auschwitz-Komitee zeigte sich „bestürzt“, dass die Gefühle von KZ-Überlebenden verletzt würden. Grünen-Politiker Volker Beck stellte Strafanzeige gegen die Aktionskünstler um Philipp Ruch. Der sollte unter diesen Umständen seine Kunstaktion vielleicht lieber rasch beerdigen. | |||||
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Am 9.-10.12 findet die Digital Society Conference 2019 an der ESMT Berlin statt. Namhafte internationale Sprecher diskutieren zum Thema „Sheep, Wolf, or Shepherd? Europe's Role in a Digital World”. Weitere Informationen und Anmeldung zur englischsprachigen Veranstaltung: https://bit.ly/2DhtWBG | |||
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