zur Erinnerung: Es bedurfte eines islamistisch motivierten Messerattentats durch einen syrischen Asylbewerber, der längst hätte abgeschoben werden sollen, um jetzt mal wieder etwas Bewegung in die Migrationsfrage zu bringen. Drei Menschen starben, acht wurden schwer verletzt. Und dennoch ist die Debatte inzwischen wieder an einem Punkt angelangt, der die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes zutiefst frustrieren muss. Denn schon wieder ist das übliche Schwarze-Peter-Spiel zu erleben, bei dem die politischen Verantwortlichkeiten von rechts nach links (oder umgekehrt) geschoben werden – und nun in den meisten Medien als scheinbar vordringlichster Aspekt die Frage behandelt wird, ob Friedrich Merz sich verkalkuliert hat. Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier über „Notlagen“ und das „Gefühl der Verunsicherung“. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Politiker an die Gazetten herantreten, um Journalisten ein Interview anzubieten. Vor den Landtagswahlen in Brandenburg hat nun der amtierende Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) der FAZ ein Interview gegeben. Das Ungewöhnliche daran: Es ist ein Doppelinterview mit seinem sächsischen Pendant Michael Kretschmer, der bekanntermaßen ein Parteibuch der CDU hat. Die Botschaft gen Berlin ist deutlich: Ihr seid ihr – und wir sind wir. Mein Kommentar über die Tribalisierung zweier Landespolitiker. Apropos Berlin: Außenministerin Annalena Baerbock ist derart überzeugt von sich und der Politik der Ampel-Regierung – vor allem, wenn es ihre eigene Partei, die Grünen, betrifft –, dass sie Kritik, selbst aus dem Ausland, nicht einfach stehen lassen kann. Nun hat sie sich mit einem hämischen Tweet in den amerikanischen Wahlkampf eingemischt. Ingo Way stellt fest: Es ist das nächste Beispiel für Baerbocks verqueres Verständnis von Diplomatie. Die Düsseldorfer Landesregierung präsentiert nur wenige Tage nach dem Solinger Anschlag und angesichts der sich zuspitzenden Migrationskrise ein Maßnahmenpaket. Und das tut sie, ohne dass in der (ohnehin extrem kurzen) Entstehungszeit irgendwelche schwarz-grünen Konflikte darüber bekannt geworden wären. Effektive Auswirkungen wird das kaum haben, kommentiert Ferdinand Knauß. Aber die Grünen könnten in NRW allmählich lernen, was sie auf Dauer in Berlin koalitionsuntauglich macht. Themenwechsel: Was wissen heutige Konzertbesucher über Clara Schumann? Nicht viel. Die Autorin und Journalistin Christine Eichel hat in ihrem neuen Buch „Clara“ nun eine Biografie vorgelegt, in der sie sich auf persönliche und emotionale Weise und gar nicht musikwissenschaftlich-trocken dieser Ausnahmekünstlerin des 19. Jahrhunderts nähert. Julia Marguier hat für den Cicero Podcast Literaturen mit ihr gesprochen. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende. Bleiben Sie optimistisch. Ihr Ben Krischke, Leitung Cicero Digital |