Liebe Leserinnen und Leser,
 

einmal im Monat veröffentlicht das Bundesamt für Migration, kurz BAMF, aktuelle Zahlen zu Asylanträgen, die in Deutschland im Vormonat beziehungsweise im bisherigen Berichtsjahr gestellt wurden. Von Januar bis August 2022 sind demnach bereits 115.402 Erstanträge beim BAMF eingegangen, was eine Zunahme der Antragszahlen um bemerkenswerte 35,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Kein Wunder, schließlich herrscht in der Ukraine Krieg, wäre eine nachvollziehbare erste Reaktion. Allerdings: Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine spielen in dieser Statistik keine Rolle.

 

Ein Grund ist, dass sich die EU-Staaten bereits Anfang März geeinigt hatten, den Menschen aus der Ukraine ohne Einzelfallprüfung rasch Zugang zu Sozialleistungen sowie eine befristete Aufenthaltserlaubnis samt Arbeitserlaubnis zu gewähren. Die meisten der genannten über 115.000 Erstanträge kommen daher vor allem von Syrern (34.005), Afghanen (19.730) und Irakern (10.288). Und immerhin bei über 3000 Erstanträgen notiert das BAMF die Herkunft der Antragssteller gar als „ungeklärt“. Deutet sich derzeit – Im Schatten von Ukraine-Krieg, Inflation und Energiekrise – die nächste große Asylwelle an? Darüber ließe sich durchaus diskutieren. 

 

Erste Argumente und Denkanstöße kommen in dem Zusammenhang von Thorsten Frei, Bundestagsabgeordneter und Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Im Cicero-Interview mit Clemens Traub ordnet er die steigenden Asylzahlen ein, beklagt migrationspolitische Versäumnisse der Ampel-Koalition, wirft der Bundesregierung vor, aus den Fehlern der großen Flüchtlingskrise ab 2015 nichts gelernt zu haben – und auch, der illegalen Migration Tür und Tor öffnen zu wollen. Gut möglich, dass dieses Interview einen Beitrag leistet, dass das Thema Migration wieder stärker auf dem Radar der Öffentlichkeit landet. 

 

Die Opposition macht in Sachen Migration also Druck. Unter selbigem steht die Ampelregierung allerdings auch mit Blick auf die Ukraine, genauer: in der Debatte um mögliche Lieferungen von Panzern westlicher Bauart. Bundeskanzler Olaf Scholz – der zur Stunde in den USA weilt, um vor der UN-Generalversammlung zu sprechen – verteidigt sich mit dem Argument, in Abstimmung mit den Partnern zu agieren. Cicero-Chefreporter Moritz Gathmann, der bereits mehrfach aus der Ukraine berichtete, fragt: Steckt dahinter eine Strategie der graduellen Eskalation? 

 

In der globalen Gemengelage spielt freilich auch China eine nicht zu unterschätzende Rolle. Mitte Oktober werden beim Nationalkongress der Kommunistischen Partei zudem die Weichen für die Zukunft des Landes gestellt. Doch anders als sonst, sind diesmal noch längst nicht alle Entscheidungen und Personalien vorab geklärt worden. Präsident Xi Jinping muss mehr noch sogar mit Widerstand aus der eigenen Partei rechnen. Es geht um Wirtschaftsinteressen – und um eine mögliche Wiederannäherung an den Westen. Viktoria Laura Herczegh mit einer lesenswerten Analyse

 

Abschließend noch ein Blick auf ein ganz anderes Thema: Zum 1. Januar 2023 wird es wohl einen Nachfolger für das 9-Euro-Ticket geben. Darin sind sich die 16 Bundesländer im Prinzip einig. Klärungsbedarf gibt es dennoch reichlich, Streit ist damit programmiert: Denn unklar ist nach wie vor, wie teuer beziehungsweise billig der 9-Euro-Nachfolger sein soll und wie es mit der Finanzierung aussieht. Für Cicero-Autor Rainer Balcerowiak ist das 9-Euro-Ticket 2.0 aber ohnehin reine Symbolpolitik. Denn die eigentlichen Probleme des öffentlichen Personen-Nahverkehrs, schreibt er, sind ganz andere. Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre. 

 

Ihr Ben Krischke, Redakteur

 
 
 
 
 
 
 
 
CDU-Politiker Thorsten Frei
 
„Die Ampelregierung öffnet der illegalen Einwanderung Tür und Tor“
 
INTERVIEW MIT THORSTEN FREI
 
 
Die Asylmigration nach Deutschland ist zuletzt wieder stark gestiegen: Im Interview erklärt der CDU-Bundestagsabgeordnete Thorsten Frei die steigenden Asylzahlen, beklagt migrationspolitische Versäumnisse der Ampel-Koalition und spricht über die gemeinsamen Werte, die wir mit ukrainischen Flüchtlingen teilen. Frei wirft der Bundesregierung vor, aus den Fehlern der großen Flüchtlingskrise ab 2015 nichts gelernt zu haben.
 
 
 
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Leopard und Marder für die Ukraine
 
Der Kanzler und die Panzer
 
VON MORITZ GATHMANN
 
 
Der Druck auf die Bundesregierung, Panzer westlicher Bauart zu liefern, steigt. Kanzler Olaf Scholz verteidigt sich mit dem Argument, in Abstimmung mit den Partnern zu agieren. Steckt mehr dahinter eine Strategie der graduellen Eskalation?
 
 
 
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Xi Jinping
 
20. Nationaler Kongress der Kommunistischen Partei
 
China am Scheideweg
 
VON VIKTORIA LAURA HERCZEGH
 
 
Mitte Oktober werden beim Nationalkongress der Kommunistischen Partei Chinas die Weichen für die Zukunft des Landes gestellt. Doch anders als sonst, sind diesmal noch längst nicht alle Entscheidungen und Personalien vorab geklärt worden. Präsident Xi Jinping muss mit Widerstand aus der eigenen Partei rechnen. Es geht um Wirtschaftsinteressen – und um eine mögliche Wiederannäherung an den Westen.
 
 
 
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Bund und Länder noch uneins über Finanzierung
 
Absurdes Gerangel um Billig-Ticket
 
VON RAINER BALCEROWIAK
 
 
Zum 1. Januar 2023 wird es wohl einen Nachfolger für das 9-Euro-Ticket geben. Ungeklärt sind bisher aber sowohl der Preis als auch die Finanzierung. Dabei ist eine solche Maßnahme ohnehin reine Symbolpolitik. Denn die eigentlichen Probleme des öffentlichen Personen-Nahverkehrs sind ganz andere.
 
 
 
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öffentliche Bibliothek Tempelhof-Schöneberg
 
dbv gegen Entfernung missliebiger Bücher
 
„Wir schreiben den Leuten nicht vor, was sie zu lesen haben"
 
VON NINA SCHMEDDING
 
 
Der Deutsche Bibliotheksverband beobachtet mit großer Sorge einen bundesweit zunehmenden Druck auf Bibliotheken, bestimmte Werke aus ihrem Bestand zu entfernen. Entsprechende Bestrebungen gebe es aus dem linken wie rechten politischen Spektrum, heißt es. Doch bei den Forderungen alleine bleibt es nicht mehr. In der Zentralbibliothek des Berliner Bezirks Tempelhof-Schöneberg etwa wurden bereits mehrfach heimlich Bücher zerrissen.
 
 
 
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Ralf Hanselle Moritz Gathmann
 
Moritz Gathmann im Gespräch mit Ralf Hanselle
 
Cicero Politik Podcast: „Das findet tatsächlich vor unserer Haustür statt“
 
VON CICERO-REDAKTION
 
 
Die erste Woche des Ukraine-Krieges hatte Cicero-Chefreporter Moritz Gathmann in der Ukraine miterlebt. Im Gespräch mit Ralf Hanselle blickt er zurück, in die Gegenwart und nach vorn: Wie kann man ankommenden Menschen helfen? Wie arbeitet es sich als Journalist in einem Kriegsgebiet? Wie positioniert sich Deutschland? Wie weit und wie lange lassen sich Sanktionen durchsetzen? Wie finanziert sich Russland derzeit? Und schließlich: Wie hängen Napoleon Bonaparte und Putin zusammen?
 
 
 
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Deutschland nimmt seine neue internationale Rolle an
 
Deutschland nimmt seine neue internationale Rolle an
 
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