Liebe Leserin, lieber Leser,
wer diese Woche wann genau und worüber im Bundestag debattieren und abstimmen wird, das ist noch immer nicht klar. Fest steht: Die nächsten Tage haben es in sich. Morgen eine Regierungserklärung von Bundeskanzler Olaf Scholz, am selben Tag – oder doch erst am Donnerstag? – könnte der Bundestag über zwei Anträge der CDU/CSU-Fraktion zu einer härteren Migrations- und Sicherheitspolitik beraten. Über eine Gesetzesinitiative dazu womöglich am Freitag. Die AfD deutet Zustimmung an – was Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz weiterhin billigend in Kauf nimmt, und damit geht die „Darf der das?”-Debatte in die nächste Runde. Wer sich beim Protest gegen diesen angeblich „beispiellosen Tabubruch“ (SPD-Generalsekretär Miersch) moralisch im Recht wähnt, sollte sich jedoch einmal die Frage stellen: Wie moralisch ist es, das Wohl der Bevölkerung – darunter auch der hier lebenden Ausländer – durch ein „Weiter so“ zu gefährden? Wie moralisch ist es zu ignorieren, dass Staat und Gesellschaft – von Sicherheitsbehörden bis Psychologen – schlicht überfordert sind? Und wo liegt inmitten von Wohnungsnot die Moral, via Familiennachzug „bewusst Menschen in die Obdachlosigkeit zu holen”, wie der Fürther Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD) am Sonntag in der ARD kritisierte. Auch wenn die empörten SPD- und Grünen-Spitzen mit ganz viel „Haltung“ jetzt davon ablenken wollen: Es war auch ihre Politik, die der AfD zuletzt ungekannten Zulauf verschafft hat. Wer diese Siegessträhne stoppen will, darf sich nicht aus ideologischen Motiven an ein dysfunktionales System klammern (mehr dazu weiter unten im FOCUS Briefing). |