Prof. Dr. Marcus A. Mall ist seit 2018 Professor und Direktor der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie, Immunologie und Intensivmedizin Charité Universitätsmedizin Berlin. Zudem ist er als Professor am Berlin Institute of Health (BIH) tätig. Foto: Charité Universitätsmedizin
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| Was ist unter dem Phänomen „post lamp syndrom“ zu
verstehen?
„Im Deutschen
würde ich das „post lamp syndrom“ mit „Laternen-Phänomen“ übersetzen. Wenn man
nachts seinen Schlüssel verloren hat, sucht man zunächst im Licht der Laterne,
wo man gut sehen kann. Der Schlüssel könnte aber auch im Dunkeln liegen, dort,
wo das Licht der Laterne nicht hinreicht. Übertragen auf die klinische Praxis
würde das bedeuten: Bei stabilem Zustand kommt der Patient vierteljährlich zu
einer Routine-Untersuchung. Bei diesem Termin steht er sozusagen im Licht, und
ich erfasse seinen Gesundheitszustand punktuell an diesem Tag. Das ist jedoch
nur eine Momentaufnahme, zwischen diesen Terminen kann der Zustand objektiv und
subjektiv stark schwanken. Was zu diesen Schwankungen geführt hat, lässt sich
derzeit jedoch kaum ermitteln. Der Patient kann sich beispielsweise eine
Entzündung zugezogen haben, aber auch mangelnde Therapie-Adhärenz kann die
Ursache für bestimmte Symptome sein. Ich bin überzeugt davon, dass mit einem
besseren Überblick über den Krankheitsverlauf die Behandlungsprozesse optimiert
und Therapieerfolge gesteigert, werden.“
Wie kann das
sogenannte „post lamp syndrom“ in der Versorgung konkret überwunden werden? Damit man während
der Versorgung einen besseren Überblick erhält und Behandlungsprozesse
optimiert werden können, ist es wichtig die angesprochenen Lücken zwischen den
einzelnen Arztterminen zu schließen. Ein großes Potenzial birgt hierbei die Telemedizin.
Sie kann vielseitig eingesetzt und angewendet werden. Das Telemonitoring bietet
hierfür eine optimale Chance diese Lücken zu überbrücken, z. B. mit einer
Patienten-App. Am nachweislich effektivsten hat sich in der Praxis jedoch eine
Kombination aus Telemedizin und persönlicher Betreuung bewährt.
Wie sollte Ihrer
Meinung nach eine hybride Versorgung aussehen? Zu empfehlen wäre eine
hybride Lösung, die sich aus einer digitalen und einer persönlichen Komponente
zusammensetzt, da die Wirksamkeit rein digitaler Anwendungen Grenzen aufweist.
Eine solche Versorgungsform könnte sich zum Beispiel aus einem Tele-Coaching mit
App und einem telemetrischen Gerät zusammensetzen. Mit der Kopplung von
Telemetrie und App kann eine kontinuierliche Erfassung von Vitalwerten
gelingen, die durch eine persönliche Betreuung medizinisch-kompetent
eingeschätzt wird. |
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