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EVANGELISCHE KIRCHE IM RHEINLAND
PRESSEMITTEILUNG Nr. 147/2018
31. Oktober 2018
Achtung, Sperrfrist: Mittwoch, 31. Oktober 2018, 19 Uhr! Es gilt das gesprochene Wort.
„Wir brauchen Christen, die, mit Luther
gesprochen, das Maul aufreißen“
Mitglieder der rheinischen Kirchenleitung predigen am Reformationstag
Oberhausen/Essen. Auf die Bedeutung des Reformationstags für den christlichen Glauben im Jahr 1 nach dem 500. Reformationsjubiläum hat Oberkirchenrätin Barbara Rudolph heute in Oberhausen hingewiesen. Den Glauben zu leben, sei keine Selbstverständlichkeit, sondern ein Abenteuer, sagte Rudolph im Gottesdienst des Evangelischen Kirchenkreises Oberhausen in der Evangelischen Kirche Alstaden. „Wir brauchen Christinnen und Christen, die, mit Luther gesprochen, das Maul aufreißen.“ Es brauche heute die Bereitschaft zum Protestantismus, zum furchtlosen Protest, zur Verantwortung jeder Einzelnen, jedes Einzelnen. „Wie sehr diese Eigenschaft gefragt ist, ein Jahr nach dem Reformationsjubiläum, das hätte ich nicht gedacht“, sagte Rudolph, die hauptamtliches Mitglied der rheinischen Kirchenleitung und Leiterin der Abteilung 1 Theologie und Ökumene im Landeskirchenamt ist.
Die rheinische Oberkirchenrätin betonte, dass die Herausforderungen, vor denen die Kirchen gegenwärtig stehen, gemeinsam angenommen werden sollten. „Im Jubiläumsjahr haben wir neu entdeckt, wie viel die Konfessionen gemeinsam haben“, sagte sie und verwies etwa auf die mit dem Bistum Essen 2017 geschlossene Vereinbarung „Ökumenisch Kirche sein“. „Die Aufgaben sind zu groß, als dass wir uns in einem Streit verzetteln können, der einst im Himmel wenig austragen wird. 500 +1: Die Herausforderungen sind immens, sodass wir alle Kräfte gemeinsam brauchen. Und die Sehnsucht nach Glaubensgewissheit, Glaubensfreude und Glaubenstrost ist zu stark, als dass meine Kraft dafür gebraucht wird danach zu suchen, was ich am Glauben der anderen falsch finde, sondern mich an dem freue, was auch meinen Glauben stärkt“, sagte sie. „Das ist heute unsere gemeinsame Aufgabe als Christenmenschen aus allen Kirchen und Konfessionen: Uns bei der Hand zu nehmen, Gottes Angesicht zu schauen und es in den Armen dieser Stadt, unseres Landes und dieser Welt wieder zu entdecken. Da brauchen wir uns gegenseitig“, sagte Rudolph weiter.
„Wer erlebt, was Freiheit ist, wird sich und andere nicht knechten“
Dass der christliche Glaube die Menschen auch heute angeht, war Thema von Oberkirchenrätin Henrike Tetz in der Kreuzeskirche Essen. „Der Glaube eröffnet neue Lebensperspektiven für jeden und jede einzelne von uns.“ Er ermögliche den Menschen, ihr Fähigkeiten zu entfalten, ohne in den Würgegriff einer falsch verstandenen Selbstoptimierung zu geraten. „Und er entfaltet eine besondere Relevanz für unsere Gesellschaft überall dort, wo Menschen unwürdig behandelt werden, ihre Würde nicht geachtet wird“, sagte die Leiterin der Bildungsabteilung im Landeskirchenamt und hauptamtliches Mitglied der Kirchenleitung der rheinischen Kirche. Das zeige sich etwa gegenwärtig in der Flut von Hassparolen. „Wutbürgerinnen und Wutbürger überschreiten Grenzen einer angemessenen politischen Auseinandersetzung. Aktivisten missachten im Einsatz für die Schöpfung ihre Mitmenschen. In dieser Situation können Christinnen und Christen mit ihrem Glauben zum Glücksfall für alle werden: Denn sie stehen für die gute Chance, dass die Würde jedes Menschen in den Blick kommt und geachtet wird.“
Dass der Glaube seine lebensdienliche Wirkung entfalte, sei die Hoffnung der Christinnen und Christen und zugleich ihre Aufgabe. „Freiheit wächst da, wo Menschen Lebensgewissheit entwickeln. Wenn sie das Zutrauen haben, dass es für sie eine gute Zukunft gibt, dass es auf sie ankommt“, sagte Tetz weiter. „Als Kirche haben wir die Möglichkeit, hierfür Erfahrungsräume zu öffnen mit unseren Gottesdiensten, unseren musikalischen Schätzen, mit seelsorglicher Begleitung, mit Angeboten der Bildung, mit diakonischen Diensten. Wer sich bei Gott unbedingt willkommen weiß, der kann auch für die Würde des anderen eintreten. Wer erlebt, was Freiheit ist, wird sich und andere nicht knechten.“
Auch Präses Manfred Rekowski hat zum Reformationstag 2018 die christliche Botschaft von der Freiheit gewürdigt (vgl. Pressemitteilung 144 vom 29. Oktober). Die Freiheit gehöre „zu den wichtigsten und gleichzeitig auch am meisten gefährdeten Werten unserer Zeit“, sagte der leitende Geistliche der rheinischen Kirche im Reformationsgottesdienst der Evangelischen Kirchengemeinde Werdorf im hessischen Aßlar. „Eine ungehemmte Marktwirtschaft und der freie Handel sind das Glaubensbekenntnis der westlichen Welt. Freiheit ohne Grenzen! Aber diese Freiheit verhindert nicht, dass die Schere zwischen Arm und Reich in unserer Welt immer mehr auseinanderklafft, sie befördert sie wohl noch. Für diese Freiheit, die zulasten anderer geht, zahlen viele Menschen einen viel zu hohen Preis.“
Einen umfassenden Überblick über die Gottesdienste am Reformationstag 2018 in der Evangelischen Kirche im Rheinland finden Sie im Internet unter: https://www.ekir.de/www/service/kalender-29179.php
Absender:
Evangelische Kirche im Rheinland | Das Landeskirchenamt | Dezernat 4.3 Politik und Kommunikation | Arbeitsbereich Kommunikation | verantwortlich: Pressesprecher Jens Peter Iven
Hans-Böckler-Straße 7 | 40476 Düsseldorf | Tel: 0211/4562-373 | Fax: 0211/4562-490 | Mobil: 0172/2603373 | www.ekir.de/presse
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