am 10. Juni 2023 protestieren im bayerischen Erding 13.000 Menschen gegen die Heizungspolitik der Ampelregierung. Organisatoren des Protests waren ein Erdinger Optiker, Franz Widmann, und die bayerische Kabarettistin und Schauspielerin Monika Gruber. Vergangene Woche, wenige Tage nach dieser Demo, habe ich Gruber in einem Hotel im österreichischen Innsbruck zum Interview getroffen. Wir unterhalten uns fast drei Stunden. Es ist ein sehr emotionales Gespräch. Grubers Freude ist groß, dass sie so viele Leute mobilisieren konnte. Allerdings werden sie und die Demonstranten auch mit sämtlichen Zuschreibungen versehen, die das Diffamierungsrepertoire für unerwünschte Meinungen vorsieht: „Querdenker“, „Verschwörungsideologen“, „Rechtextremisten“. Selbst ein ehemaliger Weggefährte beschimpft Gruber im Internet. Aus unserem Treffen ist ein langes und lesenswertes Gespräch entstanden, das wir in zwei Teilen veröffentlichen. Hier lesen Sie den ersten Teil des Interviews. Nicht nur das Verhältnis zwischen der Ampelregierung, insbesondere den Grünen, und den Menschen, die in Erding demonstrierten, ist denkbar schlecht. Auch das zwischen den USA und China ist es. Daran wird auch der Besuch des US-Außenministers Antony Blinken in Peking nichts ändern. Dass die Vereinigten Staaten den Dialog suchen, ist dennoch richtig, findet Cicero-Autor Thomas Jäger, und erklärt die wichtigsten Hintergründe und Konfliktlinien. Wie also umgehen mit dem politischen Gegenüber? Was die AfD betrifft, setzen die etablierten deutschen Parteien weitgehend auf Ausgrenzung. Das Problem: Diese Strategie geht sei Jahren nicht auf. Und derzeit erleben die Rechten einen regelrechten Aufwind, zeigen Umfragen. Auch in Finnland gibt es eine politische Rechte. Nur grenzt man sie dort nicht aus, sondern integriert sie sogar ganz bewusst in den politischen Prozess. In der neuen Regierung werden die „Basisfinnen“ unter anderem für das Finanzministerium zuständig sein. Jens Mattern über einen Praxistest, an dem Finnlands Rechte nicht das erste Mal scheitern könnte. Möglicherweise täte all den politischen Konflikten, die derzeit ausgetragen werden, mehr Realitätsbezug ganz gut. Einen solchen unterstellt mein Kollege Daniel Gräber der Bauingenieurin Lamia Messari-Becker. Denn sie bringe, so Gräber, mit, woran es anderen Energiewende-Experten oft fehlt: Praxiserfahrung und Pragmatismus. Sein Porträt lesen Sie hier. Gut möglich, dass ein bisschen Hilfe von Künstlicher Intelligenz nicht schaden könnte, all die Debatten wieder auf ein sachliches Fundament zu stellen. Denn KI ist bekanntlich überaus unemotional, was man von unserer Diskussionskultur keineswegs behaupten kann. Das Problem: Mit KI lässt sich auch allerlei machen, das mit KI gar nicht gemacht werden sollte. Hausaufgaben zum Beispiel. Doch KI ist für das Bildungssystem weniger Bedrohung als Chance, findet Jörg Phil Friedrich. Abschließend widmen wir uns nochmal den Folgen der jüngsten Wahlen in der Türkei. Und zwar mit einer ganz konkreten Fragestellung: Was bedeutet die Wiederwahl Erdogans für die Frauenrechte im Land? Denn mit dem Wahlerfolg Erdogans ziehen schließlich auch zwei Parteien ins Parlament ein, die offen frauenfeindlich auftreten und Kinderehen befürworten. Besser als jede KI kann die Folgen Canan Güllü, Präsidentin der Föderation der Frauenverbände der Türkei, erklären. Cicero-Autorin Ilgin Seren Evisen hat mit ihr gesprochen. Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre. Bleiben Sie optimistisch. Ihr Ben Krischke, Leitung Debatte |