Ich hoffe natürlich, dass ihr morgen einschaltet. Denn nur dann erfahrt ihr auch, welche Aufgabe ich dieses Mal in der Börsen-Show habe 😊
So jetzt aber zurück zu Vietnam!
Vielen Dank für Eure vielen positiven Zuschriften zu meinem Beitrag im aktienlust-Newsletter zum Thema „Investieren in Indien“. Das hat mich sehr gefreut und dafür möchte ich Euch herzlich danken! Euer Feedback habe ich zum Anlass genommen, mich noch einmal im Investitions-Umfeld der „Emerging Markets“ umzuschauen.
Bevor ich auf das ausgesuchte Land zu sprechen komme, eine wichtige Einordnung:
Emerging Markets (Schwellenländer) können aufgrund ihres stärkeren Wirtschaftswachstums und einer weniger großen Abhängigkeit von Krisen in Industrieländern eine interessante Depotbeimischung darstellen. Allerdings muss man sich auch immer des größeren Stabilitätsrisikos in den Bereichen Politik, Wirtschaft und Währung bewusst sein!
Weltweit werden je nach Institution (z.B. Weltbank, Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Internationaler Währungsfonds) zwischen 10 und 55 Volkswirtschaften zu den Emerging Markets gezählt, wobei die Bandbreite der Schwellen enorm ist.
Zu den sogenannten E7-Staaten werden die Länder China, Indien, Brasilien, Russland, Indonesien, Mexiko und die Türkei gezählt. Die Wachstumsraten sind hier mit über 4% mehr als doppelt so hoch wie in den Industrieländern.
Zu den sogenannten G7-Staaten gehören die Länder USA, Japan, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Kanada.
Legt man das sogenannte kaufkraftbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) laut Internationalem Währungsfonds zugrunde, dann hatten die beiden Staatengruppen E7 und G7 in ihrer Wirtschaftsleistung bereits vor acht Jahren einen Gleichstand. Dabei bedeutet "kaufkraftbereinigt", dass der reale Wechselkurs gleich 1 ist und Währungen die gleiche Kaufkraft besitzen.
Wirtschaftsexperten gehen davon aus, dass bis 2030 das Verhältnis 2:1 zugunsten der E7-Staaten betragen wird, also die E7-Staaten insgesamt ein doppelt so hohes kaufkraftbereinigtes BIP haben werden, wie die G7-Staaten. China hat die Vereinigten Staaten beim Bruttoinlandsprodukt bereits überholt - zumindest "kaufkraftbereinigt".
Das Land, das ich mir heute gemeinsam mit Euch anschauen möchte, gilt (noch) nicht als Emerging Market. Es befindet sich quasi eine Stufe darunter und wird als Frontier Market (Grenzmarkt) bezeichnet:
Vietnam
Das Land hat gut 98 Mio. Einwohner. Die Hauptstadt ist Hanoi, welche mit dreieinhalb Millionen Einwohnern die zweitgrößte Metropole des Landes darstellt. Mit fast 9 Mio. Einwohnern ist Ho-Chi-Minh-Stadt (das frühere Saigon) die größte Stadt Vietnams und sie zählt zu den am schnellsten wachsenden Megacitys der Welt. Die Hafenstadt Haiphong, etwa 100 Kilometer von Hanoi entfernt, gilt als wichtigster wirtschaftlicher Dreh- und Angelpunkt des Landes. Das Nationalgericht Vietnams ist „Pho“, eine Suppe mit Reisnudeln, Gemüse und Fleisch, welche in den Garküchen am Straßenrand der Metropolen zubereitet und zu jeder Tageszeit gegessen wird.
Die Leitbörsen Vietnams sind die Hanoi Stock Exchange (HNX) und die Ho Chi Minh Stock Exchange (HOSE). Als Leitindex gilt der Hanoi-Stock-Exchange-Equity-Index (VHINDEX).
Viele Leser bringen Vietnam womöglich in erster Linie noch mit dem Vietnamkrieg in Verbindung, mit dem Kommunismus oder mit dem Land der Mopeds. Schließlich entfallen auf die 98 Mio. Einwohner insgesamt 46 Mio. Mopeds!
Das Land der Agrarprodukte
Vietnam ist auch das Land der Agrarprodukte, insbesondere werden Kaffee, Reis und Nüsse gewonnen. Nach Brasilien gilt Vietnam als zweitgrößter Exporteur von Kaffeebohnen. Das Land soll auch über traumhafte Landschaften und Strände verfügen, die ich leider noch nicht erkunden konnte. Ich hoffe, dies irgendwann einmal nachholen zu können. Es ist nicht überraschend, dass der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftszweig ist, der über 13% des Bruttoinlandsproduktes (BIP) ausmacht.
In den vergangenen 40 Jahren hat sich das BIP Vietnams verzehnfacht. Wesentliche Wachstumstreiber sind westliche Textilunternehmen, sowie japanische und koreanische Elektronikkonzerne. Begünstigt wird das Wachstum auch durch den Aufstieg Chinas. Die hier steigenden Löhne machen das Nachbarland Vietnam aufgrund günstigerer Arbeitskosten immer interessanter.
Mit der Europäischen Union besteht seit drei Jahren ein Freihandelsabkommen, was den Export nach Europa beflügelt. Was für Indien gilt, das trifft auch auf Vietnam zu: Die junge, immer kaufkräftigere Mittelschicht wächst und treibt den Binnenkonsum massiv an.
In den letzten 30 Jahren hat Vietnam ein durchschnittliches Wachstum von fast 7% per annum erzielt. Es ist erstaunlich (und für uns Anleger besonders interessant), dass dies an der Börse lange Zeit keinen Niederschlag fand. Langsam scheint sich dies zu ändern, denn von vielen Investoren wird Vietnam als eine Alternative zu China betrachtet. Dabei spielt die Verunsicherung über Chinas politischen Weg zu Umschichtungen in Richtung Vietnam.
Vietnam gilt auch als heimlicher Sieger jedes Handelskriegs zwischen den USA und China, denn sowohl China als auch die USA verlegen zunehmend Produktionsstätten nach Vietnam. Außerdem profitiert das Land durch den Beitritt zum transpazifischen Handelsabkommen CPTPP vom Wegfall der Zollbeschränkungen.
Direkte Investments in Vietnam-Aktien sind schwierig
Ein direktes Investment in Aktien aus Vietnam ist schwierig. Ausländische Investoren müssen sich über eine Depotbank registrieren lassen, um einen Wertpapier-Transaktionscode zu erhalten, der erst den Kauf von Aktien ermöglicht.
Im Aktienbarometer für Schwellenländer ist Vietnam nicht vertreten. Als Grenzland steht es im MSCI Frontier Markets eine Stufe tiefer. Geht es allerdings nach dem Indexanbieter MSCI, bestehen dank des rasanten Wachstums und der wirtschaftlichen Reformen gute Chancen auf den Sprung in den Emerging Markets Index!
Es ist denkbar, dass dies bereits in den nächsten zwei Jahren geschieht. Wenn dies passiert, dann würde das zu einem deutlichen Kapitalzufluss führen, denn Vietnam ist dann auf der „Landkarte der Anleger“ deutlich präsent!
Über einen ETF in Vietnam investieren
Mit dem Xtrackers FTSE Vietnam Swap ETF (ISIN: LU0322252924) können Anleger an der Entwicklung des FTSE Vietnam Index teilhaben. Dieser bündelt die 22 liquidesten und größten Blue-Chips des Aktienmarktes. Über 400 Papiere werden an Vietnams bedeutendster Börse, der Ho Chi Minh Stock Exchange, gehandelt.
Zu den größten Werten gehören die Vingroup, ein Lebensmittelkonzern, der sich im Einzelhandel und im Gesundheitssektor zu einem der führenden Unternehmen Vietnams entwickelt hat. Teil der Gruppe ist auch Vinfast, ein Autokonzern mit großen Plänen. Mit zwei selbstentwickelten Elektro-SUVs wagt der Hersteller den Sprung nach Europa. 40.000 Mitarbeiter erwirtschaften einen Jahresumsatz von über 5 Mrd. Dollar.
Außerdem dabei: Die Masan Group, ein Mischkonzern, der vor allem Lebensmittel vertreibt und über 130 Supermärkte in Vietnam besitzt. Vietnam Dairy Products, ein Unternehmen, das Milchprodukte, Süßwaren und alkoholfreie Getränke vermarktet und vertreibt. Petrolimex, hauptsächlich im Öl- und Gashandelssektor tätig und die Phat Dat Real Estate Development Corporation, die neben der Realisierung und Vermietung von Immobilien auch im Brücken- und Straßenbau tätig ist.
Die Performance des ETF in den letzten fünf Jahren schwankt massiv. Konnte man seit dem Corona-Tief zwischenzeitlich zwar fast 90% Rendite einfahren, so sind es aktuell minus 15%. Dies hängt zum einen an der schwächelnden China-Lokomotive und zum anderen am hohen Real Estate Anteil des ETF mit fast 30%, welcher den Index nach unten gezogen hat.
Andererseits könnte sich für spekulative Anleger gerade jetzt wieder ein günstiger Einstiegszeitpunkt ergeben, denn die Wachstumsaussichten Vietnams sind, wie oben dargestellt, ausgezeichnet.
Deine
Nicole
Nicole Straub, Redaktion aktienlust