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Stefan Gilsbach
Lokalredakteur Radevormwald
08. Juni 2024
Liebe Leserin, lieber Leser,
Hückeswagen, Radevormwald und Wermelskirchen aus einer Hand – das erwartet Sie in diesem Newsletter. Und das sind unsere Themen:
Den langjährigen Wermelskirchener mag es kaum wundern, aber das Thema Müll und Grünpflege ist zurück. Leider, so muss man feststellen, nicht ganz unbegründet. Das hat nicht nur damit zu tun, dass die Menschen bei frühlingshaftem Wetter mehr draußen unterwegs sind und entsprechend mehr in ihrer Umgebung wahrnehmen. Das hat auch nicht nur damit zu tun, dass im Frühling das Grün naturgemäß sprießt. Das hat vor allem damit zu tun, dass dieses Reizthema so dauerhaft anhält, dass die Menschen inzwischen sensibilisiert und auch dünnhäutig geworden sind.
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Wären Müll und schlechte Pflegezustände die Ausnahme von der Regel, würde diese Dünnhäutigkeit nicht immer wieder zutage treten. Und: Dann könnten auch nicht in der Kommunalpolitik aktive Ratsherren dieses Thema für sich nutzen, um Wahlkampf zu betreiben. Mit Allgemeinplätzen wie „Sicherheit“ – wer diesen Begriff in den politischen Raum wirft, suggeriert gleich mal mit, dass es eine begründete Unsicherheit gibt – oder „Sauberkeit“ lässt sich gut Stimmung machen. Was auch nicht neu ist.
Ein Schelm ist, wer meint, dass die Freien Wähler ihren Offenen Brief mit der Forderung nach einer „Sauberkeits“-Task-Force bewusst kurz vor der Europa-Wahl verschickt haben. Da kann ein bisschen was dran sein. Aber unabhängig davon mehren sich derzeit auch die bei unserer Redaktion gemeldeten Beschwerden von Bürgern über wilden Müll. Die angeregte Task-Force mag eine Idee sein.
Die kann aber nur funktionieren, wenn Gelder bereitgestellt werden, mit denen die von der Task-Force entwickelten Pläne umgesetzt werden können. Dann liegt der sprichwörtliche „Ball“ – in diesem Fall der Müll – wieder bei der Politik, die entscheiden muss, wo aus dem wenig üppig gefüllten Stadtsäckel dieses Geld denn herkommen soll. Was einmal kaputt gespart ist, ist schwer wieder in Gang zu bringen.
Das größte Interesse an einer Europawahl in Deutschland gab es gleich bei der Premiere: 65,7 Prozent der Wahlberechtigten in der Bundesrepublik gingen 1979 zur Wahlurne. Danach sackte das Interesse jedoch dramatisch ab: Zwischen 1999 und 2019 lag sie im inzwischen wiedervereinigten Deutschland bei 43,0 bis 48,1 Prozent – ein Armutszeugnis für die Demokratie. Immerhin kletterte die Wahlbeteiligung vor fünf Jahren auf 61,4 Prozent. Wer in Deutschland lebt, sollte sich eines klar machen: Er genießt ein Privileg, dass viele Menschen weltweit gar nicht oder nur in sehr eingeschränkte Form haben – die Möglichkeit, frei zu wählen. Daher sollte dieses Recht nicht einfach weggeworfen werden, indem man es nicht nutzt. Viele Menschen beispielsweise in Russland oder im Iran wären froh, hätten sie eine Wahl zwischen den unterschiedlichsten demokratischen Parteien und Kandidaten. In Ländern wie Myanmar, Afghanistan oder Haiti gibt es überhaupt keine Wahlen.
Hückeswagens Bürgermeister hatte es in seinem Wahlaufruf  diese Woche schon angesprochen: „Nur wer seine Stimme nutzt, der wird auch gehört. Wer nicht wählen geht, überlässt die Entscheidung anderen.“ Auch das sollte jeder bedenken, der mit dem Gedanken spielt, am Sonntag, 9. Juni, sein Wahlrecht zu ignorieren. Mal abgesehen davon, dass man dann im Grunde genommen auch nicht meckern sollte, wenn etwas nicht so läuft, wie man es gerne hätte, verhilft man auch den Parteien an den Rändern zu mehr Prozentanteilen. Parteien, die undemokratische Tendenzen aufweisen. Kommen sie erst einmal an die Macht, wird’s das gewesen sein mit den freiheitlich-demokratischen Rechten. Die Einschränkungen beim Wahlrecht wären dann nicht die einzigen. Aber Jammern bringt in diesem Fall definitiv nichts mehr.
Der Weg ist das Ziel“ lautet eine Kalenderweisheit. Der Verein Bergische Bahnen/Wupperschiene hat einen langen Weg zurückgelegt und sein Ziel – die Einrichtung eines Museumsbahnverkehrs – ist nun greifbar nahe . Paradoxerweise führt das dazu, dass der Verein sich in Radevormwald hier und da unbeliebt macht. Das erneute Genehmigungsverfahren führt dazu, dass die Draisinen des „Wuppertrail“ noch nicht in die Saison starten können, was Fans der Tour verstimmt. Auch scheint den Anwohnern erst jetzt aufzugehen, dass bald tatsächlich ein echter Zug vor ihrer Haustür fahren wird. Das Gegrummel in den Wupperorten über die Lagerung von Tausenden Bahnschwellen am Bahnhof Dahlerau kann man auch als Symptom einer Verunsicherung mancher Wupperaner sehen, die nicht so recht wissen, was die zunehmend professionalisierte Wupperschiene vor hat. Viele fanden die Idee einer nostalgischen Eisenbahn reizvoll, so lange sie noch nicht konkret war. Aber für einen Zug – ob Museumsbahn oder öffentlicher Nahverkehr – braucht es halt das volle Programm. Die Strecke muss blitzblank in Schuss sein, die Genehmigungsbehörden werden genau hinschauen. Vielleicht sollte die Wupperschiene noch einmal eine Infoveranstaltung abhalten, um Sorgen der Menschen vor Ort zu zerstreuen.
Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen
Ihr
Stefan Gilsbach
Mail an die Lokalredaktion senden
PS: Wie schaffen wir die Energiewende? So! Antworten gibt’s in der ersten Staffel unseres Podcasts Zukunftsorte. Überall, wo es Podcasts gibt!
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