Liebe Leserin, lieber Leser,
dieser Text erreicht Sie heute aus der jordanischen Hauptstadt Amman. Und wenn ich deutsche wie internationale Medien aus der Ferne richtig verstehe, sitze ich gerade mitten im Bombenhagel. Der ganze Nahe und Mittlere Osten um mich herum brennt demnach bereits. Es sind schließlich nicht mal 150 Kilometer Luftlinie bis rüber in den Südlibanon, wo die Israelis vergangene Nacht ihre Bodenoffensive begonnen haben. Gefolgt von einem Raketen-Bombardement des Irans. Um das gleich vorweg zu sagen: Das Einzige, was hier in Amman tobt, ist der übliche Berufsverkehr. Erlauben Sie mir deshalb, dass ich die Welt mal durch jordanische Augen betrachte. Perspektivwechsel helfen ja oft, zumal ich mir nie anmaßen würde, in einer Region, wo so viel Terror und Fanatismus regieren, ein letztgültiges Urteil fällen zu wollen. Sie? Immerhin habe ich zum Beispiel gelernt, dass Jordaniens König Abdullah II. in all dem Chaos das Kunststück gelingt, eine Art diplomatische Vermittlerrolle einzunehmen. Das muss man ja erst mal schaffen, gleichzeitig mit Nachbarn klarzukommen wie Syrien, Irak, Saudi-Arabien, Ägypten und natürlich Israel, das auch in Amman nicht sonderlich beliebt ist, u.a. weil es einen Großteil des Wassers aus dem gemeinsamen Grenzfluss Jordan abzapft. Jordanien hat weder Öl noch Gas, setzt aber auf Bildung. Fast jeder Taxifahrer scheint englisch zu sprechen. Der Tourismus soll dringend nötige Devisen bringen. Doch seit der Eskalation im Gazastreifen fehlt ein Großteil der Urlauber aus den USA und Europa. |