Dafür soll ein NetCents Ökosystem etabliert werden, das auf der MultiChain (www.multichain.com) basiert, einer offenen Blockchain-Plattform. Aber kann das wirklich gelingen? MultiChain möchte Organisationen jeder Art dabei helfen, schnelle Blockchain-Anwendungen zu bauen und einzusetzen - wie z.B. NetCents. Besser als der Bitcoin? NetCents baut eigenes Ökosystem auf NetCents behauptet: Der eigene Coin biete alle Vorteile des Bitcoins und darüber hinaus zusätzlich die Sicherheit und Verlässlichkeit einer finanziellen Regulierung. Diese Regulierung soll durch die NetCents Coin Organization (NCCF) gewährleistet werden, eine unabhängige Non-Profit-Organisation, die verantwortlich für die Steuerung und die Herausgabe des NetCents Coins ist, das Währungsrücklagen-Konto managt und die Technologieplattform zum Wohle aller Stakeholder weiterentwickelt. Mit diesem Währungsrücklagenkonto soll der Wert der NetCents-Münze aufrechterhalten werden, sogar durch die volatilen Marktfluktuationen hindurch, für die Kryptowährungen bekannt sind. Es soll die NetCents-Münze letztlich zu einer praktikablen Wertanlage bzw. zu einem Wertaufbewahrungsmittel ("store of value") machen. Dafür wird der Coin etwas anders strukturiert sein als das Kryptowährungen bisher sind. Der Blockchain-Algorithmus enthält eine Fälschungssicherung (IP und Nutzeridentität können auf Basis von 145 Datenquellen geprüft werden) und Betrugsaufspürungs-Algorithmen, und erlaubt nur zugelassenen Netzknoten ("nodes") im Netzwerk Transaktionen vorzunehmen. Dadurch vermeide man 99,9 Prozent der Rückbuchungen, was für Händler einen enormen Kostenvorteil biete, erklärt Gründer und CEO Clayton Moore. Das erlaubt der NCCF zu überprüfen, welche Börsen sich strikt an die Know Your Customer (= Kenne Deinen Kunden)- und Anti-Money Laundering (=Anti-Geldwäsche)-Vorgaben halten und nur solche zu autorisieren. Damit repräsentiere die NCCF "das Beste aus beiden Welten": die Geschwindigkeit, die Sicherheit und die Skalierbarkeit einer Kryptowährung und gleichzeitig eine optimale Finanzregulierung und einen sinnvollen Plan für eine langfristige Tragfähigkeit der Währung. Handel soll über eine unabhängige Börse stattfinden Der Handel selber soll zunächst auf der NetCents Exchange stattfinden, einer unabhängigen, eigenständigen Börse. Alle neu herausgegebenen Münzen sollen auf dieser Börse verkauft werden, wobei alle Erlöse auf das Währungsrücklagen-Konto gehen, das von der NCCF gemanagt wird. Diese Börse soll letztendlich global geöffnet sein, die ersten Versionen wird es in Kanada und Europa geben. Das heißt: Die NCCF verwaltet den NetCents Coin und die NC Exchange ermöglich das Handeln und das Investieren. NetCents Technology, also das Unternehmen, in das wir als Börsianer tatsächlich investieren können, sieht sich quasi als letztes Teil des Puzzles: Einen Zahlungsabwickler, der sowohl Kryptowährungen als auch traditionelle Währungen unterstützt. Hierfür bietet NC Technology eine E-Wallet (Geldbörse), Geldwechselmöglichkeiten, Zahlungstransfers und ein Händler-Gateway-System mit einer universellen Programmierschnittstelle (API) an die sich quasi jeder Online-Shop sehr einfach "anstöpseln" kann (plug-and-play). Das alles zusammen bildet das NetCents-Ökosystem, das letztlich dafür sorgen soll, dass der NetCents sich weltweit zu der Kryptowährung entwickelt, die tatsächlich in der Geschäftspraxis als Zahlungsmedium verwendet wird. Wie geht es nun weiter? Der Vorverkaufsprozess für den NetCents-Coin (das Initial Coin Offering; kurz: ICO) lief bis zum 30.11.2017. Er wurde in mehrere Release-Phasen aufgeteilt. Die erste Tranche bestand aus fünf Millionen Coins, die zu einem US-Dollar je Coin bereits vollständig gezeichnet worden sind. Inzwischen ist nach Angaben des Unternehmens auch die zweite Tranche mit weiteren fünf Millionen Coins komplett ausverkauft. Hier kosteten die Coins bereits zwei US-Dollar je Coin. Im Moment läuft der Verkauf der dritten Tranche, wo Investoren bereits vier Cents je Coin bezahlen müssen. Die Idee ist, dass der Coin durch die steigende Beliebtheit an Wert gewinnt und solange weitere Münzen (zum dann jeweils doppelten Preis) herausgegeben werden, bis ein Gleichgewicht erreicht worden ist. Der Ausgabeplan sieht so aus: Parallel dazu wurden erste Vereinbarungen mit Handelsnetzwerken getroffen, die den Handel mit den NetCents ermöglichen. Zum Beispiel mit Aliant Payment Systems, die laut eigenen Angaben Abwicklungsdienstleistungen für eine Vielzahl von Firmen anbieten, u.a. aus dem Einzelhandel wie z.B. Tankstellen oder Lebensmittelläden oder für Restaurants und Tankstellen sowie Händler aus Hochrisikobranchen. Aliant wickle pro Jahr 15,5 Milliarden Transaktionen im Wert von mehr als 560 Milliarden Dollar ab. Das Netzwerk von Aliant umfasst fast 7.000 Händler. Am 1. Dezember sollte die NetCents-Börse nun online gehen (Anm. d. Verfassers: nach Redaktionsschluss). NetCents Inc. will dann an den Gebühren verdienen, die sich aus dem Handel mit NetCents ergeben. Der Startpreis für den Coin wird entsprechend der im Vorverkauf erreichten 3. Release-Phase auf 4,00 US-Dollar festgelegt. MEINE MEINUNG Das alles hört sich in der Theorie sehr gut an. Das Ökosystem scheint durchdacht und praktikabel. Die große Frage ist aber: Wird NetCents tatsächlich als Zahlungsmittel angenommen? Werden die Händler des Aliant-Netzwerks (und andere) tatsächlich in Scharen auf den NetCents zurückgreifen? Sind die Vorteile der Währung wirklich so überzeugend? Das ist mehr als fraglich. NetCents startet (logischerweise) quasi bei null: Die so genannten Processing Revenues, also die Umsätze mit den Transaktionen über die NetCents-Plattform erzielt worden sind, lagen in den letzten neun Monaten gerade mal bei 54.480 kanadischen Dollars (CAD), was zu einem Bruttogewinn von 24.431 CAD führte. Unter dem Strich lief aber ein Verlust von 915.000 CAD auf. Bei aktuell knapp 35 Millionen ausstehenden Aktien und einem Kurs von derzeit ca. 3,455 Euro liegt die Marktkapitalisierung nach der jüngsten Kursexplosion bei 121 Mio. Euro oder rund 186 Millionen CAD. Das heißt, es sind bereits jede Menge Vorschusslorbeeren in der Bewertung enthalten. Wichtig zu verstehen ist dabei auch: Die Erlöse aus dem Vorverkauf des NetCents-Coin (alleine aus dem ersten und zweiten Release waren das ja insgesamt 15 Millionen US-Dollar (5.000.000mal ein US-Dollar aus der ersten Release-Phase und 5.000.000mal zwei US-Dollar aus der zweiten Release-Phase) landen nicht auf dem Konto von NetCents, werden dem Unternehmen also nicht direkt als Cash zur Verfügung stehen. Alle Erlöse werden auf das Währungsrücklagen-Konto gehen, das von der NCCF gemanagt wird. In den letzten Wochen und Monaten explodieren nicht nur die Kurse der Kryptowährungen, sondern auch die Zahl der Kryptowährungen selber. Viele davon haben ähnliche Ziele wie NetCents. Wer letztendlich unter all den Anbietern das Rennen machen wird bzw. ob sich Kryptowährungen angesichts der bekannten Nachteile überhaupt als Zahlungsmedium im Alltag etablieren können, ist kaum prognostizierbar. Ein weiteres Warnsignal: Die Aktie ist in der kanadischen Heimat nur an der Canadian Stock Exchange (CSE) gelistet. Seriöse Broker wie beispielsweise Interactive Brokers bieten den Handel von Aktien, die nur dort gelistet sind, erst gar nicht an. Was also tun? Falls Sie mit dem Gedanken spielen, in die NetCents-Aktie ernsthaft zu investieren (also nicht nur zu zocken, wie das angesichts der schwindelerregenden Kursschwankungen wohl viele Glücksritter im Moment tun), sollten Sie unbedingt abwarten, ob tatsächlich erste Erfolge in Form von stark steigenden Umsätzen eintreten. Und zwar schwarz auf weiß, das heißt in den Quartalsberichten. Lassen Sie sich nicht von angeblichen, euphorischen Erfolgsmeldungen blenden, die nicht in Form von profitablen Umsätzen quantifizierbar sind. NetCents (Frankfurt; 3-Monats-Chart) (ISIN: CA64112G1054) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 17e/18e | Kurs | A2AFTK / N26 | 121 Mio. EUR | neg. / neg. | 3,455 EUR |
Hinweispflicht nach §34b WpHG: Die Geldanlage-Report-Redaktion ist in den genannten Wertpapieren / Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels nicht investiert. Es liegt daher kein Interessenskonflikt vor. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. |