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Netflix: Die unfassbare Erfolgsgeschichte – und wie sie nun weitergeht!

Lieber Geldanleger,

 

ich kann es drehen und wenden wie ich will.


Fakt ist: Nach wie vor stürzen sich die Anleger auf schnell wachsende Technologie-Aktien.

Während sich beispielsweise der DAX nach dem Flashcrash im Februar allenfalls auf niedrigem Niveau stabilisieren kann, erreicht der NASDAQ Composite fast in dem Moment, in dem ich diese Zeilen hier schreibe (Freitagabend; 17:30 Uhr) ein neues Allzeit-Hoch. Heute stelle ich Ihnen den Prototyp des Disruptors vor: Netflix.

Es ist faszinierend: Gerade mal rund einen Monat ist es her seit der NASDAQ Composite crashartig verloren hat und im Tief fast bis auf 6.600 Punkte gefallen ist. Nun hat er bei 7.520 Punkten bereits wieder ein neues Allzeit-Hoch erklommen. Zum Vergleich: Beim DAX sind es fast zehn Prozent. Die 52-Wochen-Performance liegt bei der NASDAQ bei rund 28 Prozent, beim DAX sind es 3 Prozent! Das sind Welten!

Technologie-Aktien sind im Moment "the place to be" und durchaus überraschend ist für mich auch die große Anzahl an Newcomern, die dabei sind, ganze Branchen und Untersektoren zu revolutionieren.

10.000 Prozent Performance

Heute möchte ich mich auf die Aktie konzentrieren, die in der letzten Dekade so stark gestiegen ist, wie kein anderer Wert: Ungefähr 10.000 Prozent Performance waren für Aktionäre drin, die vor gut zehn Jahren eingestiegen sind und die Aktie bis jetzt gehalten haben. Die Performance in den letzten drei Jahren liegt bei 400 Prozent. Alleine seit Jahresbeginn ist das Papier schon wieder um rund 65 Prozent gestiegen. Ich rede vom Proto-Typ des "Disruptors", dem Streaming-Anbieter Netflix.

Gut, Netflix ist kein Newcomer mehr im eigentlichen Sinne. Aber das Beispiel zeigt wie radikal sich Branchen innerhalb weniger Jahre verändern können. Der Weg von Netflix ist gesäumt mit "Opfern", die keine Chance haben gegen den Netflix-Tsunami von dem sie überrollt werden. Damit meine ich nicht nur Videoketten wie Blockbuster, die längst das Zeitliche gesegnet haben, sondern zunehmend auch Kabelnetzbetreiber, denen die Kunden in Massen davonlaufen.

Das Erfolgsgeheimnis

Worin liegt das Erfolgsgeheimnis? Die beste Analyse, die ich zu Netflix in letzter Zeit gefunden habe, ist diese hier von L&F Capital Management aus San Diego, Kalifornien.

Der übergeordnete Megatrend von dem Netflix profitiert ist der Siegeszug des OTT-Medienkonsums. OTT steht für Over The Top und bezeichnet die Übermittlung von Video- und Audioinhalten über Internetzugänge, ohne dass ein Internet-Service-Provider in die Kontrolle oder Verbreitung der Inhalte involviert ist.

Damit ist OTT das Gegenstück von IPTV, die Internet-Service-Provider wie die Deutsche Telekom mit Telekom Entertain bereitstellen. IPTV funktioniert nur mit der vom Provider zur Verfügung gestellten Set Top Box.

Beim reinen OTT-Streaming wie es Netflix anbietet braucht der User keine Set Top Box. Dank neuer internetfähiger Smart TVs loggt er sich einfach via Fernbedienung in den Service ein und wählt die Inhalte aus, die er gerne sehen möchte. Parallel dazu hat er die Möglichkeit einfach über sein Smartphone oder Tablet Inhalte zu schauen - ebenfalls durch simples Einloggen.

Natürlich ziehen nun "herkömmliche" Pay-TV-Anbieter wie Sky mit Angeboten wie Sky Go, die eben dies auch ermöglichen, nach. Aber Netflix ist quasi von vorneherein ein reiner OTT-Streaming-Anbieter, der überhaupt keine Hardware-Infrastruktur mehr benötigt.

Es ist also sehr einfach zu nutzen und basiert komplett auf dem On-Demand-Prinzip. Das heißt, der User kann alle Inhalte genau dann konsumieren, wenn er möchte. Das ist sehr bequem und bekanntermaßen lieben wir Menschen Bequemlichkeit.

Insofern kann Netflix sein Produkt auch sehr günstig anbieten. Das Basis-Abo (ohne HD) kostet in Deutschland im Moment nur 8 Euro pro Monat, das Standard-Abo mit HD und der Möglichkeit auf zwei Geräten gleichzeitig zu schauen, kostet 11 Euro und das Premium-Abo mit Ultra-HD und der Möglichkeit auf vier Geräten gleichzeitig zu schauen gibt es für 14 Euro pro Monat. Damit bewegt sich das Unternehmen auf einem Preisniveau, das das Angebot für die breite Masse der Konsumenten erschwinglich macht und die Konkurrenz teilweise deutlich unterbietet.

Nicht zuletzt hat das Unternehmen einen sehr guten Riecher bei der Produktion eigener Inhalte. Speziell im Serienbereich liefert man einen Blockbuster nach dem nächsten (aktuell z.B. Stranger Things; House of Cards; Black Mirror, Dark u.a.) und erhält viele Auszeichnungen (2017 in den USA z.B. die zweitmeisten Emmy-Awards, der bedeutendste Fernsehpreis in den USA).

Die Investitionen in neuen Content werden dabei massiv nach oben gefahren. 2018 sollen dafür acht Milliarden US-Dollar ausgegeben werden. Damit liegt man deutlich über der neuen Konkurrenz wie Apple (hat in 2017 eine Milliarde in Inhalte investiert, Hulu (2,5 Milliarden) und Amazon (4,5 Milliarden).

Mit der "etablierten" Konkurrenz wie Time Warners HBO (8 Milliarden), Fox (8 Milliarden) und Disney (7,8 Milliarden) zieht man nun gleich (Angaben jeweils ohne Ausgaben für Sport-Inhalte).

"Exportierbares Geschäftsmodell"

Die vier Erfolgsfaktoren sind also die einfache und bequeme Nutzung, der Preis und die guten Inhalte. Hinzu kommen das schlanke Geschäftsmodell (ohne Hardwarekosten), der First Mover-Vorteil (Netflix hat sehr frühzeitig auf den Streaming-Trend gesetzt und dabei bewusst das ursprüngliche und damals ebenfalls sehr erfolgreiche Geschäftsmodell mit der Lieferung von DVDs per Post kannibalisiert) und nicht zuletzt die Tatsache, dass das Geschäftsmodell auch international funktioniert. Das verdeutlicht diese Graphik sehr schön:

Quelle: Statista.com


Innerhalb von nur fünf Jahren hat die Zahl der internationalen Abonnenten (also außerhalb der USA) mit 62,8 Millionen die der US-Abonnenten mit 54,8 Millionen übertroffen. Noch in 2012 machten internationale Abonnenten nur ca. 5 Prozent aus. Auch in Deutschland war Netflix von Anfang an sehr erfolgreich: Bereits zweieinhalb Jahre nach dem Start hierzulande im September 2014 kam man auf 5 Millionen Abonnenten.

Weltweit sind es inzwischen 117,5 Millionen Kunden und die Zahl steigt weiter rasant. Alleine im vierten Quartal 2017 kamen außerhalb der USA 4,9 Millionen neue Abos hinzu und 1,45 Millionen in den USA. Natürlich wird irgendwann die Sättigung einsetzen. In den USA ist dieser Prozess bereits im Gange. Schließlich haben dort inzwischen schon 45 Prozent der internetfähigen Haushalte (55 Millionen von 120 Millionen) ein Netflix-Abo.

Die spannende Frage ist nun natürlich wie schnell und wie weit kann Netflix in den kommenden Jahren noch wachsen und wieviel kann das Unternehmen dabei verdienen? Aktuell sind die Bewertungsrelationen extrem: Die Marktkapitalisierung ist bei einem Kurs von 317 US-Dollar inzwischen auf 137,6 Milliarden US-Dollar gestiegen. Der Gewinn pro Aktie lag in 2017 aber nur bei 1,25 US-Dollar. Das heißt, das aktuelle KGV liegt bei 254.

Aussagekräftiger bei Wachstumsunternehmen ist aber oft das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV), weil ein Großteil der operativen Cashflows wieder in das Wachstum investiert wird (bei Netflix vor allem in Inhalte), der Nettogewinn also zum großen Teil oder komplett geopfert wird. Umgesetzt hat Netflix in 2017 11,7 Milliarden US-Dollar.

Daraus errechnet sich ein ebenfalls sehr hohes KUV von 11,8, zumal Netflix ja kein Software-Unternehmen ist, sondern sich in Richtung Medienunternehmen entwickelt mit einem zunehmend größer werdenden Kostenblock für Inhalte.

Netflix, Inc. (ISIN: US64110L1061)
WKN / Kürzel
Börsenwert
KGV 17/18e/19e
Kurs
552484 / NFLX
142 Mrd. USD
261/120/78
326,21 USD


So groß kann Netflix werden

Letztlich hilft uns das alles aber auch nicht wirklich weiter, wenn wir den fairen Wert der Aktie bestimmen möchten. Für die künftige Kursentwicklung ist alles entscheidend, wie groß und profitabel Netflix in Zukunft werden kann, z.B. in zehn Jahren. Und hier sind wir wieder bei der oben verlinkten Analyse. L&F trifft dabei folgende Annahmen:

Man geht davon aus, dass in Europa die Situation in zehn Jahren so aussehen wird wie aktuell in den USA. Das heißt 45 Prozent der aktuell 225 Millionen Internet-Haushalte, das wären 101 Millionen, werden dann ein Netflix-Abo haben. Das ist aus meiner Sicht eine durchaus optimistische Annahme.

Für Asien rechnet L&F letzen Endes mit der gleichen Marktdurchdringung, allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt, weil hier der Markt auch wegen teilweise noch fehlender bzw. langsamer Internetzugänge noch nicht so weit entwickelt ist. Auf 10-Jahres-Sicht gehen sie hier von 30 Prozent der dann geschätzt 290 Millionen Internethaushalte aus, was 87 Millionen Abos entspräche.

Für die drei Regionen Afrika (15 Prozent von 85 Millionen internetfähigen Haushalten), den Mittleren Osten (20 Prozent von 30 Millionen) und Süd- und Lateinamerika (25 Prozent von 120 Millionen) geht man von insgesamt 50 Millionen Abonnenten in 2027 aus. Hinzu kommt noch Ozeanien (vor allem Australien und Neuseeland mit 50 Prozent von 12 Millionen; hier rechnet L&F mit 50 Prozent, weil bereits jetzt jeder Dritte Australier einen Netflix-Zugang hat.

Insgesamt kommen die Analysten so auf eine Zahl von 240 Millionen internationalen Abonnenten in 2027. Für 2022 rechnen sie mit 160 Millionen. Für die USA gehen sie von einem weiteren Anstieg von fünf Millionen Abonnenten pro Jahr bis 2022 und dann von vier Millionen Abonnenten bis 2027 aus. Das würde insgesamt 80 Millionen US-Abonnenten in 2022 und 100 Millionen in 2027 bedeuten.

Die nächste Frage ist wieviel man mit diesen Abonnenten umsetzen kann. Bisher ist auffällig, dass die Netflix-Kunden sich von Preiserhöhungen kaum abschrecken lassen. Man spricht hier von einer hohen Resilienz, was natürlich damit zusammenhängt, dass die Kunden sehr zufrieden mit dem Angebot sind und der Preis im Vergleich zur Konkurrenz relativ niedrig ist. Das Kundenwachstum hat sich trotz dreier Preiserhöhungen in den letzten vier Jahren sogar beschleunigt.

Konkret geht L&F davon aus, dass der durchschnittliche Umsatz je User (ARPU) in den USA von 9,36 US-Dollar in 2017 über 12,50 US-Dollar in 2022 bis auf 15 US-Dollar in 2027 steigen wird. International geht man im gleichen Zeitraum von einer Steigerung von 6,75 US-Dollar über 10,50 US-Dollar bis auf 13 US-Dollar aus. Daraus errechnet sich ein Gesamtumsatz von 32,2 Milliarden US-Dollar in 2022 und 55,9 Milliarden US-Dollar in 2027.

Und nun wird es spannend: Wie profitabel kann Netflix bei dieser Abonnentenzahl werden? Auf jeden Fall viel profitabler als jetzt, nicht nur was den absoluten Gewinn betrifft, sondern auch relativ zum Umsatz, also was die Gewinnmarge betrifft.

Warum Netflix viel profitabler werden wird

Zwei Ursachen gibt es dafür:

1. natürlich die Preissteigerungen für das Produkt und

2. Skaleneffekte, die dadurch zustande kommen, dass der Multiplikator von Umsätzen zu Content-Produktionskosten viel größer wird, weil mehr User den gleichen Content schauen. Viele Serien funktionieren weltweit selbst wenn sie auf den US-Markt zugeschnitten sind (wie z.B. House of Cards). Es geht aber auch umgekehrt: (spannend ist hier z.B. dass die eigentlich für den deutschen Markt produzierte Serie "Dark" auch international so gigantisch ankommt, dass sie inzwischen zu 90 Prozent von internationalen Abonnenten geschaut wird).

L&F orientiert sich an der operativen Marge in 2017, die gegenüber 2016 um drei Prozent von vier auf sieben Prozent gestiegen ist. In 2018 soll sie auf Basis der Konsensprognosen der Analysten um weitere drei Prozent auf zehn Prozent zulegen. Daraus schließt L&F, dass es in diesem Stil bis 2022 weitergehen könnte, womit wir bei 22,5 Prozent angelangt wären.

Von 2022 bis 2027 wird dann ein etwas moderaterer jährliche Margenanstieg von nur noch 2,5 Prozent angenommen, so dass bis 2027 rund 35 Prozent an operativer Marge erreicht wäre.

Daraus lässt sich dann ein operativer Gewinn von 7,2 Milliarden US-Dollar in 2022 und ein Vorsteuergewinn von 6,75 Milliarden US-Dollar errechnen, wenn man davon ausgeht, dass die Zinskosten von zwei auf 1,5 Prozent zurückgehen. Nach Steuern kommt man - unter Annahme des neuen Steuersatzes für Unternehmen von 21 Prozent (nach der Trump-Steuerreform) - bei angenommenen 475 Millionen ausstehenden Aktien auf einen Gewinn pro Aktie von 11,20 US-Dollar.

Für 2027 errechnet sich entsprechend ein operativer Gewinn von 19,6 Milliarden US-Dollar und unter Annahme einer weiteren Absenkung der Zinsbelastung auf ein Prozent ein Vorsteuergewinn von 19 Milliarden US-Dollar, was bei den angenommenen 500 Millionen ausstehenden Aktien zu einem Gewinn pro Aktie von 30 US-Dollar in 2027 führen würde.

Hier nochmal die Berechnung von L&F in der Übersicht...

Nun geht es noch darum, einen fairen Bewertungsansatz zu finden. Hierfür errechnet L&F die durchschnittliche prozentuale Gewinn-Wachstumsrate von 2022 bis 2027 von 22 Prozent und folgert, dass eine nachhaltige langfristige Price-Earnings-Growth (PEG)-Ratio von 1,3 fair sei. Dabei beruft sich L&F wiederum auf Daten von Yardeni Research. Yardeni Research ist das Unternehmen von Ed Yardeni, dem ehemaligen Chefinvestment-Strategien der Deutschen Bank.

Was heißt das nun? Die PEG-Ratio setzt das prozentuale jährliche Gewinnwachstum ins Verhältnis zum KGV. Die Grundannahme ist eigentlich die, dass eine faire Bewertung einem PEG von eins entspricht. Das heißt, das KGV sollte der prozentualen Gewinnwachstumsrate entsprechen. Dabei legt man einem Zeitraum von fünf Jahren zugrunde.

Yardeni geht nun aber offenbar davon aus, dass die Zinsen dauerhaft niedrig bleiben werden und daher eine gewisse Bewertungsprämie für Aktien angemessen sei, die er auf 30 Prozent taxiert. Entsprechend läge die faire PEG-Ratio dann bei 1,3.

L&F geht nun noch einen Schritt weiter und erhöht die Prämie auf 60 Prozent (also PEG 1,6), bezogen auf das Jahr 2022, weil große Wachstums-Aktien wie Netflix eine Bewertungsprämie verdienen würden und Netflix auf Basis der L&F-Schätzungen im betreffenden 5-Jahres-Zeitraum ja um 22 Prozent per anno wachsen soll.

Im nächsten Schritt setzen die Analysten die Wachstumsrate von 2022 auf 2023 mit 25 Prozent an (weil man offenbar von einer graduellen Abschwächung von 2022 bis 2027 ausgeht), woraus sich ein Gewinn pro Aktie von 14 US-Dollar für 2023 ergäbe. Darauf setzt man nun ein KGV von 35 an (25 Prozent Wachstum*Faktor 1,6), woraus sich dann ein Kursziel von 488 US-Dollar bis Jahresende 2022 ergibt.

Dieses wiederum wird mit dem Faktor 10 Prozent über vier Jahre abdiskontiert, woraus sich ein Kursziel für Ende 2018 von 333 US-Dollar ergibt. Weil Netflix dieses Kursniveau derzeit fast schon erreicht hat, schlussfolgert L&F, dass der Kurs den Fundamentaldaten vorausgeeilt sei und die Aktie derzeit überhitzt ist.

Hohe Unsicherheit von Langfristprognosen

Puh, das waren jetzt ganz schön viele Annahmen und Zahlen. Was sollen wir nun von dieser Analyse halten?

Nun, zunächst einmal müssen wir uns klar machen, dass eine extrem hohe Unsicherheit hinsichtlich der Prognosen gegeben ist. So ging L&F beispielsweise in einer Analyse im Juni 2016 noch davon aus, dass man bis 2025 international 140 Millionen Abonnenten erreichen könnte, davon 55 Millionen in Europa und knapp 45 Millionen in Asien.

Nun rechnet man für 2027 mit 101 Millionen in Europa und 87 Millionen in Asien. Selbst wenn man berücksichtigt, dass sich der Zeitraum um zwei Jahre nach hinten verschoben hat, wurde die Abonnenten-Prognose bzw. das Marktpotenzial also drastisch nach oben angepasst, weil es eben in den letzten rund 20 Monaten so gut gelaufen ist für Netflix.

Meiner Ansicht könnte es sein, dass L&F hier etwas über das Ziel hinausschießt. Auch wenn Netflix bisher in Europa sehr erfolgreich ist, so ist der Markt doch ein anderer als die USA. Einfach davon auszugehen, dass das von Reed Hastings und Marc Randolph 1997 gegründete Unternehmen auf dem "alten Kontinent" ein ähnlicher Durchmarsch wie in den USA gelingt, halte ich doch für sehr optimistisch.

In Deutschland beispielsweise wird der Marktanteil von Netflix im Streaming-Bereich erst auf 20 Prozent geschätzt. Führend ist hier Amazon Prime Video mit 47 Prozent gefolgt von Sky Go und Maxdome (allerdings sind die letzten Erhebungen inzwischen schon fast ein Jahr alt).

Zuletzt wurde zudem gemeldet, dass Netflix und Konkurrent Sky kooperieren. Es soll ein gemeinsames Angebot, Sky Q, geben, wo Kunden dann in einer gemeinsamen Oberfläche auf beide Programme Zugriff haben. Wem das zugute kommt, bleibt abzuwarten. Die Kooperation zeigt, dass man in Europa (Sky Q startet zunächst in Irland und Großbritannien) offenbar andere Wege geht bzw. gehen muss, um die Marktanteile weiter zu erhöhen als in den USA.

Ebenfalls bleibt abzuwarten, ob Netflix seinen Coolness-Faktor weiter behalten kann, also ob man weiter eine gute Hand bei der Programmzusammenstellung haben wird. Hier hat man allerdings eine sehr gute Software am Start, die genau ermitteln kann, welche Serien wo und wie gut bei den Kunden ankommen. Entsprechend kann man Trends gut erkennen und entsprechend neue Inhalte produzieren.

Die Konkurrenz positioniert sich

Spekuliert wird auch darüber, dass Netflix im großen Stil in das Streaming von Sportevents einsteigen könnte. Gleiches wird aber auch Amazon nachgesagt. Sky als Platzhirsch in diesem Bereich muss sich ja neuerdings auch schon Eurosport erwehren. Wie sich die Dinge hier entwickeln werden ist momentan noch sehr schwer zu beurteilen.

In den USA will Disney nun zum Gegenschlag ausholen. Deren CEO Robert Iger will Ende 2019 einen Streaming-Rivalen für Netflix launchen. Disney hat die Content-Vereinbarung mit Netflix gekündigt und zuvor die Mehrheit an BAMTech übernommen, einem global führenden Unternehmen im Bereich Direktvermarktung von Streaming-Technologien, Marketing-Dienstleistungen und Datenanalyse.

Bisher war man an der Firma schon zu einem Drittel beteiligt und hat nun die Option auf eine Mehrheitsübernahme gezogen. Neben einem Multisport-Streaming-Service ab 2018 bietet Disney dann ab 2019 auch Direkt-Streaming für Privatnutzer an.

Dafür plant man nun auch, Filme und andere Assets von 21st Century Fox zu kaufen, um noch mehr Material gegen Netflix in der Hand zu haben.

Sprich: Disney will einen echten Netflix-Konkurrenten aufbauen und hat dabei das Alleinstellungsmerkmal, dass es Disney-Content zukünftig nur über den eigenen Streamingdienst geben wird und über Hulu, ein Jointventure aus Fox, Disney, Comcast und Time Warner.

Finanzkräftig und innovativ

Ob das aber reichen wird, um Netflix zu stoppen, ist fraglich. Schließlich hat der Senkrechtstarter bereits jetzt eine globale Plattform mit Direktzugang zum Kunden, etwas was Disney erst noch schaffen muss. In Punkto Marktkapitalisierung hat Netflix Disney nun ohnehin schon fast eingeholt (Disney stagniert schon länger bei rund 150 Milliarden US-Dollar) und kann erfolgreich beim Kampf um Talente konkurrieren.

So hat man beispielsweise Ryan Murphy, den Erfinder von American Horror Story und anderen Hits, mit einem auf 300 Millionen US-Dollar dotierten 5-Jahres-Vertrag von Fox abgeworben. Zuvor hatte man bereits Shonda Rhimes verpflichtet, die Macherin hinter Grey´s Anatomy, Scandal und anderen Shows, die bisher bei Disneys ABC gelaufen sind.

Damit nicht genug soll sich Netflix nun auch in fortgeschrittenen Gesprächen mit keinem geringeren als dem ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama befinden, der Programme für Netflix produzieren soll, "inspirierende Dokumentationen" und ähnliches schweben Obama angeblich hierbei vor. Angesichts Obamas internationaler Popularität könnte dies auch die Popularität von Netflix weiter steigern.

2019 schließlich will Netflix seinen bis dato ambitioniertesten Film produzieren, Martin Scorseses Gangstermovie The Irishman. Die Analysten von BTIG Research prognostizieren bereits, dass The Irishman einen ähnlichen Effekt auf die Filmindustrie haben könnte wie House of Cards auf die TV-Industrie in 2013.

Bleibt die Frage nach dem Bewertungsansatz? Eine PEG-Ratio von 1,6 als fair anzunehmen, mag im jetzigen Marktumfeld in Ordnung sein. Was aber, wenn der Bullenmarkt in den kommenden Jahren ausläuft und Anleger wieder mehr auf Value und Sicherheit setzen?

Netflix hat sich relativ hoch verschuldet, hat momentan Langfristschulden im Umfang von 6,5 Milliarden US-Dollar und Verbindlichkeiten aus Content im Umfang von weiteren 3,4 Milliarden US-Dollar. Im Oktober verkaufte man weitere 1,6 Milliarden US-Dollar in Anleihen.

Das Verhältnis Verschuldung zu Eigenkapital liegt nun bei 180 Prozent. Damit ist man deutlich stärker verschuldet als Disney oder 21st Century Fox. Der Wind könnte in einem solchen Umfeld drehen und Kurs und Bewertung bei Netflix dann deutlich zurückkommen.


MEIN FAZIT:

Nach dem fulminanten Kursanstieg in den letzten Monaten und Jahren ist schon extrem viel Zukunftsfantasie im Netflix-Kurs eingepreist. Anhand der Prognosen von L&F Capital Management habe ich gezeigt, in welchem Umfang sich die Erfolgsgeschichte bei Netflix fortsetzen muss, damit das Unternehmen operativ in diese Größenordnung hineinwächst, die der Kurs heute schon widerspiegelt. Auf Basis der durchaus optimistischen Annahmen von L&F notiert die Aktie bereits jetzt auf einem 2023er-KGV(!) von 23.

Andererseits wurde Netflix in der Vergangenheit von den etablierten Playern immer wieder unterschätzt und die Aufholjagd, zu der Disney nun ansetzen will, könnte viel zu spät kommen. Netflix stellt regelmäßig seine Kreativität unter Beweise und landet mit Unterstützung seiner starken Big Data-Software einen Serienhit nach dem nächsten.

Zudem hat der Hastings-Konzern gezeigt, dass das Geschäftsmodell auch international funktioniert und der gigantische asiatische Markt inklusive China und Indien steht noch quasi komplett vor der Eroberung.

Aktuell empfiehlt sich aus meiner Sicht kein Einstieg, weil die Aktie überhitzt ist. Prinzipiell ist das Papier aber hoch interessant. Die beeindruckende Wachstumsstory dürfte sich noch einige Jahre fortschreiben.

Tiefgehende Recherchen zu kaufenswerten Value- und Wachstums-Aktien sowie klare Handlungsempfehlungen erhalten Sie in meinen Premium-Diensten Trendaktien-Report (www.trendaktien-report.de) und Breakout-Trader (www.breakout-trader.de).


Hinweispflicht nach §34b WpHG: Die Geldanlage-Report-Redaktion ist in den genannten Wertpapieren / Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels nicht investiert: Es kann daher kein Interessenskonflikt vorliegen. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.

 
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2.) Wo gibt es die höchsten Zinsen?


Die Zinsen für Tagesgeld sind nach wie vor auf einem extrem niedrigen Niveau. Das Angebot der Consors Bank ist auf Neukunden und einen Zeitraum von 6 Monaten beschränkt.

Ferratum ist aus den Top 3 herausgefallen. Dafür ist ING-Diba wieder mit dabei.

Nachfolgender Vergleich gilt bei einer Anlagesumme von 10.000 Euro:

 
 Institut
Zinssatz / Zinseinnahmen pro Monat
 • Consorsbank
1,00 % / 8,33 €
 • HSH Nordbank
0,80 % / 6,67 €
 • ING-Diba
0,75 % / 6,25 €

Quelle: www.kritische-anleger.de/tagesgeld-vergleich/


3.) Insider-Transaktionen


Top-Insiderkauf der letzten Woche:

Fielmann (WKN: 577220)
Mark Binz für 101.489 Euro.


Top-Insiderverkauf der letzten Woche:

MIM Mondo Igel Med (WKN: A1MMCC)
Mi Young-Miehler GmbH für 204.000 Euro.

Quelle: www.boerse.de/insider-trades


Viel Erfolg bei Ihren Finanzentscheidungen &
ein schönes Wochenende wünscht Ihnen

Ihr
Armin Brack
Chefredakteur Geldanlage-Report

>> Die nächste Ausgabe erscheint am 17. März

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