Neue Bund-Länder-Runde | Überraschungskonzert | Schleppender Wahlkampf
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Rheinische Post

Morgenausgabe

Stimme
des Westens

Moritz Döbler

10. August 2021

Liebe Frau Do,

seit anderthalb Jahren bestimmt die Pandemie unsere Gesellschaft, inzwischen rollt die vierte Welle. Heute beraten wieder einmal die Ministerpräsidenten mit der Bundeskanzlerin. Armin Laschet hat mit einem Fünf-Punkte-Plan vorgelegt und will einen weiteren Lockdown verhindern. In der Tat haben die steigenden Infektionszahlen eine andere Bedeutung als im vergangenen Jahr, denn mittlerweile sind 55 Prozent der Bevölkerung geimpft.

Heute wichtig:

MPK: Vor der heutigen Bund-Länder-Schalte hat der Ärztepräsident Klaus Reinhardt eine Langfrist-Strategie für den dauerhaften Umgang mit dem Coronavirus gefordert. Wenige Stunden vor Beginn der Sitzung ist auch die Beschlussvorlage bekannt geworden. Den aktuellen Stand vor der MPK mit Stimmen auch aus NRW haben wir hier für Sie zusammengefasst.

Überraschungskonzert: In Düsseldorf hat Sänger Campino im Open-Air-Kino gestern aus seinem autobiographischen Buch „Hope Street“ gelesen – doch dann wurde das Event überraschend zu einem Konzert der Toten Hosen. Philipp Holstein war dabei.

DFB-Pokal: Borussia Mönchengladbach hat sich in die zweite Runde des DFB-Pokals gezittert. Ein Treffer von Lars Stindl nach elf Minuten reichten schwachen Gladbachern beim Pflichtspiel-Debüt von Trainer Adi Hütter. Hier lesen Sie unseren Bericht.

Noch mehr aktuelle Nachrichten gibt es zum Hören – von Montag bis Samstag jeden Morgen ab 5 Uhr in unserem „Aufwacher“-Podcast.

Meinung am Morgen:

Flutkatastrophe: Die Schäden sind längst nicht genau beziffert, einige tausend Wohnhäuser wurden zerstört. Den Menschen muss geholfen werden, keine Frage. Warum der Staat trotzdem nicht zu weitreichende Versprechen machen sollte, argumentiert Julia Rathcke in ihrem Leitartikel.

Klimawandel: Dass die Flutkatastrophe auch auf den Klimawandel zurückgeht, wird von kaum jemandem bestritten. Jetzt liegt der neue Sachstandsbericht des Weltklimarats vor, den Jan Drebes in seiner Analyse innenpolitisch einordnet. Doch nichts von dem, was nach der Bundestagswahl in knapp sieben Wochen beschlossen werden mag, und sei es noch so konsequent, kann den globalen Trend stoppen oder auch nur spürbar verlangsamen. Denn mit knapp zwei Prozent des weltweit ausgestoßenen CO2 ist unser Hebel dafür zu klein. Und doch darf uns das nicht beirren.  

Bundestagswahl: Knapp sieben Wochen also noch. Kerstin Münstermanns Kolumne ist diesmal eine Art Stoßseufzer, dass es endlich mit dem Wahlkampf losgehen möge. Ja, recht hat sie. Aber die politisch spannendere Phase folgt in den Wochen danach, wenn die Versprechen nach und nach zu einem Koalitionsvertrag gerinnen. Darauf freue ich mich als politischer Beobachter mehr als auf alle Talkshows der nächsten Wochen.  

Sie wollen noch mehr Analysen und Kommentare? Unser Meinungs-Ressort versorgt Sie jeden Tag mit aktuellen Beiträgen.

So gesehen: Nein, früher war nicht alles besser, auch der Wahlkampf nicht, eher im Gegenteil. Aber das politische Fernsehinterview war einst eine andere Disziplin als heute. Weil die Ära von Angela Merkel nun absehbar endet, empfehle ich Ihnen die Folge von „Zur Person“, in der Günter Gaus vor 30 (!) Jahren die heutige Bundeskanzlerin bohrend präzise befragt und in ein geistreiches Gespräch verwickelt. Am Ende geht es um politische Kompromisse und wann Politiker den Menschen nicht mehr in die Augen schauen können. Für ihre 16 Jahre als Bundeskanzlerin lassen sich die Kompromisse, die sie geschlossen hat, längst nicht mehr zählen. Aber sie ist sich treu geblieben und heute keine andere als in jenem phänomenalen frühen Interview. Das empfinde ich als enorme Leistung, unabhängig davon, wie kritisch sich auch manche Phasen ihres Wirkens beurteilen lassen. Bleiben Sie sich treu und starten Sie in einen phänomenalen Tag.   

Herzlich,

Ihr

Moritz Döbler

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