Liebe Frau Do, schon in sieben Wochen steht die Bundestagswahl an. Von Wahlkampf kann bisher keine Rede sein. Es geht um Plagiate und ein deplatziertes Lachen, um äußere Erscheinung statt inneren Antrieb. Dabei steht uns nach 16 Jahren mit Angela Merkel, im zweiten Jahr einer Pandemie mit weitreichenden Folgen für das wirtschaftliche und soziale Gefüge, am Beginn des digitalen Zeitalters und, ja, mit Blick auf den Klimawandel eine Richtungsentscheidung bevor. Forsa-Chef Manfred Güllner warnt vor einer niedrigen Wahlbeteiligung. „Vielen Parteien wird kurz vor der Wahl nicht die notwendige Kompetenz zugeschrieben, die Probleme im Land zu bewältigen.“ Ja, das mag so sein. Und doch: Wählen Sie! Entscheiden Sie sich, selbst wenn es Ihnen wie eine Wahl zwischen Pest und Cholera vorkommt. Und es mag am Sonntag in sieben Wochen schönere Dinge zu tun geben – aber wichtigere nicht. Heute wichtig: Steigende Inzidenz: Der jüngste, schnellere Anstieg der Corona-Inzidenzwerte und der gleichzeitige Rückgang des Impf-Tempos bereiten den Politikern zunehmend Sorgen. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat in der Debatte um die Behandlung von Geimpften und Ungeimpften eine PCR-Testpflicht bei hohen Inzidenzwerten ins Gespräch gebracht. Waldbrände: In Griechenland und der Türkei wüten die Flammen unvermindert weiter. In der Nacht zu Samstag wurden Menschen aufgefordert, die betroffenen Regionen zu verlassen. Im südtürkischen Antalya hat sich die Lage inzwischen beruhigt. Dort haben die Brände jedoch große Zerstörung hinterlassen. Olympia: Zum Abschluss der olympischen Kanu-Wettbewerbe hat der deutsche Kajak-Vierer die Goldmedaille gewonnen. Max Rendschmidt, Ronald Rauhe, Tom Liebscher und Max Lemke holten in der Nacht zu Samstag den zehnten Olympiasieg für das deutsche Team in Tokio. Noch mehr aktuelle Nachrichten gibt es zum Hören – von Montag bis Samstag jeden Morgen ab 5 Uhr in unserem „Aufwacher“-Podcast. Meinung am Morgen: Hochwasser: „Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.“ Ich liebe diesen Satz von Albert Einstein, und er kam mir beim Leitartikel von Horst Thoren in den Sinn. Mein Kollege fordert, die Hochwasserkatastrophe jenseits der Schuldfrage minutiös aufzuarbeiten, um daraus für die Zukunft zu lernen. Corona: Viel Zukunft hat auch Biontech. Die Mainzer Gründerfirma ist an der Börse nun sage und schreibe rund 100 Milliarden Dollar wert. Also knapp viermal soviel wie die Deutsche Bank oder etwas mehr als der Daimler-Konzern. Was daraus zu folgern ist, schreibt Reinhard Kowalewsky in seinem Leitartikel, und auch bei ihm fällt das Wort Zukunft im letzten Satz. Olympia: In 339 Wettbewerben waren Medaillen zu gewinnen, 4000 Stunden Live-Fernsehen zu verfolgen. Wie fanden Sie die Olympischen Spiele diesmal? Was unser Sport-Kolumnist Robert Peters darüber denkt, lesen Sie in seiner Bilanz der großen olympischen Momente – und gemischten Gefühle. Sie wollen noch mehr Analysen und Kommentare? Unser Meinungs-Ressort versorgt Sie jeden Tag mit aktuellen Beiträgen. So gesehen: Die Niederlande, wo mein Sohn studiert, sind ab Sonntag nicht mehr Hochrisikogebiet, dafür aber Südfrankreich, wo ich mit ihm in zehn Tagen hinfahren will. Ich hatte Ihnen von der schwierigen Abwägung bei der Suche nach einem Reiseziel erzählt. Jetzt hat die Pandemie uns eine neue Herausforderung aufgegeben. Aber wir werden das hinkriegen. Bahnfahrt und Hotel sind gebucht, Vorsicht und Vernunft werden uns leiten, und wir werden die gemeinsame Zeit genießen. Aber jetzt kommt erstmal das Wochenende, und ich wünsche Ihnen jeden Genuss, den Sie sich wünschen. Herzlich, Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |