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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Freitag, 24.01.2025 | vorwiegend bewölkt, Regen möglich bei 2 bis 6°C. | ||
+ Vielfältiges Gedenken am Holocaust-Gedenktag + Eine der wichtigsten Brücken Berlins wird abgerissen + Clan-Boss stolziert durchs Abgeordnetenhaus + Neue S-Bahn im Nordosten Pankows + Berliner Liebesorte gesucht + |
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von Robert Ide |
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Guten Morgen, graue Tage, grauenvolle Nachrichten – der Januar macht es uns nicht leicht. Aber es hilft nichts, die Welt nur in Schwarz und Weiß zu sehen. „Auch bei tristem Wetter sollte man das Haus verlassen und nach der Schönheit des Lebens suchen“, rät Almut Bockisch am Checkpoint-Telefon. Die 33-Jährige ist Pfarrerin in der Hoffnungskirche Tegel und wirbt dafür, „trotz der schwierigen Lage an das Verbindende zu glauben“. Für mehr Lebensmut hat sie ganz praktische Tipps parat: Sport treiben, Musik hören, mit der Familie reden, durch den Abendnebel spazieren und vor allem: anderen Menschen zuhören. Sie selbst sei oft in Reinickendorf in Altersheimen unterwegs, erzählt Bockisch. „Wenn man mit älteren Menschen spricht, kann man daraus viel Kraft, Mut und Lebensweisheit schöpfen.“ In der evangelischen Gemeinde Tegel-Borsigwalde, zu der auch die Hoffnungskirche gehört, redet das vierköpfige Pfarrteam auch viel mit jungen Leuten über die Zukunft. Hoffnungssuchende sind willkommen, sonntags im modernen Kirchenbau am Tile-Brügge-Weg vorbeizuschauen. „Gerade morgens fällt ein schönes Licht durch die bunten Fenstermosaike. Das lädt zum Nachdenken und Verweilen ein.“ Damit das Bunte das Grau überstrahlt. | |||
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Es war das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte, und es ging von Berlin und Deutschland aus: Im Holocaust wurden sechs Millionen jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger industriell umgebracht. In Berlin, wo heute Stolpersteine auf vielen Bürgersteigen an die Ermordeten erinnern, aber auch der antisemitische Hass auf den Straßen wieder wächst, wird es schon am Wochenende vielfältige Veranstaltungen zum Holocaust-Gedenktag geben. So werden am Sonntag am Holocaust-Mahnmal in Mitte (17 Uhr) in stillem Gedenken Kerzen entzündet. Am Montag finden zahlreiche Veranstaltungen in allen Bezirken statt (Übersicht hier). Dazu zählen ein Kinotag der Erinnerung im Filmtheater Friedrichshain (ab 9.30 Uhr), eine Kranzniederlegung der Berliner Fußballvereine am Mahnmal Gleis 17 in Grunewald (10 Uhr), eine Stolperstein-Tour mit dem Fahrrad vom Nachbarschaftsverein Wannseebahn (16 Uhr), eine Ausstellungseröffnung im Jüdischen Gemeindehaus in der Fasanenstraße (18 Uhr), eine Lichterkette am Ehemaligen Jüdischen Waisenhaus in Pankow (18 Uhr) sowie ein Gedenk-Gottesdienst in der Französischen Friedrichstadtkirche am Gendarmenmarkt (19 Uhr). Ab Sonnenuntergang wird das Brandenburger Tor mit dem Schriftzug der internationalen Gedenkkampagne „#WeRemember“ angestrahlt. Am 27. Januar 1945 wurde das Vernichtungslager Auschwitz durch die Alliierten befreit. 80 Jahre danach sterben die letzten Überlebenden des Grauens eines natürlichen Todes. Dass deshalb die Erinnerung daran verblasst, was Menschen im Namen des Hasses anderen Menschen antun, ist ein Zusammenhang, der das jahrzehntelange Schweigen der Täterinnen und Täter bewusst ausblendet. So beklagt es der Publizist Michel Friedman, der die deutsche Erinnerungskultur als „ein schwarzes Loch“ bezeichnet und dessen Worte im Tagesspiegel-Interview uns alle nachdenken lassen sollten – über unsere eigenen Familien: „Das Leiden konnte man bei den Opfern lernen. Aber wie so etwas passiert, was wir mit ‚Wehret den Anfängen‘ meinen, das konnte man nur von den Tätern lernen. Davon gab es Millionen. Millionen, die mitgemacht haben, aktiv oder durch Unterlassen. Und später nichts davon erzählt haben.“ | |||
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Einen Versuch, mit sich selbst klarzukommen, unternimmt Berlin bald im Nordosten der Stadt. Neben dem nicht mehr lange aufschiebbaren Abriss und jahrelangen Neubau der Brücke an der Schönhauser Allee ab 2027 sowie der zeitgleichen Erneuerung der angrenzenden Fußgängerbrücke an der Schönfließer Straße muss nun auch noch die große Brücke am S-Bahnhof Landsberger Allee komplett abgebaut und neu errichtet werden. Denn sie besteht aus dem gleichen Spannstahl aus dem DDR-Kombinat in Hennigsdorf wie die in Dresden zusammengekrachte Carolabrücke, wie mein Kollege Christian Hönicke herausgefunden hat. Ab 2029 dürften die Abrissbagger am Knotenpunkt von Prenzlauer Berg und Lichtenberg rollen, und damit vier Tramlinien in die östlichen Wohngebiete, die Ringbahn sowie den Verkehr auf der Landsberger Allee zum Stehen bringen. Da staut sich was zusammen. | |||
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Vielleicht ist es ein Gleichnis für Berlin – ein Skandal ist es allemal: Das Oberhaupt eines der berüchtigtsten deutsch-arabischen Clans, deren Mitglieder in gewaltige Verbrechen verstrickt und dafür verurteilt worden sind, sich aber dennoch weiter aufführen, als seien sie die Kings der Stadt, ist am Donnerstag im Abgeordnetenhaus aufgetaucht. Issa Rammo war Teil einer Delegation, die auf Einladung des CDU-Abgeordneten Christian Zander durchs Landesparlament wandelte und sich dabei genüsslich fotografieren ließ. Zander, dessen Partei gern öffentlich der Clankriminalität den Kampf ansagt, bestritt, Rammo eingeladen oder die Einladungsliste der Delegation gekannt zu haben. Clan-Sohn Firas Rammo sagte dagegen auf Nachfrage meines Kollegen Alexander Fröhlich: „Christian Zander wusste ganz wohl, dass mein Vater Issa Rammo ist.“ Und: „Dass mein Vater mit dem Politiker gemeinsame Freunde hat, ist auch kein Geheimnis.“ Zander wies dies am Abend als Unwahrheit zurück. Die Gewerkschaft der Polizei sprach von einem „Super-Gau für die CDU“. Angehörige des berüchtigten Rammo-Clans haben bei ihren Raubzügen unter anderem das Bodemuseum aufgebrochen und dabei die berühmte, bis heute nicht wieder aufgetauchte Goldmünze entwendet, außerdem den Sachsen-Schatz im Grünen Gewölbe in Dresden geplündert sowie eine Sparkasse in Berlin gesprengt. Nun haben sie auch das Landesparlament in die Luft gejagt, zumindest dessen Unantastbarkeit. | |||
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By the way zur Bundestagswahl: Es gibt viele Themen, die den Wahlkampf bereichern – zum Beispiel die Frage, ob es wirklich nur ein Fernsehduell zwischen Kanzler Olaf Scholz (SPD) und Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) geben sollte. Oder ob Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) dazu gehört – wie die Grünen finden – oder auch AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel – wie auch Merz findet. Eigentlich gibt es aber seit der tödlichen Messerattacke eines ausreisepflichtigen Afghanen auf eine Kleinkindergruppe in Aschaffenburg nur noch ein gewichtiges Thema: die für alle sichtbar nicht funktionierende innere Sicherheit in unserem Land. „Wir werden diesen Zustand beenden“, sagte Merz am Donnerstag in Berlin und kündigte bei einer möglichen Machtübernahme sofortige Verschärfungen im Einreise- und Aufenthaltsrecht an. Bald könnte er sich an seine Worte halten müssen. Noch 30 Tage bis zur Wahl. | |||
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