Alkohol, Tabak, psychoaktive Medikamente (darunter viele Schmerzmittel) und illegale Drogen sind bezeichnenderweise die Substanzen, deren Verbreitung in Deutschland regelmäßig in einer Studie namens „Epidemiologischer Suchtsurvey“ erhoben wird. Jetzt liegen die Ergebnisse für 2021 vor. Alkohol nahmen in den vergangenen 30 Tagen gut 70 Prozent der rund 9000 Befragten zwischen 18 und 64 Jahren zu sich, Schmerzmedikamente aus der Gruppe der Nichtopioid-Analgetika 47 Prozent. Es folgen der Konsum von Tabak (23 Prozent) und, bezogen auf die vergangenen zwölf Monate, Cannabis (knapp 9 Prozent) und Kokain (1,6 Prozent).
In ihrer Interpretation äußern die Studienautoren – federführend war das Institut für Therapieforschung in München – Besorgnis in alle Richtungen. Der Konsum von Alkohol und Tabak liege höher als in vergleichbaren Ländern. Cannabis werde immer beliebter, und immerhin 2,9 Millionen Menschen in Deutschland schluckten Medikamente in aus Sicht der Suchtforscher „problematischer“ Weise. Die Zunahme des Cannabiskonsums – er dürfte sich seit 1995 etwa verdoppelt haben – sieht Ingo Schäfer von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Hamburg-Eppendorf als ein Argument für die diskutierte Legalisierung. Eine „kontrollierte Abgabe“ könne die Qualität der Produkte sicherstellen, also offenbar verunreinigte und zu hoch dosierte Ware von den Kiffern fernhalten.
Kurt-Martin Mayer, Wissen & Gesundheit
|