Neue Nacht der Gewalt in Israel | Baerbocks Flug-Dilemma | NRW will Kinder besser schützen
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Rheinische Post

Morgenausgabe

Stimme
des Westens

Moritz Döbler

17. Mai 2021

Liebe Frau Do,

es ist ein wichtiger Schritt zurück zur Normalität: In zwölf Kommunen in NRW durfte am Wochenende erstmals seit Monaten wieder die Außengastronomie öffnen. Münster könnte sogar bald auch innen wieder öffnen - dank der stark sinkenden Corona-Wocheninzidenz. In den nächsten Tagen werden in vielen weiteren Städten und Kreisen Gäste in Terrassen und Biergärten sitzen dürfen. Noch reagieren viele Gastro-Betriebe und auch die Gäste selbst zögerlich - doch ein Ansturm an den kommenden langen Wochenenden scheint möglich. Darüber berichtet Georg Winters im Aufwacher.

In der Nacht dauerte der Raketeneinsatz im Nahostkonflikt an, Israels Militär griff nach eigenen Angaben großflächig Ziele in dem Küstengebiet an. Die Armee beschoss demnach Häuser von neun hochrangigen Hamas-Kommandeuren, von denen einige auch als Waffenlager genutzt worden seien. Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas feuerte ihrerseits weiter Raketen auf Israel ab. In der letzten Folge der „Stimme des Westens“ hatte ich geschrieben, das Ziel der Hamas, Israel von der Landkarte tilgen zu wollen, dürfe hier keinen Widerhall finden. Mit dieser Haltung gebe ich auch die deutsche Staatsräson wieder, die Angela Merkel wiederholt erklärt hat und der sich auch Annalena Baerbock, Armin Laschet und Olaf Scholz, die ihr im Kanzleramt nachfolgen wollen, verschrieben haben. Wo dieser „verblüffend unscharfe Begriff“ herkommt und was er heute bedeutet, schreibt Martin Kessler in seiner Analyse. Es geht dabei um Worte: Weil Israel militärisch stark ist, müssen der Staatsräson keine Taten folgen.

 

Welche Taten folgen den politischen Bekenntnissen zum Klimaschutz? Das beschreibt eines der wesentlichen Themen der Bundestagswahl in gut vier Monaten. Denn anders als die Initiative „Fridays für Future“ können die Grünen nicht außer Acht lassen, was mehrheitsfähig ist. Treten sie zu radikal auf, werden sie nicht gewählt. Treten sie zu wenig radikal auf, verlieren sie den Rückhalt der Basis – ein Dilemma, das Annalena Baerbock gerade erlebt. Flüge sollten teurer und Kurzstreckenflüge abgeschafft werden, fordert sie. Gregor Mayntz argumentiert in seinem Leitartikel dagegen, das Fliegen zu verteufeln.

 

Die einzige absehbare Machtoption für die FDP, nach der Bundestagswahl zu regieren, liegt in einer Ampelkoalition mit eben jenen Grünen und der SPD. Ich kann mir dieses Modell im Bund nicht wirklich vorstellen. Der Marktliberale Christian Lindner, der Jamaika scheitern ließ, müsste eine Kehrtwende hinlegen. Aber auch wenn er (noch) nicht so dicke mit der SPD ist, dürfte er einen Satz von Franz Müntefering sofort unterschreiben: „Opposition ist Mist.“ Den Bundesparteitag, der beinahe die Freigabe aller Drogen beschlossen hätte, beschreibt ebenfalls Gregor Mayntz.  

 

Udo Lindenberg war der Droge Alkohol verfallen, aber auch das hat er überstanden. Heute wird er 75, er ist der gleiche Jahrgang wie die Rheinische Post. Jörg Isringhaus hat ein wunderbares Porträt über den Mann geschrieben, der in seinem unverwechselbaren Nuschelstil so viele schöne Balladen geschaffen hat. „Mädchen aus Ostberlin“ ist so eine, gerade habe ich das deutsch-deutsche Liebeslied wieder gehört, mit der er schon 1973 gegen die Mauer angesungen hat. „Keine Panik“, das ist sein Lebensmotto, und es empfiehlt sich auch beim Start in diese neue Woche. Bis morgen!

  Herzlich

Ihr

Moritz Döbler

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