Liebe Leserinnnen und Leser,

„Wohin entwickelt sich der Buddhismus?“ ist das Schwerpunktthema der neuen BUDDISMUS aktuell. Es ist eine Frage, die gegenwärtig wohl mehr Menschen bewegt als in den vorangegangenen Jahren. Denn das Bild einer durchweg friedvollen, gewaltlosen Religion, deren zentrale Werte Mitgefühl und Weisheit sind und deren Meister diese Werte verkörpern und lehren, hat in der letzten Zeit Risse bekommen: die gewaltsame Vertreibung der muslimischen Rohingya in Myanmar unter dem Beifall nationalistisch gesinnter buddhistischer Mönche, Übergriffe und Gewalt gegen religiöse Minderheiten in buddhistischen Ländern wie Sri Lanka und Thailand, das Bekanntwerden von jahrelangem Missbrauch in den verschiedensten Formen (Sex, Macht, Geld) in großen, einflussreichen buddhistischen Gemeinschaften im Westen (USA, Europa) und eine doch beträchtliche Zurückhaltung und Zögerlichkeit in der Aufarbeitung dieser Skandale sowie islamophobe, rechtspopulistische Äußerungen buddhistischer Lehrer auch hierzulande. Ist der Buddhismus also genauso verkommen und korrupt wie die anderen Religionen?

Wichtig ist ein klarer Blick darauf, was die buddhistischen Traditionen uns an befreienden Perspektiven, sowohl individuell als auch gesellschaftlich, tatsächlich anbieten. Dann können wir erkennen, welches „Gepäck“ sie in Form von feudalen Strukturen, Hierarchien und Dogmen mitgebracht haben. Und wir können sehen, wie wir durch unser Bedürfnis nach Hingabe, Dazugehören, Gemeinschaft und durch unsere eigenen Erlösungsfantasien zu unheilsamen Verstrickungen und der Aufrechterhaltung destruktiver Strukturen beitragen. Erst ein solch geklärter Blick ermöglicht ein kreatives Nachdenken darüber, wie ein zeitgemäßer Buddhismus hier im Westen aussehen könnte, sowohl in seinen Inhalten, den Formen und Strukturen ihrer Vermittlung als auch in den Organisationsformen und Institutionen. Inspirationen dazu möchten wir Ihnen mit der neuen Ausgabe von BUDDHISMUS aktuell geben.

Ich wünsche Ihnen eine inspirierende Lektüre

Ihre 

Ursula Richard

Chefredakteurin
und das Team von BUDDHISMUS aktuell

Aus dem Inhaltsverzeichnis: Kontemplation: Abschiedsgedicht von Sengai Gibon Spezial: Die japanische Zen-Tempelküche shojin ryori in Berlin Text: Bernd Schellhorn Fotos: Thomas Kierok Buddhismus – wohin?: Buddhismus im Wandel von Michael von Brück Buddhismus im Ausverkauf? von Ursula Baatz Der Buddha-Dharma in einem säkularen Zeitalter von Bhikkhu Bodhi Gehört der Buddhismus zu Deutschland? von Carola Roloff Wohin? Gedanken und Analysen Mit Beiträgen von Nils Clausen, Lama Surya Das, Annabelle Zinser, Elke Hessel, Sylvia Wetzel, Christof Spitz, Felix Baritsch Im Gespräch: Unsere Verschiedenheit wertschätzen lernen mit Sallie B. King Die Präsenz wahrer Weiblichkeit brauchen wir überall mit Lama Tsültrim Allione  Die Meister-Schüler-Beziehung Ein Verhältnis in der Krise mit Professor Almut-Barbara-Renger Die Wippe des Samsara mit dem Zen-Meister Jeff Shore Buddhismus heute: Cyborg oder Buddha 2.0 – wohin geht der Mensch? von Franz-Johannes Litsch Fragen an einen buddhistischen Mönch von Bhikshu Tenzin Peljor Haushältersseite: Quo vadis, Haushälter? von Uwe Spille Rezensionen  Neues aus der Welt des Buddhismus Hier können Sie die aktuelle Ausgabe direkt bestellen.