Liebe Literaturfreundinnen und -freunde, auf folgende Bcher und Autoren knnen Sie sich in der Ausgabe am 28. Februar 2021 um 23:35 Uhr freuen: Exklusiv-Interview: Barack Obama hat seine Memoiren geschriebenEs ist ja sehr blich, dass berhmte Politiker nach dem Ende ihrer Amtszeit Bcher verfassen, umfangreiche Werke meist, in denen sie detailreich ausbreiten, wie zwingend all ihre grandiosen Entscheidungen aus den enormen Talenten, ihrer historischen Weitsicht und ihrer unerschtterlichen strategischen Brillanz folgten, und oft sind diese Bcher auch recht erfolgreich, weil die Whler sich gern an vergangene Grotaten erinnern und sowieso meist finden, dass alles schlecht sei, was danach noch kam. Denis Scheck interviewt Barack Obama. | Bild: BR Barack Obama war der erste schwarze Prsident der Vereinigten Staaten von Amerika, er war einer der jngsten, die je in dieses Amt gewhlt wurden, und sicher einer der populrsten. Seine Erinnerungen an Jugend, Studium, erste Berufserfahrungen und dann die Zeit als mchtigster Mann der Welt sind nun eine unbedingt lohnende Leseerfahrung, und zwar deshalb, weil Obama von Anfang an nicht nur ber seine Triumphe spricht, sondern genauso ber die Niederlagen, ber seine ngste und Zweifel. Obama schafft es, auf ber 1000 Seiten persnlich zu bleiben, emotional, berhrend, glaubwrdig. Und das gelingt ihm auch deshalb, weil er Begleitung hat: seine Frau Michelle. Mit ihr spricht er, ihr erzhlt er von seinen Zweifeln, sie fragt er um Rat. Keine Entscheidung, schon gar nicht die eine groe, sich frs Prsidentenamt zu bewerben, ohne Zustimmung von Michelle. Die Familie ist dabei. So bleibt diese groe Erzhlung eines amerikanischen Traums immer menschlich. Wir erleben, wie aus dem jungen Barack Prsident Obama wird, wir begreifen, wie Politik im Alltag funktioniert, wie sie von Kompromissen lebt, wie Entscheidungen erkmpft werden mssen, und wie schmerzlich das oft alles ist. Obamas eindringliche Botschaft in diesem souvernen Buch: Es liegt nur an uns, die Welt zu verndern. Denis Scheck empfiehlt: Bernardine Evaristo: "Mdchen, Frau etc."Ich mchte Ihnen von einem Roman vorschwrmen, der von zwlf schwarzen Frauen in Grobritannien erzhlt und den ich eigentlich hassen msste. "Mdchen, Frau etc." heit dieser Roman. Geschrieben hat ihn die Britin Bernardine Evaristo, die dafr den Booker Prize bekam und deren Lebensthema die afrikanische Diaspora ist. Hassen msste ich dieses Buch, weil es durch und durch ideologisch ist und ich als Literaturkritiker der Auffassung bin, dass Literatur und Ideologie so gut zusammenpassen wie Feuer und Wasser. In "Mdchen, Frau etc." feiert Bernardine Evaristo ein Hochamt politischer Korrektheit und erzhlt am Beispiel der Schicksale eines Dutzends schwarzer Frauen von den dominierenden Ideologien unserer Gegenwart, also von Feminismus, Wokeness, Diversity, Anti-Rassismus, Identittspolitik, Klassenbewusstsein und dem Infragestellen der eigenen Privilegien. Das Cover von "Mdchen, Frau etc." | Bild: Tropen Verlag Eigentlich msste dieser Roman unter so viel aufgebrdetem weltanschaulichen Ballast zusammenbrechen. Gerade das verhindert die grte Strke der Erzhlerin Bernardine Evaristo: ihr Humor. Und ihre Fhigkeit, all diese Ideologien in der Ambivalenz des kritischen Bewusstseins ihrer Figuren aufzuheben und in der Schwebe zu halten. Das macht diesen Ausnahmeroman zu einer Schule gegen Schwarzweidenken. Etwa wenn Evaristo die Studentin Yazz sagen lsst: "Ich denke, in Zukunft sind wir irgendwann alle nicht-binr, weder mnnlich noch weiblich, was ja alles sowieso nur Genderperformance ist." Denn egal, ob Bhnenautorin oder Supermarktleiterin, Bankerin, Influencer, Lehrerin oder Schauspielerin, Evaristo erzhlt ohne eine Spur von Dogmatismus, dafr mitreiend, lebendig und amsant. Ich habe "Mdchen, Frau etc." begeistert gelesen, weil es ein lustiger und zugleich weiser Roman ist, der am Beispiel schwarzer Akteure von menschlichen Universalien erzhlt – Schwarzweidenken. Also vertrauen Sie mir, ich wei, was ich tue, und lesen Sie Bernardine Evaristos "Mdchen, Frau etc.", erschienen in der deutschen bersetzung von Tanja Handels im Tropen Verlag. Top Ten... und wie immer Denis Schecks Kommentar zu den Bchern auf der aktuellen "Spiegel"-Bestsellerliste – diesmal Belletristik. |