## Abschnitt Drei: Nachrichten.
# 09: Ermordung des slowakischen Journalisten Ján Kuciak: Haben die Behörden seine Adresse offenbart? .
Im Zusammenhang mit dem Mord an dem slowakischen Journalisten Ján Kuciak und seiner Lebensgefährtin steht ein schwerwiegender Verdacht im Raum: Seine Kollegen vom Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCRP) vermuten, dass die Killer die private Anschrift des Journalisten über die slowakischen Behörden erhalten haben und von diesen auch indirekt über seine Recherchethemen informiert wurden. Kuciak, der u.a. herausfinden wollte, ob Agrarsubventionen über die Slowakei an italienische Mafia-Clans gingen – bei Verwicklung höchster Regierungskreise – nutzte für seine Recherchen die Auskunftsrechte nach dem slowakischen Informationsfreiheitsgesetz und hatte in diesem Zusammenhang zahlreiche Anträge gestellt. Oft gab er in der Vergangenheit bei solchen Anfragen seine Privatanschrift an. Außerdem erläuterte er sogar die Hintergründe seiner Anträge, weil er hoffte, die Behörden so eher zur Informationsfreigabe bewegen zu können.
Seine Kollegen vermuten nun, dass diese Informationen über die Behörden an seine späteren Mörder gelangt sind, die so bestens informiert waren, welche Spuren Kuciak verfolgte. Eine solche Informationsweitergabe ist einerseits informell vorstellbar, indem Behördenmitarbeiter z.B. am Telefon durchblicken ließen, wer da mit welchem Erkenntnisinteresse recherchierte. Es kann aber auch zu einer amtlichen Weitergabe seiner Daten gekommen sein, weil die Datenschutzregeln für Antragsteller unzureichend sind.
Der Vorgang ist auch für Deutschland und andere Länder mit Informationsfreiheitsgesetzen relevant: So sind betroffene Dritte, die Gegenstand eines Informationsantrages sind, vor der Freigabe einer Information anzuhören. Dieses Anhörungsverfahren wird praktiziert, wenn es um die Freigabe personenbezogener Daten an einen IFG-Antragsteller geht oder wenn Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse berührt sind. Leitet die Behörde die IFG-Anfrage an den Betroffenen zur Kenntnis weiter, wäre dies gleichsam eine Vorwarnung über die Rechercheabsicht. Aber auch die Frage, ob die Identität des Antragstellers dem Drittbetroffenen offenbart werden muss, ist in Deutschland nicht klar geregelt.
Das Bundesinnenministerium weigert sich bisher, anonym gestellte IFG-Anfragen über das Portal Frag-den-Staat.de überhaupt zu beantworten und beharrt auf der Offenlegung, wer der Antragsteller ist. Doch auch unabhängig von der weiterreichenden Frage, ob IFG-Anträge anonym möglich sein sollten, zeigt der Fall Kuciak aus der Sicht von netzwerk recherche, dass für die Informationsfreiheitsgesetze eine Klarstellung nötig ist, dass die Datenschutzbelange des Antragstellers strikt zu wahren sind, auch im Falle einer Drittbetroffenenanhörung. So wäre es leicht möglich, die Weitergabe des Namens eines Antragstellers von der ausdrücklichen Zustimmung des Betroffenen abhängig zu machen. Solche Fallkonstellationen sind denkbar, wenn es zum Beispiel um die Freigabe von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen geht: Hier könnte eine Firma gewillt sein, die Offenlegung zu verweigern, wenn sie den Verdacht hat, dass ein Mitbewerber anfragt. Sie stimmt aber vermutlich leichter zu, wenn es um eine journalistische Anfrage geht, die gar nicht auf technische Details zielt.
In diesem Fall wäre es somit sogar im Interesse des Antragstellers, dass seine Identität offenbart wird. Die rechtliche Lücke ließe sich leicht schließen, indem eine Zustimmungspflicht für die Weitergabe der Identität der Antragsteller eingeführt wird. Dann könnten Journalisten die Zustimmung verweigern, sofern sie negative Auswirkungen für sich persönlich oder für die Recherche befürchten. Sie könnten aber auch die Weitergabe zulassen, sofern dies die Antwortbereitschaft voraussichtlich erhöht. netzwerk recherche wird sich in kommenden Gesetzgebungsverfahren für eine Regelung in diesem Sinne einsetzen.
(Manfred Redelfs)
# 10: Dokumentation lpr-forum-medienzukunft 2018 .
Am 01. März kam in Frankfurt das lpr-forum-medienzukunft 2018 zusammen. Das diesjährige Motto lautete “Die Plattform-Demokratie – Über gesellschaftliche Brüche, veränderte Kommunikation, disruptive Technologie”.
Die Veranstaltung ist im Netz dokumentiert:
Rückblick
www.lpr-forum-medienzukunft.de/index.php?article_id=285
Fotos
www.lpr-forum-medienzukunft.de/index.php?article_id=295
Videos
www.lpr-forum-medienzukunft.de/index.php?article_id=296
Reden und Charts
www.lpr-forum-medienzukunft.de/index.php?article_id=294
# 11: Fragen zur russischen Präsidentschaftswahl .
Warum war es so klar, dass Putin die Wahl gewinnt? Und warum gingen viele Russen dennoch an die Wahlurnen? Warum durfte der Oppositionspolitiker Nawalny nicht kandidieren? Und drohen nach der Wahl wieder Proteste?
Die wichtigsten Fragen zur russischen Präsidentschaftswahl 2018 – und kurze, klare Antworten finden Sie auf dekoder.org:
www.dekoder.org/de/article/bystro-praesidentschaftswahl-fragen-antworten-putin
# 12: Digitalcourage kritisiert Verband deutscher Zeitschriftenverleger .
Digitalcourage kritisiert einen Offenen Brief des Verbands deutscher Zeitschriftenverleger, mit dem 52 Unternehmen gegen Datenschutz in der EU appellieren. In dem Brief fordern die Unternehmen und Verbände eine Abschwächung des EU-Datenschutzes der geplanten E-Privacy-Verordnung und tracken illegal alle, die den Brief lesen.
Digitalcourage hat den Offenen Brief des VDZ umgeschrieben, um auf den massiven Lobbydruck gegen Datenschutz in der EU hinzuweisen:
digitalcourage.de/blog/2018/vdz-mit-tracking-brief-gegen-datenschutz
Der Verband deutscher Zeitschriftenverleger behauptet in seinem Offenen Brief, “dass die Vertraulichkeit der elektronischen Kommunikation und der Schutz personenbezogener Daten unbestreitbar sind.” Aber auf Internetseite, auf der der Offene Brief zu lesen ist, leitet der Verband illegal mit Google Analytics die ungekürzten IP-Adressen von allen, die diesen Offenen Brief lesen, an US-Server von Google weiter.
# 13: Video erklärt Internetzensur in Russland .
Reporter ohne Grenzen hat ein Video publiziert, dass die Zensur des Internet in Russland erläutert.
www.youtube.com/watch?v=H3EVP8g0OoI
(3.24 min)
# 14: Korruptionswahrnehmungsindex 2017 .
Transparency International hat eine neue Fassung des Index der wahrgenommenen Korruption veröffentlicht. In diesem Jahr wurden 180 Länder untersucht. Der Index misst die in Wirtschaft, Politik und Verwaltung wahrgenommene Korruption auf der Grundlage verschiedener Expertenbefragungen.
www.transparency.de/korruptionsindizes/cpi-2017/
[Ende der Nachrichten].
## Abschnitt Vier: Seminare, Stipendien, Preise.
Fehlt ein Termin mit Recherchebezug? Bitte mailen Sie uns an
mailto:termine@netzwerkrecherche.de .
# 15: Exchange Program for Regional Integration in East Asia and Europe .
Bewerbungsende: So., 25.03.2018
Das Exchange Program for Regional Integration in East Asia and Europe (EPRIE) will den Erfahrungsaustausch zwischen Ostasien und Europa fördern. Dieses Jahr ist das Motto “Media in times of populism and post-truth politics – challenges and opportunities”. Das Programm dauert vom 27. Juni bis zum 08. Juli.
Details:
eprie.net/program/program-2018/
# 16: Reporters in the Field .
Bewerbungsfrist: So., 25.03.2018
Reporters in the Field startet in eine neue Runde: Bis 25. März können sich internationale Journalistenteams mit ihrer Crossborder-Recherche bewerben. Die besten Ideen werden mit mit bis zu 8.000 Euro unterstützt.
Infos:
n-ost.org/77-reporters-in-the-field
# 17: Medienpreis Luft- und Raumfahrt .
Einsendeschluss ist Sa., 31. März 2018.
Der Verein zur Förderung des technisch-wissenschaftlichen Journalismus schreibt in Zusammenarbeit mit der Deutschen Journalistenschule München den Medienpreis Luft- und Raumfahrt aus. Die Gewinner erhalten je 5.000 Euro.
Beiträge müssen erstmals im Kalenderjahr 2017 veröffentlicht oder gesendet worden sein. Beiträge in Fachpublikationen sind nicht teilnahmeberechtigt.
Alle Informationen:
www.medienpreis-luft-und-raumfahrt.de/
# 18: Stipendien der Reporter-Akademie .
Einsendeschluss: Sa., 31.03.2018
Die Reporter-Akademie Berlin und ihre Partner vergeben sechs Stipendien an Journalisten bis zum Alter von 33 Jahren. Ein Stipendium umfasst die Teilnahme an den Intensiv-Workshops “Masterclass Reportage” und “Gut leben als Freie/r”, die von Michael Obert geleitet werden. Ebenfalls inbegriffen ist ein Werkstattgespräch. Alle Workshops finden im Mai 2018 statt.
Link zur Bewerbung:
www.reporter-akademie-berlin.de/#stipendien
# 19: Stipendium für rumänische Nachwuchsjournalisten .
Bewerbungsschluss: So., 15.04.2018
Der PresseClub Braunschweig fördert den journalistischen Nachwuchs, zu Toleranz sowie internationaler Verständigung beizutragen und den europäischen Gedanken zu unterstützen. Dazu lobt er seit 2008 alle zwei Jahre ein Stipendium für Rumänien aus.
Der PresseClub Braunschweig übernimmt die Kosten für die An- und Abreise. Der Stipendiat erhält in Braunschweig eine kostenlose Unterkunft. Das Stipendium des PresseClubs besteht außerdem aus einer Unterstützung von 1.500 Euro. Dieser Betrag ist ein Zuschuss, um die Aufwendungen für die Dauer des Aufenthaltes zu bestreiten. – Für entsprechende Versicherungen wie z.B. Krankenversicherung etc. muss der Stipendiat selbst sorgen. Eine Vergütung der Arbeit vor Ort ist nicht vorgesehen. Das Stipendium ist vom 01.09.-14.10.2018 fixiert.
Nach der Rückkehr verpflichtet sich der Stipendiat, einen mindestens zweiseitigen Erfahrungsbericht sowie Kopien der von ihm veröffentlichten Beiträge vorzulegen.
Bewerben kann sich, wer in Rumänien Medienwissenschaft, Journalismus oder Germanistik studiert oder vor kurzem damit abgeschlossen hat und einen Medienberuf ergreifen will oder gerade in das Berufsleben gestartet ist. Die Bewerber sollten über gute Deutschkenntnisse verfügen, so dass sie sich mit ihren Kollegen und Interviewpartnern ohne Probleme verständigen können.
Der formlosen, schriftlichen Bewerbung sind beizufügen:
– ein Anschreiben über die Gründe der Bewerbung,
– ein tabellarischer Lebenslauf in deutscher Sprache mit einem Passbild.
Die Unterlagen müssen vollständig sein.
Bewerbungsanschrift:
mailto:vorstand@presseclub-braunschweig.de
Weitere Informationen:
www.presseclub-braunschweig.de/index.php?option=com_content&view=article&id=88:stipendium-fuer-rumaenische-nachwuchsjournalisten-2&catid=2&Itemid=101&lang=de
# 20: Marion-Gräfin-Dönhoff-Journalistenstipendium .
Bewerbungsfrist So., 15.04.2018
Das Marion Gräfin Dönhoff-Programm vergibt Stipendien an junge Journalisten aus Deutschland und Osteuropa für einen zweimonatigen Gastaufenthalt in osteuropäischen / deutschen Medien im Herbst 2018.
Weitere Details:
www.ijp.org/stipendien/doenhoff
# 21: Stipendien für Journalisten Europäische Energiepolitik 2018 .
Bewerbungen bis Fr., 20.04.2018
Die Heinrich-Böll-Stiftung vergibt drei Stipendien für Journalisten, die zur europäischen Energiepolitik recherchieren. Das Stipendium umfasst Recherche- und Reisehonorar in Höhe von 1.500 Euro sowie Unterstützung bei der Organisation von Interviews (die Reisedaten sollten zwischen April und November 2018 liegen)
Details:
www.boell.de/de/european-energy-media-fellowship-2017
# 22: Geld fuer grenzueberschreitende Recherchen .
Bewerbungsschluss: Di., 01.05.2018
Ideen fuer eine transnationale Geschichte in der EU? Journalismfund.eu vergibt erneut Foerdergelder fuer grenzueberschreitende Recherchen in der Europaeischen Union.
Acht Schritte zur erfolgreichen Bewerbung:
www.journalismfund.eu/eligibility-criteria-applicants
www.journalismfund.eu/apply
# 23: Seminare mit Recherchebezug .
Friedrich Ebert Stiftung (FES) : Medienrecht: Von Böhmermann, Kebekus und Kachelmann? Was ist in Deutschland für Journalisten erlaubt?
Mo., 09.04.2018 in Bonn
www.fes.de/veranstaltung/veranstaltung/detail/220576/
Akademie für Publizistik (AfP) : Rasterfahndung 2.0 – Facebooks Social Graph Search
Mo., 16.04.2018, Cremon 32, 20457 Hamburg
www.akademie-fuer-publizistik.de/seminare/alle-seminare/details/rasterfahndung-20-facebooks-social-graph-search-1/
AfP : Recherchen rechtssicher machen
Di., 17.04.2018, Cremon 32, 20457 Hamburg
www.akademie-fuer-publizistik.de/seminare/alle-seminare/details/recherchen-rechtssicher-machen-1/
Akademie der Bayerischen Presse (ABP) : Erfolgreicher googeln
Mi., 25.04.2018, Rosenheimer Straße 145 c, 81671 München
www.abp.de/kurse-seminare/abpkurse/detail/7594_Erfolgreicher_googeln.html?no_cache=1&cHash=a70d50f711180f2b5661885b257fba7f
ABP : Fakt oder Fake – so überprüfen Sie Quellen im Netz
Do., 26.04.2018, Rosenheimer Straße 145 c, 81671 München
www.abp.de/kurse-seminare/abpkurse/detail/7595_Fakt_oder_Fake_So_ueberpruefen_Sie_Quellen_im_Netz.html?no_cache=1&cHash=f7b5d46b64d854253d4e8b2bf13aa6c0
ABP : Suchen und Finden bei Facebook und Twitter
Fr., 27.04.2018, Rosenheimer Straße 145 c, 81671 München
www.abp.de/kurse-seminare/abpkurse/detail/7599_Suchen_und_finden_bei_Facebook_und_Twitter.html?no_cache=1&cHash=12ad6e18d5c4281175118e9b7c3a8352
RTL-Journalistenschule : Protagonisten online finden & checken
Mi., 16.05.2018, Picassoplatz 1, 50679 Köln
www.rtl-journalistenschule.de/workshop/3107851
FES : Wer fragt, der führt: Das politische Interview
Do./Fr., 24./25.05.2018 in Hamburg
www.fes.de/veranstaltung/veranstaltung/detail/220668/
Berliner Journalistenschule (BJS) : Bilanzen verstehen – Entwicklungen erkennen und Themen entdecken
Mo./Di., 04./05.06.2018, jeweils 9-17 h, Knesebeckstraße 74, 10623 Berlin
www.berliner-journalisten-schule.de/seminare/bilanz-lesen/
Grimme-Akademie : Recherche intensiv
Di./Mi., 28./29.08.2018 in Köln:
www.grimme-akademie.de/h/termine/d/recherche-intensiv/
[Ende der Seminare, Stipendien, Preise].