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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Donnerstag, 19.11.2020 | Dicht bewölkt, aber meist trocken bei 12°C. | ||
+ Vier Erkenntnisse rund um den Reichstag + Corona-Fall bei den Grünen + Eine Million Euro für den Wrangelkiez + |
von Lorenz Maroldt |
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Guten Morgen, von allen Verschwörungstheorien, die gestern rund um den Reichstag im Umlauf waren, hat mir die mit den Impfmücken am besten gefallen: Kleine, fiese Dinger, die auch bei kalten 5 Grad noch flugtauglich sind, wurden im Auftrag der Bundesregierung in Skandinavien gezüchtet und so präpariert, dass sie allen widerborstigen Bürgern mit einem kaum spürbaren Stich eine Portion wesensveränderndes Anti-Corona verpassen. Die Antifa bekam von Dr. Merkel dagegen vor ihrem Einsatz ein Serum verabreicht, das die Mücken abschreckt. Auf Platz 2 kommt dann aber schon der Zugchef des ICE 373 von Berlin Ostbahnhof nach Interlaken, Abfahrt 14.27 Uhr: „Und hier noch ein Hinweis für alle Verschwörungstheoretiker bei uns an Bord: Denken Sie bitte daran, dass die Bundesregierung heimlich Speichelproben sammelt, um Klone von Ihnen zu produzieren, die Sie dann ersetzen sollen. Tragen Sie daher dauerhaft Ihre Mund-Nase-Bedeckung, um zu verhindern, dass die Regierung an Ihre DNS kommt.“ (Hier die Originalaufnahme). Nur zu Bronze reichte es für die Bastler, die gefälschte Polizei-Tweets in Umlauf brachten – darin war von einem „Schussbefehl“ die Rede und von neuatigen Wasserwerfern („Typ 2“), die Tetrabenzoldihydrochlorid (auch als Chemtrails bekannt) und einen neuartigen RNA-Impfstoff versprühten. Ehrlich gesagt, ich hatte mich gleich gewundert, warum der schlappe Strahl eher an eine verkalkte Dusche erinnerte als an die Wassergeschosse, die mich einst bei Brokdorf über die Wilstermarsch fetzten. | |||
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Und jetzt kurz zur wahren Wirklichkeit: 1) Sollte es tatsächlich noch aufrechte Demokraten unter den hasserfüllten und gewalttätigen Antisemiten, Reichsbürgern, Rechtsextremisten und Nichtdenkern geben: Sie haben den Ausstieg verpasst. 2) Einige Abgeordnete schleusten Demonstranten ein, die im Reichstag Koalitionspolitiker beleidigten und bedrängten und damit den Beweis erbrachten, dass „AfD“ nichts anderes bedeutet als „Ach, fuck Democracy“. 3) Das neue Infektionsschutzgesetz kam erst Monate zu spät und wurde dann zu schnell durchgezogen (an einem Tag inkl. BuPrä) – aber es ist kein „Ermächtigungsgesetz“, sondern regelt den demokratischen Umgang mit einer Pandemie. 4) Berlin ist zu hart für Nichtdenker – in einem internen Demo-Chat gibt Michael bekannt: „Habe keinen Parkplatz gefunden und fahre wieder nach Hause.“ Na bitte, geht doch – der Checkpoint wünscht eine gute Reise zurück in die deutsche Provinz. | |||
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Übrigens scheint die Landflucht ohnehin im Trend zu liegen: Gleich mehrere Umfragen und Untersuchungen weisen darauf hin, dass es immer mehr Menschen raus aus der Stadt zieht. Dabei wird die Luft in Berlin immer besser (und Jan Thomsen, Sprecher der Verkehrsverwaltung, zeigt Ihnen hier, wo Sie die finden können). Auch Rindviecher haben wir in Berlin, sogar auf dem Tempelhofer Feld. Vor ein paar Tagen habe ich sie mir mal angeschaut, sie wirken etwas träge – aber die Schafe, die hier ebenfalls herumstehen, haben ganz offensichtlich Respekt vor ihnen (ein paar Pferdchen gibt’s hier neuerdings übrigens auch). | |||
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Und tierisch geht’s gleich weiter: Der Brandbrief vier wichtiger Pharmakonzerne an den Regierenden Bürgermeister (gestern exklusiv im Checkpoint) ist heute in allen Berliner Medien ein großes Thema – und wird auch im Parlament besprochen. Tierschutzsenator Dirk Behrendt wies den Vorwurf zurück, er blockiere Forschungsvorhaben und riskiere damit den Gesundheitsstandort Berlin – allerdings liegen 20 Anträge für Forschungsvorhaben (darunter einer zu Covid-19) unbearbeitet auf Halde, weil die Zustimmung der zuständigen und von Behrendt verantworteten Tierversuchskommission fehlt. | |||
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Außerdem ist weiter „Beef“ zwischen Behrendt und Steffen Krach (hoffentlich von glücklich geschlachteten Viechern): Der Wissenschaftsstaatssekretär revanchierte sich gestern für die Intervention des Senators, der sich beim Regierenden Bürgermeister darüber beschwert hatte, von einem formal nachrangigen Herdenmitglied kritisiert zu werden – in einem Tweet verbreitete Krach unter Bezug auf die Checkpoint-Meldung über den internen Vorfall im Senat ironisch eine Definition: „Majestätsbeleidigung, die: Staatssekretärische Äußerungen oder Handlungen, die beim Justizsenator in höherer Stellung Missfallen finden.“ Majestät Dirk I. versucht trotzdem, tierisch ernst zu bleiben. | |||
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Wir schauen mal wieder nach, was beim „Ordnungsamt Online“ gerade so alles herumliegt. Zuerst die Statistik: 15.521 Meldungen sind diesen Monat eingegangen, und Mitte liegt auch hier so beständig an der Spitze wie Bayern München in der Bundesliga – aber ob hier mehr Müll herumliegt als anderswo oder ob die Mitterianer nur meldefreudiger sind als etwa die Neuköllner (Platz 5), weiß allenfalls Oscar (derzeitige Adresse: Sesamstraße). Na dann, was hat Neukölln denn heute so zu bieten (Suchzeitraum: die vergangenen 24 h)? Diverse Möbelteile, Lattenroste und ein Kinderwagen (Jansastraße 9), Müll (Thiemannstraße 15), einen Stuhl (Teupitzer Straße 78), Möbel (Mainzer Straße 7), Hausmüll (Jonasstraße 63), Sperrmüll (Hannemannstraße 69), ein Regalteil (Jonasstraße 5A), eine Matratze (Silbersteinstraße 126), ein Sessel und zwei Unterschränke (Karl-Marx-Straße 163), Abfall (Gutschmidtstraße 100), Matratze, Müll und ein alter Stuhl (Netzestraße 13), Elektroschrott und drei Einkaufswagen (Hugo-Heimann-Straße 14), diverse Möbel (Bambachstraße 4), Müll im Einkaufswagen (Niemetzstraße 16), ein Bett (Böhmische Straße 56), 2x Pappkarton und mehrere blaue Säcke (Rohrdommelweg 1), loser Müll (Heidelberger Straße 28), Sessel, Bett-Teil (Lichtenrader Straße 30B), ein Kühlschrank (Harzer Straße 64), eine Decke (Glasower Straße 28), eine etwa fünf bis sieben Meter lange Mülllandschaft, bestehend aus Möbeln (Mierstraße 7), zwei große Behältnisse mit Bauschutt (Mittelbuschweg 6), eine Matratze (Framstraße 19), Elektroschrott im Einkaufswagen (Mareschstraße 6), eine Matratze (Teupitzer Straße 75), Holzbretter, Matratze, Pappe (Reuterstraße 1), vier Müllsäcke (Wissmannstraße 8), Sperrmüll, Bretter (Jonasstraße 7), Sperrmüllzeugs (Jonasstraße 2), Müllsäcke, Mülltüte (Am Kienpfuhl 28), Abfall und Sonstiges (Gutschmidtstraße 101), Abfall und Sperrmüll (Schlosserweg 8), eine Couch (Hugo-Heimann-Straße 3), Müll im Einkaufswagen (Hugo-Heimann-Straße 14), Elektroschrott, insgesamt drei Einkaufswagen (Niemetzstraße 16), Bauabfälle (Böhmische Straße 8), eine Couch (Bürgerstraße 10), zwei Matratzen (Heidelberger Straße 28), riesiger Abfallberg (Flughafenstraße 21), Möbelreste (Harzer Straße 80), zerschlagener Eimer und Wannen mit ausgehärtetem Beton (Warthestraße 56), eine Holzpalette und eine halbe Holzpalette (Schudomastraße 27). Und, wie gesagt: Das ist nur der gemeldete Kram an nur einem Tag in nur einem Bezirk, Status in allen Fällen „in Bearbeitung“. Hin und wieder finden sich auch Kommentare an den Hinweisen, die u.a. zu notorisch zugeparkten Einfahrten oder Radwegen eingehen, z.B. dieser: „Meldung bereits in der Vergangenheit aufgegeben. Passiert nichts. Problem bleibt. Konsequenteres Durchgreifen erwünscht.“ Wäre nicht nötig, wenn die Leute ihr Zeug selbst wegbringen würden: Gleich um die Ecke in der Gradestraße 77 gibt es einen Recyclinghof der BSR (aber bitte nicht weitersagen, ist ein Geheimtipp!). | |||
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