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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Freitag, 03.01.2025 | Regen und Schnee bei maximal 2°C. | ||
+ Schulstart am 2. Januar: Zehntausende Kinder fehlen im Unterricht + Verreisen über Silvester? Keine gute Idee! + Gute Geschäfte für Glasereien + Neujahrsvorsätze des Senats + |
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von Anke Myrrhe |
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Guten Morgen, zunächst überlassen wir die Checkpoint-Bühne heute Morgen Oscar, 9 Jahre alt, Grundschüler aus Prenzlauer Berg. Wie war der erste Schultag an einem Donnerstag, 2. Januar? „Es beginnt damit, dass du morgens in die Klasse kommst, dein bester Freund, der jeden Tag superpünktlich ist und immer vor dir da ist, nicht mal in die Schule kommt. Der Unterricht beginnt um acht Uhr ganz pünktlich und zehn Kinder sind nicht da. Zwei davon sind freigestellt, die anderen alle „krank“. Als der Lehrer sieht, wie wenige Kinder da sind, sagt er: ,Es macht keinen Sinn jetzt mit neuen Themen zu starten, wenn nur die halbe Klasse da ist.‘ Und dann erzählt er uns etwas über Feuerwerkskörper und wie gefährlich sie sind, aber er meint, dass es trotzdem Tradition hat. Als er fertig ist, sagt er: „In der nächsten Stunde wird aber gearbeitet.“ Dann ist Pause. Als die Pause vorbei ist, fängt er wieder an zu reden und erzählt der ganzen Klasse, was sie jetzt machen soll. Dann ist wieder Pause…“ So wie Oscar oder ähnlich ging es vielen Schülerinnen und Schülern an diesem ungewöhnlichen Berliner Morgen. Viele hatten Silvester bis spät in die Nacht gefeiert, und mussten sich bereits einen Tag später wieder um 8 Uhr in die Schule quälen. „Auch die Lehrkräfte sahen alle ziemlich müde aus“, erzählte ein Lehrer aus Tempelhof. Ein Rundruf bei verschiedenen Schulen über alle Bezirke hat ergeben, dass rund 20 Prozent der Schülerinnen und Schüler fehlten. Ebenso wie eine einheitliche Regelung: Manche Schulen hatten vorsorglich einen der flexiblen Studientage für Lehrkräfte auf den Donnerstag gelegt, manche lockten die Schülerinnen und Schüler mit Klassenarbeiten zurück in die Schule – was offenbar funktionierte. In manchen Klassen fand der Unterricht ganz normal statt, in anderen wurde nur gespielt und gemalt. In einer Grundschule in Kreuzberg endete der Unterricht um 10.25 Uhr. Hier wurde schon vorab die Botschaft an die Eltern verbreitet, dass niemand Fragen stellen würde, wenn die Kinder krank sind. Die Schulverwaltung wollte all das gestern nicht kommentieren, schließlich sind die zwei plötzlichen Schultage noch vom vorherigen Senat mit Senatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) 2022 beschlossen worden. Pech gehabt. Sonstige Vorkommnisse am ersten Schultag des neuen Jahres: Fehlende Hausaufgabenbetreuung in Steglitz, eine ausgefallene Heizung in Prenzlauer Berg und zu wenig Schulessen in Lichtenberg – es wurde Joghurt verteilt. Und schon sind wir wieder mittendrin im Schulalltag. Wenn ab jetzt der Unterricht ausfällt, machen Sie sich keine Sorgen: Das ist ganz normal. | |||
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Aber Oscars Tag ging gestern noch weiter: „Nach dem Essen gehen wir auf den Sportplatz. Überall lag Feuerwerk und alles war voll gesprayt mit Wörtern wie ,Hurensohn‘ und ,Nutte‘ und ,fuck you‘ und ,seid schlau, wählt blau‘. Die Schulleiterin macht Fotos und stellt Anzeige wegen Sachbeschädigung. Das alles passiert an einem Tag, wo kein menschliches Wesen versteht, warum Schule ist.“ Und warum nach Silvester eigentlich die halbe Stadt saniert werden muss. Wie viel Müll rausgetragen werden musste, lesen Sie heute im Checkpoint für Abonnentinnen und Abonnenten. | |||
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Eine jedoch scheint es ernst zu meinen: Innensenatorin Iris Spranger (SPD) sagte gestern: „Ich erhoffe mir, dass jetzt endlich mal ein Umdenken erfolgt.“ (Q: Abendschau) Sie strebt eine Länderöffnungsklausel im Sprengstoffrecht an, damit Berlin ein Böllerverbot mit Ausnahmezonen errichten kann – also die Situation von heute (Böllern überall, mit ein paar Verbotszonen) einfach umdrehen würde. Allerdings: Berlin ist damit schon zweimal im Bundesrat abgeblitzt. Und gestern kam bereits die Antwort des Bundesinnenministeriums: Dafür gebe es derzeit keine politischen Mehrheiten. Warum ein Verbot ohnehin nicht funktionieren würde, hat mein Kollege Alexander Fröhlich hier kommentiert. Unter anderem wegen Sprangers CDU-Kollegen im Senat: Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner, der an anderer Stelle gern hart durchgreift (Beispiel: Görli) bleibt beim Knallen freiheitsliebend: „Meine Position zu einem Böllerverbot ist bekannt: Die allermeisten Berlinerinnen und Berliner haben den Jahreswechsel friedlich gefeiert. Warum sollten wir ihnen und ihren Familien eine fröhliche Silvesternacht mit traditionellem Feuerwerk versagen?“ Vielleicht ging es im südlichen Spandau einfach etwas beschaulicher zu? | |||
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Die Gewerkschaft der Polizei Berlin hat übrigens eine Petition für ein bundesweites Böllerverbot gestartet, mehr als 240.000 Menschen haben bereits unterschrieben. Und der Berliner Rechtsanwalt Christian Zacker will die Einleitung eines Volksbegehrens prüfen, „da die Politik nur schöne Reden hält“, schrieb Zacker dem Checkpoint. „Ich werde auf jeden Fall die Voraussetzungen näher prüfen und die lebensbedrohlichen Machenschaften nicht weniger Chaoten für Polizei, Feuerwehr und alle anderen nicht länger hinnehmen.“ Da es sich um Bundesrecht handelt, dürfte das schwierig werden. Aber auch beim Böllern gilt: Drum prüfe, wer sich ewig bindet. | |||
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Neujahrsvorsätze sind bekanntlich das, was man in der ersten Januarwoche schon wieder über Bord wirft. Deshalb haben wir etwas für Sie, das sie gleich heute umsetzen können: Qualitätsmedien bei ihrer Arbeit unterstützen. Denn das, was wir hier machen, kostet jeden Tag viel Zeit, Nerven und Gründlichkeit – gratis geht das nicht. Wenn Sie jetzt ein Abo abschließen, lesen Sie bis zum 28. Februar für nur 1 € alle Plus-Angebote des Tagesspiegels inklusive der Bezirksnewsletter und natürlich der Checkpoint-Vollversion. Was Sie heute verpassen, wenn Sie kein noch kein Abo haben? Unter anderem das hier: + Sport, Sparen, Respekt und Digitalisierung: Das sind die Neujahrsvorsätze der Senatorinnen und Senatoren. + Raketen im Wohnzimmer: Warum vereisen über Silvester vielleicht doch keine gute Idee ist. + Alles zerbrochen: Glasereien machen gute Geschäfte. + Den Comic „Berliner Schnuppen“ von Naomi Fearn – heute mit kreativen Ideen für Rohrbruchbehandlung. + Die Chance auf Karten fürs BKA-Theater in Kreuzberg am Monbijou-Park. Und natürlich das Beste: Ihren Neujahrsvorsatz gleich am 3. Januar zu erfüllen. Hier geht’s zum Angebot. Wir würden uns sehr freuen. | |||
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Noch ein paar Leseempfehlungen: + Hoffen auf Touristen, Zittern vor Ryanair: Berlins Flughafen wächst, Eurowings und Easyjet weiten ihre Kapazitäten aus – doch reicht das für den BER? + Pyrotechnik für Profis: Das macht Kugelbomben so gefährlich. + In der Neuköllner Weserstraße: Berliner Influencer schießt Rakete in Wohnung – und lässt sich dabei filmen. | |||
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