Mir geht es heute darum euch zu erläutern, warum ich glaube, dass ein Buyout wenn überhaupt nur in stark abgespeckter Form zustande kommen wird und was sich daraus für uns als Anleger folgern lässt. Zunächst: Warum macht Musk das? Es geht immer um das Gleiche: Der Aktienkurs muss hochgehalten werden. Ich habe das in meinem Video zu Tesla vom 17. Juni bereits ausführlich erläutert: Musk versteht es mit seiner Vision, Investoren zu überzeugen. Das führt zu hoher Nachfrage nach der Tesla-Aktie bei begrenztem Angebot. Also steigt der Kurs. Mit anderen Worten: Die subjektive Erwartungshaltung führt zur objektiven Realität steigender Kurse.
Lieber Video-Anschauen als Lesen? Nimmt Elon Musk Tesla von der Börse? Diese Woche gab es einen erneuten Paukenschlag bei Tesla. In diesem Video erkläre ich, warum Elon Musk angekündigt hat, Tesla von der Börse nehmen zu wollen. Und erläutere, warum ich überzeugt bin, dass der Deal nicht zustande kommen wird – die Aktion von Elon Musk für Tesla aber trotzdem positiv ist: → Hier klicken und das Video gleich ansehen...
Diese steigenden Kurse wiederum führen dazu, dass sich Tesla am Kapitalmarkt einfach Geld leihen kann, weil auch Kreditgeber an die Story glauben – und vor allem, weil diese bisher dafür in Form steigender Kurse belohnt worden sind. Eine Art positive Feedback-Schleife quasi. Beispiel Tesla-Wandelanleihen: Hier haben Kreditgeber die Möglichkeit, sich am Ende der Laufzeit in Aktien auszahlen zu lassen, so dass sie zusätzlich zur relativ mageren Verzinsung der Anleihe von steigenden Kursen profitieren können. Eine dieser Wandelanleihen läuft in einem Jahr ab. Sie hat einen Ausübungspreis von 360 US-Dollar je Aktie. Gelingt es Musk bis dahin, den Kurs der Aktie über diesen 360 US-Dollar zu halten, werden die Anteilseigner ihre Anteile in Aktien von Tesla tauschen. Dann muss er die 2,3 Milliarden US-Dollar, die er sich mit dieser Anleihe geliehen hat, nicht an die Investoren zurückzahlen und kann so die Tesla-Kasse schonen. Die Investoren wiederum sind "happy", weil sie bei der Umwandlung Tesla-Aktien mit einem Discount auf den aktuellen Kurs erhalten und so mit Gewinn an der Börse verkaufen können. Sind damit eher bereit, auch künftig wieder in Tesla zu investieren – und zwar zu Konditionen, die für Tesla sehr attraktiv sind, sprich zu niedrigen Zinsen. Das wiederum ist extrem wichtig für Musk – und zwar aus 2 Gründen: 1. Weil für künftige Projekte enorm hohe Investitionen und damit auch ein hoher Kapitalbedarf vorhanden ist. Der Aufbau der Produktionslinie für das Model Y, ein kleiner SUV, der bereits nächstes Jahr auf den Markt kommen soll, dürfte 5-6 Milliarden US-Dollar kosten. 18 Milliarden US-Dollar werden für den Aufbau eines Händler-/Verkaufsnetzwerks veranschlagt und 2 bis 8 Milliarden US-Dollar für den weiteren Ausbau der Ladeinfrastruktur. Zudem will Musk von chinesischen Banken 2 Milliarden US-Dollar für eine Auto- und Batteriefabrik in China einsammeln. Jede Menge Cashbedarf also! 2. Das Zinsniveau steigt. Der US-Dollar-LIBOR (London Interbank Offered Rate) hat in den letzten 12 Monaten deutlich von ca. 1,7 Prozent auf aktuell 2,83 Prozent zugelegt. LIBOR ist der Satz zu dem sich Banken untereinander Geld leihen und an den die Zinszahlungen für viele Tesla-Kredite gekoppelt sind. Das heißt, zukünftig wird die Zinsbelastung für Tesla deutlich ansteigen. Alleine mit der Ankündigung des Delistings (also dem Ende der Börsennotiz) in Kombination mit dem gewünschten Kurs von 420 US-Dollar je Aktie hat Tesla schon für einen deutlichen Kurssprung bei der Aktie gesorgt (im Hoch ging es bis auf 390 US-Dollar). Damit bringt er auch die von ihm verhassten Leerverkäufer in die Bredouille, die auf fallende Kurse bei Tesla setzen. Kommt Musk mit seinem Plan durch, müssen diese ihre leerverkauften Aktien bei 420 US-Dollar eindecken und damit hohe Verluste realisieren. Tesla, Inc. (ISIN: US88160R1014) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 17/18e/19e | Kurs | A1CX3T / TSLA | 60 Mrd. USD | neg. / neg. / 107 | 357,21 USD |
Warum ich denke, dass der Deal nicht zustande kommt oder abgespeckt wird Ich glaube, dass der Deal in der aktuell kolportierten Form mit einem Volumen von 80 Milliarden US-Dollar nicht zustande kommen wird. Denn: Laut einem internen Schreiben, das Musk an die Tesla-Mitarbeiter verschickt hat, plant er eine ähnliche Konstruktion bei Tesla wie bei seinem Raumfahrtunternehmen SpaceX. Das würde bedeuten, dass eine Art Special Purpose Fund (Fonds mit speziellem Zweck) gegründet wird. Das funktioniert so, dass die Aktien zunächst an nur EINEN Investor verkauft werden. Dieser EINE Investor wäre aber der Special Purpose Fund, der dann wiederum Geld von vielen verschiedenen Investoren einsammeln kann. Etwas ganz ähnliches macht der Fahrdienst Uber: Er hat Geld über zwei Fonds eingenommen, die von Morgan Stanley und Bank of America Merrill Lynch betreut werden, und die Banken haben dann Anteile an diesen Fonds an wohlhabende Privatinvestoren verkauft. Die Uber-Investoren erhalten dann keine Finanzberichte von Uber, lediglich die langweilige Bilanz des Fonds, die im Wesentlichen nur aussagt, dass sie einige Uber-Aktien besitzen. Eine solche Konstruktion könnte Musk gefallen, weil dann endlich die lästige Berichtspflicht und die kritischen Analystenfragen jedes Quartal wegfielen. Und weil es sich um private Fonds handelt, können diese auch nicht geshortet werden. Allerdings ist es so, dass diese Fonds nur für zugelassene Investoren geöffnet sind. Im Falle von Uber müssen diese mindestens 10 Millionen US-Dollar einschießen. Eine öffentliche Registrierung des Fonds ist damit nicht erforderlich. Wenn ein Tesla-Fonds aber grundsätzlich für jeden offen sein soll, sieht das anders aus. Tesla müsste dann eine neue öffentliche Firma gründen, ein Registrierungsdokument bei der Regulierungsbehörde unterzeichnen etc. Damit wären aber auch entsprechende Veröffentlichungspflichten verbunden. Das will Musk ja gerade nicht. Zudem ist es höchst fragwürdig, ob so etwas rechtlich überhaupt zulässig wäre: Musk würde ja dann versuchen, einen Teil der Tesla-Aktionäre zu Aktionären einer "neuen Tesla-Firma" zu machen. Nur dass sie dann als Aktionäre der "neuen Tesla" keine regulären Infos über den Geschäftsverlauf mehr erhalten würden und die Aktien auch nur noch einmal in sechs Monaten kaufen oder verkaufen könnten. Letztendlich wäre das ja dann kein echter "Buyout" sondern nur eine Art Etikettenschwindel. Es ist davon auszugehen, dass dem letztendlich weder das Board of Directors (BoD; im angloamerikanischen Raum das Leitungs- und Kontrollgremium eines Unternehmens. Es vereinigt in etwa die Funktionen von Vorstand und Aufsichtsrat einer deutschen Aktiengesellschaft) noch die US-Wertpapieraufsichtsbehörde SEC zustimmen werden. Musk-Plan im "stillen Kämmerlein" entworfen? Ohnehin dürfte das Tesla-Board "not amused" sein über die Art und Weise wie Musk den angeblichen Deal kommuniziert hat. Denn wie Reuters gestern gemeldet hat, hat das BoD bis jetzt keinen detaillierten Finanzierungsplan von Musk erhalten. Ein Indiz dafür, dass die Aktion von Musk im stillen Kämmerlein vorbereitet worden ist – und das ohne große Vorlaufzeit. Das wäre typisch für Musk, dem Kritiker vorwerfen, er pendle zwischen Genie und Wahnsinn. Entsprechend könnte sich die Buyout-Frage über viele Monate hinziehen bis das BoD schließlich eine Entscheidung trifft. Wahrscheinlich wird ein unabhängiges Spezial-Komitee eingesetzt, das dann einen etwaigen Finanzierungsplan prüft. Die Financial Times berichtet, dass offenbar auch die Tesla-Großaktionäre Fidelity und der Saudi Sovereign Wealth Fonds von der Ankündigung Musks überrascht worden sind. Zuvor hatten schon einige Investmentbanken geäußert, sie seien bisher nicht kontaktiert worden. Softbank-Gründer Masayoshi Son hat bereits abgewunken. Er will sich mit seinem Milliarden-Fonds nicht an dem Deal beteiligen. Man halte Tesla für überbewertet, heißt es aus Japan. Die Frage ist, mit wem dann Musk überhaupt die sicherlich komplexe Finanzierung, die ja angeblich schon steht, hinbekommen haben will? Spekuliert wird nun, dass ein kompletter Buyout ohnehin nicht in Frage käme. Es könnte aber unter Umständen gelingen, dass genug freie Aktionäre herausgekauft werden können, damit ein Delisting trotzdem möglich wird. Der Deal könnte dann noch ein Volumen von bis zu 20 Milliarden US-Dollar haben. Das wäre zwar nur ein Viertel dessen, was für einen kompletten Buyout zu 420 US-Dollar erforderlich gewesen wäre, aber immer noch ein sehr lukrativer Auftrag für Investmentbanken wie Goldman Sachs oder Citigroup. Die werden nun wohl entsprechend mit ihren Rechtsabteilungen alle Hebel in Bewegung setzen, um den Deal möglich zu machen. Schließlich könnte man dann kräftig Provisionen kassieren. Interessant ist in dem Zusammenhang, dass JPMorgan und Jefferies nun die Kursziele für Tesla dramatisch nach oben gesetzt haben, Morgan von 180 auf 305, Jefferies von 250 auf 360. Hier kann man sich nun trefflich fragen, inwieweit das deshalb geschehen ist, weil man auch ein Stück vom lukrativen Auftrag(skuchen) abhaben möchte. Hierzu empfehle ich euch auch mein letztes Video "Vorsicht bei Kurszielen von ..." Musk selbst muss sich nun offenbar bei der Entscheidung heraushalten. Insider berichten, das BoD habe ihm empfohlen, selber Berater zu engagieren. Er werde sie brauchen. Dazu passt, dass Bloomberg berichtet hat, die Wertpapieraufsichtsbehörde SEC habe sich dem Fall bereits angenommen. Sie prüfe die jüngsten Entwicklungen. MEIN FAZIT: Bei der Ankündigung des Buyouts/Delistings handelt es sich meiner Meinung nach wieder um einen strategischen Schachzug von Elon Musk, der Tesla zusätzliche Zeit bringt und zusätzliches Kapital bringen könnte. Ob der Deal am Ende tatsächlich zustande kommt ist fraglich. Wieder mal pokert Musk sehr hoch und wieder mal scheint er im Alleingang vorgeprescht zu sein. Ich rechne mit einem langen Tauziehen bevor es zu einer Entscheidung kommen wird. Für uns als Anleger bleibt die Aktie meiner Ansicht nach weiter "nicht investierbar". Die Risiken sind zu hoch. Wird die positive Feedback-Schleife unterbrochen, kann es zu starken Kursverlusten kommen. Wer jetzt in der Hoffnung kauft, am Ende für 420 US-Dollar je Aktie abgefunden zu werden, könnte eine böse Überraschung erleben. Es gibt einen Grund, dass der Markt am Zustandekommen des Deals zweifelt und die Aktie aktuell wieder auf 356 US-Dollar zurückgefallen ist. Hinweispflicht nach §34b WpHG: Die Geldanlage-Report-Redaktion ist in den genannten Wertpapieren / Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels nicht investiert: Es kann daher kein Interessenskonflikt vorliegen. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.
Mein Tipp Dow Jones besser als der DAX – wegen Trump? "Welcher Index ist für Anleger attraktiver? Der DAX oder der Dow Jones Industrial? Aktuell ist der Dow Jones der klare Gewinner. Das bedeutet: US-Aktien sind aktuell lukrativer als deutsche Aktien. Warum das so ist und wie ihr das nutzen könnt, zeigt Euch mein Kollege Christian Lukas in seiner Video-Analyse. Christian Lukas (Jahrgang 1964) ist leidenschaftlicher Trader. Er hat Diplome als Maschinenbau- und Wirtschaftsingenieur und war den größten Teil seines Lebens selbständiger Unternehmer. Seit über 25 Jahren ist er an der Börse aktiv. Die Börse ist seine Leidenschaft und seine Berufung. → Hier klicken und das Video gleich ansehen...
Viel Erfolg bei Deinen Finanzentscheidungen & ein schönes Wochenende wünscht Dir Dein Armin Brack Chefredakteur Geldanlage-Report >> Die nächste Ausgabe erscheint am 18. August Wir freuen uns über Lob, Kritik und Anregungen. Gerne kannst Du uns auch Themenvorschläge unterbreiten. Fragen und Anregungen bitte per Mail an redaktion@geldanlage-report.de Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten! Hier kommst Du zu Tradesignal Online. Geldanlage-Report weiterempfehlen! Wir würden uns freuen, wenn Du den Geldanlage-Report Deinen Freunden und Kollegen weiterleiten würdest! Kostenlose Anmeldung unter www.geldanlage-report.de |