haben Sie es auch gelesen? Die amerikanische Reporterlegende Seymour Hersh berichtet auf seinem Blog, wer nach seinen Recherchen hinter dem Anschlag auf die deutsch-russische Nord-Stream-Pipeline steht: die USA. Sein Text sorgt besonders in Deutschland für Widerspruch. Dennoch, Hershs Recherche ist nicht unschlüssig. Müssen wir uns also vielleicht an den Gedanken gewöhnen, dass unser engster Verbündeter hinter dem größten Anschlag auf die deutsche Infrastruktur nach 1945 steht? Man sollte sich zumindest prüfen, wenn man sich näher bindet. Das besagt bekanntlich schon ein altes Sprichwort, das aktuell auch auf den Philippinen Konjunktur haben dürfte. Nach längerer Distanz nämlich vertiefen man dort wieder die militärische Zusammenarbeit mit den USA. Was in China für Verärgerung sorgt, beunruhigt aber auch Teile der philippinischen Bevölkerung, weiß Asien-Korrespondent Felix Lill über diesen Balanceakt zwischen USA und China zu berichten. Ein Balanceakt ist auch immer das Verhältnis zwischen Vertrauen und Sicherheit. Das gilt nicht nur in der Politik, sondern auch in der Kultur. Sicherheitsmängel nämlich, das steht fest, haben den Einbruch ins Grüne Gewölbe in Dresden und damit den höchsten Schaden eines Kunstdiebstahls in der deutschen Nachkriegsgeschichte möglich gemacht. Der Jahrhundertdiebstahl ist somit eine Herausforderung für alle Museen, meint Butz Peters in einem lesenswerten Hintergrundartikel über Pannen, Pech und einen Prozess. Apropos Pannen: Kein Thema sorgt innerhalb der EU so verlässlich für Ärger wie die Flüchtlingspolitik. Eine echte „europäische Lösung“ ist daher auch vom aktuellen Migrationsgipfel nicht zu erwarten – und die deutsche Bundesregierung verweigert sich noch immer den Realitäten. Das meint zumindest mein Kollege Ben Krischke in seinem heutigen Kommentar zur Migrationspolitik der Europäischen Union. Nur in einem scheint man in Europa derzeit vereint zu sein: Im Zwiespalt. Und wo wir schon bei Spalt und Spaltung sind: Der Sozialforscher Christoph Butterwegge warnt im Cicero-Interview vor einer weiteren Spaltung der Gesellschaft und prangert die ungleiche Einkommens- und Vermögensverteilung an. Außerdem spricht er über den Aufstieg der AfD und die sozialen Folgen der Corona-Pandemie. Er ist sich sicher: „Die ausgeprägte Ungleichheit ist Gift für die Demokratie“. Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur |