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Bankenbrief

Wichtiges vom 18. Juli 2019

Das Thema

Notenbanken sehen bei Facebooks Digitalwährung Libra ernste Risiken

Facebook muss nach Ansicht von Zentralbanken und dem Internationalen Weltwährungsfonds (IWF) vor einer möglichen Einführung seiner Digitalwährung Libra noch viele Hürden überwinden. Digitales Geld sei zwar geeignet, Überweisungen schneller und günstiger zu machen – es gebe aber auch ernste Risiken, betreffend Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung, Datensicherheit oder Steuern. Dies erklärte eine Arbeitsgruppe der G7-Zentralbanken und des IWF heute auf der Tagung der Finanzminister der wichtigsten Industriestaaten in Chantilly bei Paris. Bemängelt wurde auch der bisherige Kontakt der Libra-Initiatoren zu den Behörden. Dieser müsse noch enger sein, wenn ein Unternehmen auf Genehmigung einer solchen Krypto-Währung hoffe. Bei der Gruppe der G7-Staaten stoßen die Libra-Pläne allgemein auf große Vorbehalte. Das Projekt löse ernsthafte regulatorische und systemische Bedenken aus, hieß es. Digitalwährungen wie Libra müssten die höchsten regulatorischen Standards erfüllen. Sie dürften auf keinen Fall die Stabilität des Finanzsystems gefährden. François Villeroy de Galhau, Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB), sagte, die Sicherheit der Verbraucher sei wichtig. Die Finanzregulierer verlangten bis Oktober Antworten von Facebook auf ihre Bedenken gegenüber Libra. Bundesbankpräsident Jens Weidmann sieht unter bestimmten Bedingungen größeres Potenzial für Digitalwährungen. "Wenn sie halten, was sie versprechen, könnten sie für Endverbraucher durchaus attraktiv sein", sagte er. Weidmann wies aber auch auf die vielfältigen Risiken hin. Der Bankenverband betonte heute in einem Blog-Beitrag, die weltweit lebhafte Debatte zwinge Notenbanken, Aufsicht und Gesetzgeber verstärkt über die künftige Rolle des digitalen Geldes im Wirtschafts- und Finanzsystem nachzudenken. "Sollte Libra Realität werden, wäre es gewiss ein potentiell starker Wettbewerber für die Banken im Zahlungsverkehr", hieß es.

Die Meldungen

EZB prüft neuen Ansatz für Inflationsziel

Die Europäische Zentralbank (EZB) erwägt nach Medieninformationen mögliche Veränderungen an ihrem Inflationsziel. Ein EZB-Team analysiere informell, ob das aktuelle Inflationsziel noch angemessen sei. Die Notenbank peilt derzeit auf mittlere Sicht ein Inflationsziel von knapp 2 Prozent an. EZB-Präsident Mario Draghi favorisiere einen symmetrischen Ansatz, hieß es. Dabei hätte die Notenbank einen größeren Spielraum und könnte über einen längeren Zeitraum eine Abweichung vom Zielwert von 2 Prozent nach oben oder unten akzeptieren. So könnten die Leitzinsen länger niedrig bleiben, um das Wirtschaftswachstum abzusichern.


G7-Finanzminister: Cyber-Risiken nehmen zu 

Die Cyber-Risiken gefährden nach Ansicht der sieben führenden Industriestaaten zunehmend die Stabilität des Finanzsystems. Die Koordination der Gegenmaßnahmen und das Teilen von Informationen in diesem Bereich habe deshalb besondere Bedeutung, hieß es heute in einem französischen Bericht zum G7-Finanzministertreffen in Chantilly bei Paris. Im Juni habe es dazu eine grenzüberschreitende Übung gegeben, um Auswirkungen auf das Finanzsystem zu testen. Daran seien die Finanzministerien, Notenbanken sowie Banken- und Finanzmarktaufseher der G7-Staaten beteiligt gewesen.


Morgan Stanley mit Gewinnrückgang

Einbußen im Finanzmarkthandel und im Investmentbanking haben den Gewinn von Morgan Stanley im zweiten Quartal beeinträchtigt. Der Überschuss fiel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 10 Prozent auf 2,2 Milliarden US-Dollar (2,0 Milliarden Euro), wie das US-Institut heute mitteilte. Die Erträge sanken insgesamt um gut 3 Prozent auf 10,2 Milliarden Dollar. Insgesamt übertrafen die Ergebnisse trotz der deutlichen Rückgänge die Prognosen der Analysten.


Danske Bank durch Geldwäsche-Skandal belastet – Vorsteuergewinn fällt

Die Auswirkungen der Geldwäsche-Affäre und niedrige Zinsen haben bei der Danske Bank nach Institutsangaben zu einem Rückgang des Vorsteuergewinns im zweiten Quartal geführt. Er fiel verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 13 Prozent auf 4,76 Milliarden Dänische Kronen (637 Millionen Euro). Zudem müsse sich das Geldhaus auf höhere Kapitalanforderungen der Bankenaufseher in der Folge von Kundenentschädigungen für ein überteuertes Investmentprodukt einstellen. Auch seien die Vorkehrungen, um weitere Verfehlungen zu verhindern, mit höheren Kosten verbunden. Der neue Danske-Chef Chris Vogelzang wies andererseits auf die wachsende Kreditvergabe und die solide Kreditqualität hin.


Italienische Carige-Bank rückt einer Rettung näher

Das italienische Geldhaus Carige hat Insidern zufolge Aussicht auf die notwendige Unterstützung für seine Rettung. Mehrere heimische Institute wollten mit einem großen Anteil zum rund 900 Millionen Euro schweren Rettungsplan beitragen, um eine Liquidierung des in Genua ansässigen Finanzinstituts abzuwenden.


App-Bank N26 wertvollstes deutsches Start-up

Die Smartphone-Bank N26 ist mit einer Bewertung von 3,5 Milliarden Dollar (3,1 Milliarden Euro) – 800 Millionen Dollar mehr als im Januar – nach einer jüngsten Finanzierungsrunde zum teuersten deutschen Start-up aufgestiegen. Von bestehenden Investoren wurden weitere 170 Millionen Dollar eingesammelt. "Das zusätzliche Investment wird es uns ermöglichen, unsere globale Expansion zu beschleunigen", sagte N26-Mitgründer Maximilian Tayenthal. Das seit 2015 aktive Unternehmen zählt nach eigenen Angaben inzwischen 3,5 Millionen Kunden in 24 europäischen Ländern. Die Online-Bank treibt derzeit den Start im US-Markt voran und peilt als nächstes die Expansion nach Brasilien an.


Wirecard profitiert von Zusammenarbeit mit Softbank

Der Zahlungsdienstleister Wirecard hat nach der Vereinbarung einer strategischen Partnerschaft mit seinem Geldgeber, dem japanischen Technologie-Investor Softbank, nun einen Auftrag vom ebenfalls mit Softbank-Geldern finanzierten Start-up Auto1 erhalten. Das deutsche Unternehmen entwickelt eigenen Angaben zufolge für den Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 ("wirkaufendeinauto.de") Finanzierungsangebote für Händler und Verbraucher. Softbank hatte vor eineinhalb Jahren 460 Millionen Euro in Auto1 gesteckt. Im Frühjahr war Softbank mit 900 Millionen Euro bei Wirecard eingestiegen.


BVerfG: Argentinien muss Schulden an deutsche Privatanleger zahlen

Das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) hat deutschen Privatanlegern Recht gegeben, die von Argentinien die Rückzahlung von Schulden des Landes verlangt haben. Es gebe im Völkerrecht keine Regel, die das Verweigern der Zahlung wegen eines wirtschaftlichen Notstands oder eines Umschuldungsangebots rechtfertige, entschied das BVerfG in einem heute veröffentlichte Urteil. Die Verfassungsrichter bestätigten damit ein Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH). Die Anleger hatten in Staatsanleihen des Landes investiert. Nach der Staatspleite hatte Argentinien Anfang 2002 die Zahlungen eingestellt, 2005 wurde die erste Umschuldung vereinbart. Die meisten Anleger gingen damals trotz Verlusten auf das Angebot ein, andere zogen vor Gericht.


IWF hält den Dollar für überbewertet

Der US-Dollar ist nach Berechnungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) deutlich überbewertet. Auf der Grundlage der kurzfristigen wirtschaftlichen Fundamentaldaten sei der US-Dollar um 6 bis 12 Prozent zu teuer. Dagegen bewegten sich die Kurse des Euro, des japanischen Yen und des chinesischen Yuan auf einem angemessenen Niveau. Für Deutschland sei der Euro-Kurs angesichts des hohen Leistungsbilanzüberschusses allerdings um 8 bis 18 Prozent zu niedrig. Um diesen Überschuss abzubauen, der vor allem auf der Exportstärke beruht, sollte Deutschland mehr in die heimische Infrastruktur investieren, rät der IWF.


Südkorea senkt überraschend den Leitzins – Sorgen über Handelskonflikte

Die Notenbank Südkoreas hat erstmals seit drei Jahren die Zinsen gesenkt. Der Leitzins werde von bislang 1,75 auf 1,50 Prozent reduziert, teilte die Zentralbank heute in Seoul mit. Damit solle die wirtschaftliche Erholung unterstützt werden, weil sowohl der Wachstums- als auch der Inflationstrend schwächer ausfielen als bisher angenommen, erklärte Notenbankchef Lee Ju Yeol. Südkorea erwartet  für 2019 nur noch ein Wirtschaftswachstum von 2,2 Prozent, das wäre der geringste Zuwachs seit mehr als einem Jahrzehnt. Dem exportabhängigen Land macht neben der weltweiten Wirtschaftsflaute der Handelskonflikt zwischen den USA und China zu schaffen.


Facebook – ein neuer Wettbewerber im Finanzmarkt?

Icon Top NewsDie digitale Technologie hat das Potenzial, den globalen Retail-Bankensektor in den nächsten Jahren fundamental zu verändern. Dabei dürften die Präferenzen der Kunden der wichtigste Katalysator für Veränderungen sein. Die Banken stehen vor der Herausforderung, darauf schnell und angemessen zu reagieren. Die Ankündigung von Facebook, binnen zwölf Monaten eine eigene digitale Währung namens Libra in Umlauf zu bringen, hat weltweit hohe Aufmerksamkeit hervorgerufen. Welche Hindernisse Libra entgegen stehen und welche Vorteile die Banken bieten, lesen Sie im heutigen Blog-Beitrag des Bankenverbandes:

Die Köpfe

EU-Brexit-Chefunterhändler Barnier warnt Briten

Die Europäische Union (EU) wird sich nach Worten von Chefunterhändler Michel Barnier nicht durch die Aussicht auf einen ungeregelten Brexit der Briten unter Druck setzen lassen. Derartige Drohungen seien nicht hilfreich, sagte der Franzose in einem Interview mit der BBC. Großbritannien habe die Konsequenzen zu tragen. Der EU-Ausstiegsvertrag stehe nach wie vor. Der aussichtsreichste Kandidat für die Nachfolge von Premierministerin Theresa May, Ex-Außenminister Boris Johnson, will sein Land wie geplant am 31. Oktober auch ohne Vertrag aus der EU führen.


Britscher Notenbankchef Carney nicht mehr im Rennen um IWF-Chefposten

Der britische Notenbankchef Mark Carney kommt nach Aussagen mehrerer europäischer Regierungsvertreter nicht mehr für den Chefposten beim Internationalen Währungsfonds (IWF) in Frage. Er habe den falschen Pass, auch wenn es viele bedauerten, hieß es am Rande des Treffens der G7-Finanzminister in Chantilly. Traditionell wird der IWF von einem Europäer geleitet und die Schwesterorganisation Weltbank von einem Amerikaner. Beste Aussichten wurden der spanischen Wirtschaftsministerin Nadia Calviño bescheinigt. Spaniens Regierung erklärte, es sei eine Ehre, dass die G7 sie als mögliche Kandidatin vorgeschlagen hätten. Ebenfalls als heißer Anwärter gilt der Niederländer und ehemalige Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem. Auch der finnische Notenbank-Präsident Olli Rehn soll noch im Rennen sein.


Griechenland nominiert Juncker-Sprecher Schinas als EU-Kommissar

Die griechische Regierung hat den bisherigen Sprecher der EU-Kommission, Margaritis Schinas, als nächsten EU-Kommissar vorgeschlagen. Das teilte Athen heute mit. Schinas ist Mitglied der griechischen Christdemokraten. Auch andere EU-Staaten gaben bereits ihre Kandidaten für die künftige EU-Kommission bekannt. Die österreichische Regierung entschied, dass sie erneut den bisherigen EU-Erweiterungskommissar Johannes Hahn für eine zweite Amtsperiode nominiert. Die Mitte-Links-Regierung Sloweniens benannte den parteilosen Janez Lenarcic als Kandidaten. Der 51-Jährige war bislang in mehreren hochrangigen Positionen in verschiedenen slowenischen Regierungen tätig. Die künftige EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sammelt derzeit die Nominierungen. Sie hatte angekündigt, dass sie die Kommission mit einer gleichen Anzahl von Männern und Frauen besetzen will.

Am Vortag meistgeklickt

So führen Sie erfolgreich Gehaltsverhandlungen

Haben Sie Lampenfieber vor der nächsten Gehaltsverhandlung? Das wäre nur menschlich. Mit einer durchdachten Strategie, den richtigen Argumenten und überzeugendem Auftreten können Sie bei Ihrem Vorgesetzten punkten. Schätzen Sie Ihren Marktwert realistisch ein und werden Sie selbst aktiv. Wie Sie das Beste für sich herausholen können, lesen Sie hier:

Was morgen wichtig wird

In New York präsentiert American Express seine Zahlen für das zweite Quartal. – Der US-Vermögensverwalter BlackRock präsentiert ebenfalls seine Ergebnisse für das zweite Quartal. – In Luxemburg veröffentlicht die Europäische Statistikbehörde (Eurostat) die Zahlen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) und die Erwerbstätigkeit im ersten Quartal 2019. – Das Wirtschaftsministerium in Tokio gibt die Zahlen zur Preisentwicklung für Juni bekannt.

Der Nachschlag

Sieben Tipps für effiziente Meetings

Die Theorie hört sich gut an: Meetings lösen Probleme, Mitarbeiter werden eingebunden, und Entscheidungen können besser nachvollzogen werden. Doch die Praxis sieht häufig anders aus. Das Meeting ist schlecht vorbereitet, es gibt keinen Moderator, der das Meeting leitet, Vielsprecher können sich profilieren und vieles mehr. Effiziente Meetings funktionieren anders. So sollte beispielsweise nach einem Meeting klar sein, wer was bis wann macht. Weitere Tipps für ein effizientes Meeting finden Sie hier:

 

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