Liebe Frau Do, Corona, immer nur Corona? Heute starte ich aber mit einer – relativ – guten Nachricht. In NRW ist der Inzidenzwert im Durchschnitt auf unter 100 Infektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen gesunken. Ja, es sterben weiterhin Menschen an der Erkrankung, seit Beginn der Pandemie wurden mehr als 10.000 Tote im bevölkerungsreichsten Bundesland gezählt. Aber die Hoffnung, dass der Inzidenzwert bis Mitte Februar tatsächlich unter den angestrebten Schwellenwert von 50 sinken könnte, ist nicht abwegig. Innerhalb eines Monats haben sich Infektionszahlen halbiert, der Lockdown scheint zu wirken. Die Terminvergabe für die Impfungen bereitet aber immer noch Probleme. Jan Drebes, Antje Höning und Christian Schwerdtfeger bringen Sie auf den aktuellen Stand. Doch eine Durchschnittszahl zeigt natürlich nicht das ganze Bild. Münster liegt schon seit einer Woche unter dem Schwellenwert und aktuell sogar unter 30, Hagen hingegen über 200. Welche Ursachen können die weit auseinander liegenden Zahlen in den beiden Städten erklären? Viktor Marinov hat sich auf die Suche gemacht. Der Lockdown stellt uns alle vor Herausforderungen und trifft viele auch wirtschaftlich hart. Wir haben mit der Forschungsgruppe Wahlen vereinbart, in diesem Jahr einen besonders tiefen Einblick in die Daten des „Politbarometers“ zu erhalten. Darin zeigt sich, dass die Mehrheit der Deutschen weiterhin zu den Corona-Maßnahmen steht – aber es gibt durchaus Kritik, wie Dorothee Krings in ihrer Analyse herausarbeitet. Bei der Sonntagsfrage hat sich übrigens nichts verändert: CDU/CSU kämen auf 37 Prozent, die Grünen auf 20, die SPD nur noch auf 15. Der Vollständigkeit halber: Die AfD käme auf 9 Prozent, Linke 7, FDP 6. Weiterhin steuert Deutschland auf Schwarz-Grün zu, bis zur Wahl bleiben acht Monate. Ein Schlusspunkt wurde jetzt im Prozess um den Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke erreicht: Lebenslange Haft für den Attentäter Stephan Ernst, Freispruch für den Mitangeklagten. Gregor Mayntz analysiert das Urteil und benennt die Punkte, die noch aufgeklärt werden müssen. Über die Parteigrenzen hinweg begrüßten Politiker das Urteil. „Unser Rechtsstaat begegnet den Feinden der Demokratie mit Konsequenz, um uns zu schützen“, sagte Armin Laschet, der NRW-Ministerpräsident und neue CDU-Chef. Er hatte den Fall Lübcke auch schon in seiner Bewerbungsrede auf dem CDU-Parteitag erwähnt. Doch sei dieser Art von rechtem Hass mit juristischen Mitteln nicht beizukommen, schreibt Julia Rathcke in ihrem Leitartikel. Dem Klimawandel ist ohne die USA nicht beizukommen – und die machen jetzt auch wieder mit: Der neue Präsident Joe Biden hat den früheren Außenminister John Kerry zum Sondergesandten für das herausfordernde Thema ernannt. Unser Washington-Korrespondent Frank Herrmann porträtiert den 77-Jährigen und seine große Aufgabe. Eine große Aufgabe hatte sich auch der Segler Boris Herrmann vorgenommen: Bei der Regatta Vendée Globe, die einmal um den Globus führt, wollte er aufs Podium kommen. Nachdem er ein Fischerboot rammte, belegte er jetzt nur noch Platz 5 - er wurde im Endklassement noch vom Franzosen Jean Le Cam von Rang vier verdrängt. „Das war der schlimmste Alptraum“, sagte er nach dem Unfall, wie unser Korrespondent Knut Krohn berichtet. So sehr ich diese Reaktion verstehen kann: Der schlimmste Alptraum sieht bestimmt anders aus, und Sportgeschichte hat der Hamburger trotzdem geschrieben. Greta Thunberg twitterte dann auch „Herzlichen Glückwunsch, mein toller Freund". Herrmann hatte sie 2019 in einer Rennyacht über den Atlantik gesegelt, als die Klimaaktivistin vor der Uno in New York sprechen, aber nicht hinfliegen wollte. Ich hoffe, dass Sie aus einer alptraumfreien Nacht fröhlich in einen traumhaften Tag starten können. Bis morgen – dann geht es um Karneval und Gerhard Schröder. Herzlich Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |