NRW-CDU gerät unter Druck
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Rheinische Post

Morgenausgabe

Stimme
des Westens

Dorothee Krings

14. April 2022

Liebe Frau Do,

die NRW-CDU gerät im Wahlkampf unter Druck. Laut der aktuellen Wahlumfrage „NRW-Check“  liegt die Partei um Ministerpräsident Hendrik Wüst inzwischen gleichauf mit der SPD von Thomas Kutschaty. Dass einige Minister zu einer privaten Feier auf die Ferieninsel Mallorca reisten, während Menschen in den Hochwassergebieten um Angehörige trauerten und um ihre Existenzen rangen, entwickelt sich wenig überraschend zur großen Bürde in diesem Wahlkampf. Denn in solchen Fällen geht es im Nachgang immer auch darum, wer wann wovon gewusst hat. Diese Aufklärung muss sein, doch so ziehen sich solche Affären und nehmen anderen Themen Aufmerksamkeit. Zukunftsfragen zum Beispiel, die Bildung, Verkehr, Digitalisierung betreffen. Dabei lässt sich auch an diesem Fall studieren, dass es nicht Fehler sind, die Menschen übel nehmen, wahrscheinlich nicht mal Fehlverhalten, sondern Vertuschung und Abwiegelei.

Heute wichtig:

Ukraine: Russische Truppen verstärken nach ukrainischen Angaben ihre Aktivitäten im Osten und im Süden des Landes. In Kürze wird mit einer russischen Großoffensive gerechnet. Die USA und die Europäische Union, darunter auch Deutschland, wollen die Ukraine daher massiv aufrüsten. Weitere Entwicklungen finden Sie in unserem Newsblog.

Steinmeier-Ausladung: Dass die Ukraine Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ausgeladen hat, sorgt immer noch für Diskussionen – und viel Unverständnis. Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnet den Vorgang als „irritierend“, der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz kritisierte die Ausladung ebenfalls. Selbst ein ehemaliger Bundespräsident schaltete sich ein, um die Wogen zu glätten. Die Hintergründe haben Hagen Strauß und Jan Drebes.

„MS Stadt Düsseldorf“: In der Landeshauptstadt geht der Streit um die „MS Stadt Düsseldorf“ weiter. Nach der misslungenen Versteigerung auf Ebay könnten auf die Weiße Flotte als Eigner noch hohe Kosten zukommen. Denn die vier Kölner Wirte, die das Ausflugsschiff im Internet ersteigert hatten, werden vermutlich Schadenersatz fordern. Sie hatten das Schiff bereits vor anderthalb Jahren ersteigert, haben es jedoch bis heute nicht erhalten. Der geringe Verkaufspreis und die Schadenersatzkosten - all das könnte für die Weiße Flotte zur Existenzfrage werden, schreibt Wulf Kannegießer.

Meinung am Morgen:

Wirtschaft: Die führenden Wirtschaftsinstitute haben ihre bisherige Wachstumsprognose wegen der Folgen des Angriffskriegs auf die Ukraine um fast die Hälfte reduziert. Aber immerhin glauben die Ökonomen weiterhin an 2,7 Prozent Wachstum im laufenden Jahr, hebt Birgit Marschall in ihrem Kommentar hervor. Selbst im Fall eines Energieembargos sind die Erwartungen der Wirtschaftsexperten nicht so düster wie gedacht. Der Regierung sollte das zu denken geben, findet Marschall, auch weil nicht jede Preissteigerung in Folge des Kriegs staatlich kompensiert werden könne.

Karfreitag: Corona hat die Debatte eine Weile zum Schweigen gebracht. Doch an diesem Karfreitag könnten Menschen wieder tanzen gehen, gäbe es nicht das Gebot der Stille an diesem hohen christlichen Feiertag, der im Zeichen der Passion Jesu steht. Ob das noch zeitgemäß ist oder gerade heute geboten, darüber haben sich Julia Marie Braun und Julia Rathcke Gedanken gemacht.

Volkskirchen: Weniger als die Hälfte der Deutschen ist noch Mitglied in einer der beiden großen Kirchen, haben Experten jetzt hochgerechnet. Das ist eine statistische Zäsur, aber auch eine, die sich gesellschaftlich bemerkbar machen wird, schreibe ich in meiner Kolumne. Denn kirchliche Bindung ist nicht nur eine religiöse Frage, sie betrifft auch das Miteinander. Und so ist zu überlegen, warum immer mehr Menschen Begegnungen und Unterstützungsnetzwerke, wie sie in Gemeinden entstehen, für verzichtbar halten.

So gesehen:

Die Titanic ist ja nicht nur ein Symbol für die tödliche Gefahr von Selbstüber- und Eisbergunterschätzung. Der Untergang des Luxusdampfers hat der Filmwelt auch die tränendrüsigste Romanze der Kinogeschichte beschert, für alle Zeiten konserviert in einem einzigen Bild: das eines Paares mit ausgebreiteten Armen am Bug eines untergehenden Giganten. Dabei gibt es so viel mehr spannende Bilder von der Titanic. Einige der letzten vor dem Untergang hat der Fotograf Erich Benninghoven gemacht. Der kam aus Haan-Gruiten und war einer der berühmtesten Fotojournalisten des damaligen Deutschen Reichs. Seine Aufnahme aus dem Fitnessstudio der Titanic hat mir am besten gefallen. Darin gab es nicht nur einen ledernen Punchingball und ein hölzernes Rudergerät, sondern sogar einen Reitapparat. Damit man auf dem teuren Schiff so tun konnte, als sei man an Land. Alles wie heute. Ich wünsche Ihnen einen bewegten Tag!

Herzlich,

Ihre

Dorothee Krings

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RP Online


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