Liebe Frau Do, er ist einer der bedeutendsten lebenden Philosophen – wie Peter Sloterdijk den Sturm aufs US-Kapitol und das Irrationale dieser Zeiten deutet, verrät er in einem Interview, das unser Kulturchef Lothar Schröder geführt hat. Auf die Frage, ob es in westlichen Ländern Alternativen zur Demokratie geben kann, antwortet Sloterdijk: „Eine andere Welt ist möglich, gewiss. Aber vorerst nur als schlechtere.“ Wenn Sie heute nicht mehr als einen Text lesen wollen, empfehle ich Ihnen dieses Gespräch. In Washington soll übrigens heute ein Amtshebungsverfahren gegen Donald Trump gestartet werden – nur neun Tage vor der Vereidigung des neuen Präsidenten Joe Biden. So unfassbar das Geschehen jenseits des Atlantiks sich darstellt, unmittelbarer betrifft uns die Entwicklung der Pandemie hier bei uns. Und da sieht es leider nicht gut aus. Warum die Infektionszahlen in NRW anscheinend unaufhaltsam steigen, versucht Dorothee Krings in ihrer Analyse zu klären. Wer nicht lesen will, kann auch hören: In der heutigen Episode unseres Nachrichten-Podcasts „Aufwacher“ erwartet Sie ein Gespräch mit ihr zum Thema. Es lohnt sich, da mal reinzuhören, denn wir haben den „Aufwacher“ grundlegend neu gestaltet: neuer Sound, neue Formate und noch mehr Nutzwert. Warum Sie diesen und weitere Podcasts unbedingt für sich entdecken sollten (und zwar nicht nur die der Rheinischen Post), hat unsere Podcast-Chefin Helene Pawlitzki hier aufgeschrieben. Ich hatte Ihnen auch von der „weißen Versuchung“ geschrieben. Offenbar haben ihr die Menschen am Wochenende tatsächlich nicht so sehr nachgegeben, wie es nach dem Ansturm der ersten Januar-Tage in Sauerland, Eifel und Bergischem Land zu befürchten war. Claudia Hauser hat sich in Hellenthal umgesehen, wo sie nur auf wenige Ausflügler traf. Bürgermeister Rudolf Westerburg versteht, dass Familien mit kleinen Kinder große Sehnsucht nach Schnee haben. „Menschlich tut mir das leid“, sagt er über die Appelle, sich nicht auf die Reise zu machen. Nicht nur um Ausflügler geht es bei den Einreisen an deutsch-niederländischen Grenze. Die Zahl der unerlaubten Grenzübertritte nach NRW steigt, auch der wachsende Drogenschmuggel bereitet den Verantwortlichen in der Grenzregion Sorgen. Christian Schwerdtfeger hat die Daten recherchiert und mit Lokalpolitikern und Bundespolizisten über die Lage gesprochen. Dabei wird auch Kritik an den niederländischen Behörden laut, die demnach „nicht mit dem Eifer ans Werk gehen, wie wir es tun“. Vielleicht steht am Ende dieser Woche ein Mann als Bundesvorsitzender der CDU fest, der aus der Grenzregion kommt. Armin Laschet stammt aus Aachen und tritt am Samstag bei einem virtuellen Parteitag gegen Friedrich Merz und Norbert Röttgen an. Mit der Wahl wird eine Vorentscheidung für die Kanzlerkandidatur getroffen, auch wenn CSU-Chef Markus Söder dafür ebenfalls gehandelt wird. Beim virtuellen Neujahrsempfang der NRW-CDU haben Laschet als deren Vorsitzender und Söder als Gast gesprochen. Maximilian Plück hat zugesehen und beschreibt, wie gut die Chemie zwischen den beiden zu sein scheint. Jens Spahn hat sich inzwischen etwas aus der Deckung gewagt. Er habe die Diskussion, ob er im September als Kanzlerkandidat antrete, zwar nicht aufgeworfen, sagte er der „Welt am Sonntag“. Aber natürlich kämen in der CDU hinter den Kulissen „auch mal Themen zur Sprache, die in der Partei und der Öffentlichkeit diskutiert werden“. Und: „Die Frage, wer die Union in die nächste Wahl führt, gehört dazu.“ Erstaunlich, dass bisher außer Friedrich Merz keiner offen sagt, dass er Kanzlerkandidat der CDU/CSU werden will. Aber jetzt startet erstmal die neue Woche, und dafür will ich Ihnen ein weiteres Zitat Sloterdijks ans Herz legen, das sich auch als Empfehlung lesen lässt: „Zeiten der chronischen Krise muten dem menschlichen Lebenswillen zu, permanente Ungewissheit als den nicht abänderbaren Hintergrund seiner Glücksbemühungen hinzunehmen.“ Ich wünsche Ihnen für heute trotz aller Ungewissheit größtmöglichen Erfolg bei Ihren Glücksbemühungen! Herzlich Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |