Liebe Frau Do, gerade erst hatte Angela Merkel „Öffnungsdiskussionsorgien“ gegeißelt und abgewehrt, jetzt muss die Bundeskanzlerin zusehen, wie die Ministerpräsidenten die Corona-Maßnahmen großflächig lockern, allen voran Armin Laschet aus NRW. Einzelhandel, Gastronomie, Sport, Schulen und Kultureinrichtungen – alles wird nach und nach wieder geöffnet, die Termine stehen schon fest. Die Bundesliga geht am 15. Mai weiter, wie gestern Abend noch bekannt wurde. Die unbestimmte Angst vor der zweiten Corona-Welle bleibt allerdings. „Wir müssen aufpassen, dass uns die Sache nicht entgleitet“, sagt Merkel. Unsere Berliner Korrespondentin Kristina Dunz zeichnet den Tag der Entscheidungen nach. Die Ministerpräsidenten eröffnen also ein Glücksspiel, bei dem die übergroße Mehrheit der Menschen zur Normalität, allerdings einer veränderten, zurückkehrt, während eine hoffentlich verschwindend geringe Minderheit tödlichen Risiken ausgesetzt wird. Im besten Fall drohen nur vereinzelte neue Infektionsherde, die sich in den Griff kriegen lassen. Finden Sie diese Sicht zu pessimistisch? Mit Blick auf die bisherigen Infektionskurven erscheint sie mir eher optimistisch. Unser landespolitischer Korrespondent Maximilian Plück kommentiert den NRW-Kurs, die stellvertretende Chefredakteurin Eva Quadbeck nimmt den bundespolitischen Blickwinkel ein. Falls Ihnen ihre Argumentation bekannt vorkommt, haben Sie sie vielleicht gestern Abend bei „Maischberger“ gesehen. Eine der Lockerungen in NRW betrifft eine Hochrisikogruppe. Ab Sonntag wird das Besuchsverbot in Pflegeheimen gelockert – dann ist Muttertag. Welche Konzepte die Träger verfolgen, hat Merlin Bartel recherchiert. Viele Verantwortliche in den Heimen sehen eigentlich eine zu große Gefahr in der Öffnung. Die gute Nachricht ist, dass sie sich gut auf die neue Lage vorzubereiten versuchen. Trotz der Lockerungen sind wir noch damit beschäftigt, die aktuelle Pandemie abzuwehren. Aber wie verhindern wir die nächste? Zwei Drittel aller menschlichen Infektionskrankheiten gehen auf tierische Erreger zurück. Meine Kollegin Regina Hartleb, von Haus aus Biologin, hat sich in ihrer Analyse mit möglichen Strategien gegen den sogenannten Artensprung beschäftigt. Um Zukunft geht es auch in einem Nachruf, den Philipp Holstein geschrieben hat, nämlich um die Zukunft der Musik. Florian Schneider, Gründungsmitglied der legendären Band Kraftwerk, ist 73-jährig gestorben. Er war einer der wirkmächtigsten Musiker Deutschlands. Unser Autor zitiert „Techno Pop“, einen Kraftwerk- Song von 1986: „Es wird immer weitergehen, Musik als Träger von Ideen.“ Ideen bereiten die Zukunft – das stimmt auch dann, wenn Sie wie ich gänzlich unmusikalisch sein sollten. Und so wünsche ich Ihnen einen ideenreichen, vorwärtsgewandten und vor allem fröhlichen Tag.
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