Liebe Frau Do, heute ist ein besonderer Tag – jedenfalls für uns, die Rheinische Post: Heute vor exakt 75 Jahren erschien die erste Ausgabe unserer Zeitung. Mein Kollege Horst Thoren und ich haben einen Rück- und Ausblick geschrieben. Dass ich noch gar nicht so lange – gut ein Jahr – dabei bin, wissen Sie ja. Aber Horst Thoren kompensiert das: Mit seinem ersten Beitrag hat er sich 1977 bei der Redaktion vorgestellt. Er hatte eine Bürgerversammlung zu einer Umgehungsstraße erlebt und gedacht: „Das muss in die Zeitung.“ Vor 33 Jahren trat er dann fest in die Redaktion ein, seit 23 Jahren amtiert er als stellvertretender Chefredakteur. „Für mich ist die Rheinische Post ein Stück Heimat – beruflich seit 1988, persönlich seit Kindertagen“, sagt er. Das werde ich nie einholen, aber wir ergänzen uns – und ein Stück Heimat wird diese Redaktion auch für mich Tag für Tag etwas mehr. Und inzwischen sind wir nicht mehr nur Zeitung, sondern seit 25 Jahren auch digital erfolgreich. Vielleicht fragen Sie sich, warum wir den großen Tag nur mit diesem einen Artikel („Zwischen Freiheit und Hoffnung“) feiern – aber das große Lesefest kommt noch: mit einer Sonderausgabe der Rheinischen Post am 17. April. Geschichte hat auch Nicolas Sarkozy geschrieben: als der erste verurteilte ehemalige Präsident der Fünften Französischen Republik. Unser Paris-Korrespondent Knut Krohn ordnet das Urteil in seinem Leitartikel ein. Apropos Ex-Präsidenten: Den gewohnt großmäuligen Auftritt von Donald Trump in Orlando hat unser Washington-Korrespondent Frank Herrmann verfolgt. Ich habe das hier schon kurz nach der Wahl geschrieben: Die Gefahr, die von diesem Mann ausgeht, ist nicht gebannt. Seine glühendsten Anhänger folgen ihm auch, ohne dass er ein politisches Amt innehat oder anstrebt. Die Corona-Gefahr ist ebenfalls mitnichten gebannt. Trotzdem werden Bund und Länder bei ihren Beratungen morgen vor allem mögliche Lockerungen erörtern. Jan Drebes und Jana Wolf fassen die Debatte vor dem Treffen zusammen. Mein Eindruck ist: In diesen Tagen und Wochen verliert Angela Merkel nach und nach ihre Autorität. Bis zur Bundestagswahl ist es noch gut ein halbes Jahr – der Koalitionspartner SPD muss sich emanzipieren, und auch einige Ministerpräsidenten wollen sich profilieren. Die Zeit der Einigkeit geht zu Ende. Ist das gut oder schlecht? Morgen werden wir es wissen. Die SPD emanzipiert sich von der Großen Koalition und schmeißt sich den Grünen in die Arme. Jedenfalls betont die einstige Arbeiterpartei jetzt das Umweltthema wie nie zuvor („Sozial. Digital. Klimaneutral.“). Aber fürs Klima wollen jetzt angeblich alle viel tun – schauen wir lieber auf ein soziales Kernthema der SPD, die Kindergrundsicherung: Was dahinter steckt und wie das zum Kindergeld passt, schreibt Martin Kessler in seiner Analyse. In NRW kommt die SPD in Umfragen aktuell auf 17 Prozent. In NRW! Herbert Wehner, der Dortmund die „Herzkammer der Sozialdemokratie“ nannte, dreht sich vermutlich gerade im Grab um. Wie der Fraktionschef im Landtag, Thomas Kutschaty, die Lage seiner Partei sieht, verrät er in einem Interview, das Kirsten Bialdiga geführt hat. Er sei „hochmotiviert“. Hochmotiviert ist die Landesregierung offenbar, beim Impfen voranzukommen, wie Kirsten Bialdiga, Antje Höning und Maximilian Plück berichten. Das wird auch nötig sein, wenn Sie bald wieder verreisen wollen: Wie sich Alltours-Chef Willi Verhuven das vorstellt, verrät er in einem Interview, das Reinhard Kowalewsky geführt hat. „Wir werden gestärkt aus der Krise hervorgehen“, sagt er über sein Unternehmen. Wäre es nicht großartig, wenn wir das als Gesellschaft auch einmal sagen könnten? Aber jetzt steht erstmal ein neuer Tag an – gehen Sie gestärkt in den Morgen. Herzlich Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |