NRW setzt auf Curevac-Alternativen | Von Donald lernen | Homeoffice-Ende
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Rheinische Post

Morgenausgabe

Stimme
des Westens

Moritz Döbler

18. Juni 2021

Liebe Frau Do,

dass ein mittelständisches Tübinger Unternehmen Anlass für die erste Meldung der „Tagesschau“ bietet, kommt nicht oft vor. Aber Curevac hat binnen einen Tages an der Börse seinen Wert nahezu halbiert, weil der entwickelte Corona-Impfstoff nicht so wirksam ist wie erhofft. Die Bundesregierung hatte auf Curevac gesetzt, Bayer sollte die Produktion in Wuppertal übernehmen, Ministerpräsident Armin Laschet jubelte. Und nun? In meinem Leitartikel versuche ich, das Debakel einzuordnen. Aber: Noch ist nichts verloren, es kann noch etwas werden bei Curevac und auch bei Bayer, wie Antje Höning, Maximilian Plück und Jana Wolf berichten. Unter anderem zitieren sie einen Fondsmanager, demzufolge die EU ein großes Interesse daran hat, dass Bayer im Zweifel einen anderen Corona-Impfstoff in dem Werk produziert. Und auch Laschets Staatskanzlei positioniert sich schon entsprechend.

Ein Debakel war auch der Auftakt der deutschen Mannschaft bei der Fußball-EM dank eines Eigentors, aber ich will nicht nachtreten. Morgen geht es gegen Portugal, und da sind kreative Ideen gefragt. Vielleicht sollte Jogi Löw in Entenhausen nachfragen. Auch dort dreht sich in diesen Tagen und Wochen alles ums runde Leder, wie Wolfram Goertz in einem wunderbaren Text herausarbeitet. Eine Antwort auf die Frage am Ende seines Artikels gibt er nicht – aber ich: Ente. Falls Sie, was unwahrscheinlich ist, genauso wenig von Fußball verstehen wie ich.

Eine noch ungeklärte Frage ist, wie Unternehmen ab Juli mit dem Homeoffice umgehen, wenn sie nicht mehr verpflichtet sind, es zu ermöglichen, wo es geht. Das gilt auch für uns – wir suchen gerade nach dem richtigen Maß zwischen alter und neuer Welt. Noch arbeitet unsere Redaktion zu etwa 90 Prozent im Homeoffice. Dass wir das vollständig zurückdrehen, ist ausgeschlossen. Man kann Menschen nicht in einer Notlage viel Freiheit gewähren und sie ihnen dann wieder komplett wegnehmen. Reinhard Kowalewsky, der selbst übrigens ganz gerne im Homeoffice arbeitet, beleuchtet in seinem Leitartikel die Risiken dieser Grundsatzfrage. Den Autor hören Sie heute auch im „Aufwacher“-Podcast.

Risiken sehen Experten auch für die Bundestagswahl, die heute in genau 100 Tagen über die nächste Bundesregierung entscheidet. Denn der Wahlkampf wird auch in Deutschland von Cyberattacken und Desinformationskampagnen begleitet, wie wir sie aus den USA kennen. Die Gefahr, dass Falschmeldungen darüber entscheiden, wo Wählerinnen und Wähler ihr Kreuz machen, besteht also auch hierzulande, wie Gregor Mayntz in seiner Analyse schildert. Erlauben Sie mir bitte den Hinweis in eigener Sache, dass wir uns alle erdenkliche Mühe geben, Sie exakt und unvoreingenommen zu informieren. Jeder Journalist und jede Journalistin bei uns hat selbstverständlich eine persönliche Haltung (wie Sie auch), aber wir sind Profis genug, Themen zu durchdringen und die verschiedenen Seiten zu beleuchten.

Aber so ernst wollen wir nicht in den Tag starten. Lassen Sie uns nochmal nach Entenhausen schauen, wo Donald Duck einst „gesetzlichen Mittagsschlaf nach dem Frühstück bis zum Abendessen“ als politische Forderung formulierte. Und Sie müssen nicht einmal 100 Tage warten. Freitag ab eins macht jeder seins: Das ist schließlich auch ein bewährter Grundsatz. Genießen Sie den heutigen Freitag!

Herzlich

Ihr

Moritz Döbler

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