NRW zieht Ferien vor | Corona und IQ | Bilder vom Rhein
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Rheinische Post

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Stimme
des Westens

Moritz Döbler

12. November 2020

Liebe Frau Do,

NRW zieht den Beginn der Weihnachtsferien vor: Der letzte Schultag ist schon am 18. Dezember. Die Einzelheiten finden Sie in dem Text von Kirsten Bialdiga. Was davon zu halten ist? Einerseits viel, weil so die Zeit ohne schulisches Infektionsrisiko bis zum Heiligabend mit den Großeltern, Onkeln und Tanten verlängert wird. Vorquarantäne nennen Experten das. Trotzdem kann das auch zu einer trügerischen Sicherheit führen, wie unser Medizin-Experte Wolfram Goertz in seinem Leitartikel argumentiert. Es ist also an Weihnachten auch nicht anders als sonst: In diesen Zeiten sind Vernunft und Eigenverantwortung besonders gefragt.

Unvernunft und mangelndes Verantwortungsgefühl haben sich gestern in Köln nicht so deutlich gezeigt wie befürchtet. Eine der beiden angekündigten Anti-Masken-Demonstrationen wurde abgesagt, die andere zog nur 120 Menschen an. Einer der Corona-Skeptiker hatte sich als der Tod verkleidet, auf seiner Sense stand: „Gestorben wird immer.“ Das ist einerseits richtig, andererseits kein Argument. Einen solchen 11.11. hat es in Köln wohl noch nie gegeben, wie Claudia Hauser und Brigitte Pavetic in ihrer Reportage auf der Suche nach dem Karneval schreiben.

Bei hartnäckigen Corona-Leugnern mag man sich fragen, wie intelligent sie eigentlich sind. Dass die Infektion auf die Intelligenz schlagen kann, legt eine britische Studie nahe. „Ich kenne mich mit merkwürdigen Krankheiten aus. Aber Covid-19 ist die merkwürdigste Krankheit, die ich kenne“, sagt der Rheumatologe Tim Spector, Professor für Epidemiologie am King‘s College in London, der sich mit Spätfolgen der Infektion beschäftigt. Für ihn sind sie „völlig unvorhersehbar“. Wolfram Goertz ordnet auch diese Erkenntnisse ein. Unsere Berliner Korrespondentin Kristina Dunz, die erkrankt war, hatte bei der Sendung „Hart aber fair“ am Montag über Gedächtnislücken geklagt. Ihren Erfahrungsbericht von vor drei Wochen können Sie hier noch einmal nachlesen: „Die Angst um die Anderen.“

Corona ist aber eben nicht nur ein medizinisches, sondern auch ein hochpolitisches Thema. Und es gehört zum Wesen der Opposition, das sie der Regierung auch in dieser Frage Vorwürfe macht. „Wir sind weitgehend unvorbereitet in die zweite Welle hineingeschliddert, weil zu lange das Prinzip Hoffnung galt“, beklagt Felix Banaszak, Co-Grünen-Chef in NRW. Und auch Co-Chefin Mona Neubaur richtet scharfe Vorwürfe an die Landesregierung. Kirsten Bialdiga hat mit den beiden ein Interview geführt. Am Sonntag halten die Grünen ihren Landesparteitag ab – natürlich ist es eine reine Online-Veranstaltung.

Einst sahen sich die Grünen und die SPD als natürliche Partner. Das hat sich verändert, in vielen Kommunen haben sich schwarz-grüne Koalitionen gebildet, wie es jetzt auch in Düsseldorf ansteht (den Stand der Verhandlungen hat Arne Lieb recherchiert). Und in Baden-Württemberg regiert sogar Grün-Schwarz. Über das Ende der rot-grünen Freundschaft auf Bundesebene schreibt Birgit Marschall in ihrer Analyse. Darin kommt unter anderen der Wahlforscher Manfred Güllner mit einer Empfehlung an den SPD-Kanzlerkandidaten zu Wort: „Dass Rot-Rot-Grün die einzige klare Machtoption für Olaf Scholz ist, sollte ihn nicht daran hindern, die Grünen anzugreifen.“ Und vermutlich ist das ja auch leichter, als wenn der Vize-Kanzler die Kanzlerin angreift.

Ob Parteitage, Kabinettssitzungen oder auch das Schreiben dieses Newsletters, vieles findet derzeit im Homeoffice statt. Warum diese Phänomen eine Erfolgsgeschichte ist, es aber trotzdem kein Recht auf Homeoffice geben sollte, argumentiert die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer in einem Interview, das Antje Höning und Martin Kessler geführt haben. Falls Sie nicht mehr arbeiten, auch nicht im Homeoffice, hat Antje Höning auch noch eine wichtige Nachricht analysiert: West-Rentner erwartet im kommenden Jahr eine Nullrunde. Klingt bitter, ist es auch. Rechnerisch müssten die Renten allerdings wegen gesunkener Beitragseinnahmen eigentlich um vier Prozent gekürzt werden.

In all dem Corona-Elend sehnen sich viele Menschen danach, mal etwas anderes zu sehen. Leider sind weder Reisen, Restaurantabende oder sonstige Geselligkeiten möglich. Aber wir haben den Rhein! Ich liebe lange Spaziergänge am Ufer, manchmal schaue ich auch nur auf das Wasser. Den Rhein können Sie sich aber auch nach Hause holen: Jana Bauch und Andreas Krebs sind erneut mit einer Drohne den Rheinlauf in unserer Region entlanggeflogen und haben ihn von nah und fern aus unterschiedlicher Höhe über die Jahreszeiten hinweg fotografiert. Zwölf Motive haben wir für den Kalender 2021 im Format A2 zusammengefasst. Bestellen können Sie ihn hier oder telefonisch unter 0211 505-2255. Bitte verzeihen Sie mir den kurzen Werbeblock – aber ich war bei der Auswahl der Fotos dabei und bin begeistert.

Hoffentlich sind Sie von diesem neuen Tag ebenfalls begeistert. Genießen Sie ihn, am besten ab sofort!

Herzlich

Moritz Döbler

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