Sehr geehrte Damen und Herren Sie werden es vermutlich bemerkt haben: In der Silvesternacht hat die Europäische Kommission ihren Entwurf des ergänzenden delegierten Rechtsakts zur Taxonomie-Verordnung der EU verschickt, in dem sie die Kernenergie und Erdgas als nachhaltig taxiert hat. Der Aufschrei war vor Allem bezüglich Ersterem immens. Wir haben unsere Meinung dazu per Medienmitteilung kundgetan und über die Stellungnahme von Foratom berichtet. Zu Gaskraftwerken haben wir übrigens auch etwas gesagt. Weitere Wortmeldungen zur Taxonomie lesen Sie unten, ebenso Meldungen zu KKW-Stilllegungen, Strompreisen und nuklearen Innovationen. Freundliche Grüsse, Nuklearforum Schweiz «So ist eben Demokratie!» Obwohl die Klassierung von Kernenergie und Erdgas als nachhaltige Investitionen spätestens seit entsprechenden Äusserungen aus Brüssel im Oktober 2021 zu erwarten gewesen war, überschlugen sich Politik und Medien, als es tatsächlich soweit war. Die «Bild» erhält von uns eine Auszeichnung für ihr Wortspiel in der Überschrift. Auch zu erwarten war, dass Deutschland sich gegen das Nachhaltigkeitslabel für de Kernenergie ausspricht, was unter anderem laut der «Zeit» auch der Fall war. Beim «ZDF» lasen wir ausserdem, dass man sich beim Gas noch nicht einig sei. Auch die «Berliner Zeitung» zitierte Umweltministerin Steffi Lemke dahingehend, dass sie die Nachhaltigkeitseinstufung für Erdgas sie für falsch halte – und die Chancen für eine erfolgreiche Blockade bezüglich Kernenergie für gering. Letzteres sieht der Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, Michael Roth (SPD), genau so. Wenn der EU-Binnenmarktkommissar Thiery Breton den Entscheid zur Taxonomie verteidigt und sagt, es brauche zum Erreichen der Klimaziele Investitionen von 500 Milliarden Euro in die Kernenergie, dann macht der österreichische «Standard» daraus die Schlagzeile «Atomkraftwerke in der EU brauchen 500 Milliarden Euro». Die Deutsche Umwelthilfe will derweil mit einem Rechtsgutachten belegt haben, «dass die Aufnahme von Atom und fossilem Gas in die EU-Taxonomie rechtswidrig wäre». Zu den Stimmen, die den Ausschluss von Gas fordern, zählt laut «euractiv» auch eine Gruppe von Klima-Investoren mit einem Vermögen von 50 Billionen Euro. Abschied von sanften Riesen In der letzten Ausgabe haben wir auf die Stilllegung von Grohnde und zwei weiteren deutschen KKW verwiesen. «Focus» ist aufgefallen, dass die Abschaltungen zeitlich ziemlich genau mit dem Bekanntwerden des grünen Labels für die Kernenergie zusammenfielen. Die Nuklearia berichtet von Mahnwachen für die «sanften Riesen» in verschiedenen Ländern. Eine Woche nach den deutschen ging auch ein KKW in Schottland für immer vom Netz. Der britische Kernenergie-Branchenverband sprach von «Schottlands wertvollstem Anlage für saubere Energie» und der Kommentar der «Daily Mail» beklagt sich darüber, dass das Königreich KKW abschaltet, statt mehr zu bauen. Wie der «Carbon Brief» zeigt, war 2021 die Stromerzeugung aus den britischen KKW so tief wie seit 1082 nicht mehr. Die uns nur zu gut bekannten Argumente gegen die Kernenergie hört man natürlich auch im Königreich, allerdings mit nicht unerheblichen Unterschieden, wie die Einleitung dieses Beitrags zeigt. Erdbeben in den Niederlanden wegen deutschen Gashunger Bei «Finanzen» haben wir erfahren, wie Frankreichs KKW dazu beitragen, den weiteren Anstieg der dortigen Strompreise zu verhindern. Die «Frankfurter Allgemeine» hat weitere Einzelheiten dazu und zitiert den französischen Finanzminister, dass dies die Wettbewerbsfähigkeit des französischen Atomkraftwerkparks möglich mache. Er stelle kostengünstige Energie zur Verfügung und dazu noch komplett CO2-frei. Die niederländische Regierung zeigt sich derweil besorgt über den hohen Gasbedarf der deutschen Nachbar. Laut der «Oldenburger Onlinezeitung» wird dort unter anderem wegen Deutschland an Orten weiter Gas gefördert, wo dies eigentlich hätte gestoppt werden sollen. Wie der «Spiegel» berichtet, hat das deutsche Bundesverfassungsgericht entschieden, dass das Verbot von Atomtransporten über Bremer Häfen verfassungswidrig ist. SMR für morgen, Fusion für übermorgen Die erste Publikation der Internationalen Energieagentur im Jahr 2022 betraf die Energy Policy Review für Kanada. Darin (Abstract oder ganzer Bericht) empfiehlt das OECD-Gremium dem Land, seine Bestrebungen im Bereich der sauberen Energie – darunter ausdrücklich die Kernenergie – fortzuführen und zu intensivieren. In diese Richtung geht auch der Ende des vergangenen Jahres angekündigte gemeinsame Strategieplan für SMR von vier kanadischen Provinzen. Neben SMR erlebt auch die Kernfusion steigendes Interesse. Mit einer Podcastfolge dazu (The quest to build a star) macht «Vox» etwas, das wir im Oktober 2021 gemacht haben. Das österreichische Portal «Futurezone» berichtet über einen in Japan geplanten Fusionsreaktor – löblicherweise ohne auf Fukushima zu verweisen. Auch der «Standard» kommt beim Thema Fusion ohne Hinweise auf Unfälle oder Gefahren aus. Dafür nimmt die österreichische Tageszeitung Bezug auf die EU-Taxonomie, womit sich der Kreis schliesst und wir uns verabschieden. Teilen Tweet Teilen Weiterleiten Nuklearforum Schweiz Frohburgstrasse 20, 4600 Olten Telefon 031 560 36 50 info@nuklearforum.ch, http://www.nuklearforum.ch Mitglieder werden über Infomails auf neue Webinhalte, Veranstaltungen oder andere Aktualitäten hingewiesen. Hinweise dieser Art werden NUR per E-Mail verschickt. Abmelden | |