Sehr geehrte Damen und Herren Velen von Ihnen dürfte die Schweizerische Gesellschaft der Kernfachleute (SGK) ein Begriff sein, einige sind vielleicht sogar Mitglied. Das Profil und die Ziele der Organisation finden Sie hier. Die SGK führt vom 3. bis 5. Oktober 2017 ihr jährliches Grundlagenseminar «Einführung in die Kernenergie und ihr Umfeld» durch. Seminarprogramm, Anmeldeformular und weitere Infos finden Sie auf der SGK-Website. Des Weiteren veranstaltet die SGK auch regelmässig Wissenschaftsapéros. An dieser Stelle möchten wir Sie auch noch an unsere nächsten zwei Veranstaltungen erinnern: den Forumstreff zum Thema Fusionsforschung am 6. September in Lausanne sowie unseren Vertiefungskurs, der am 29. und 30. November 2017 in Olten stattfindet. Im Folgenden beschäftigen wir uns mit Japan, der nuklearen Zukunft, dem Zustand der US-Nuklearindustrie sowie mit Meinungen und Argumenten. Freundliche Grüsse, Nuklearforum Schweiz Die Panik der Medien und die Gelassenheit der Surfer Wir beginnen unsere Berichterstattung zu Japan mit einer vermeintlichen Schockmeldung: «Bombe im Kernkraftwerk Fukushima entdeckt», titelt «Le Point» – und präzisiert im Text, dass der vermeintlich aus dem Zweiten Weltkrieg stammende Sprengkörper «sich rund einen Kilometer von den Reaktorgebäuden 2 und 3 entfernt im Boden befand». Die IAEO stuft nach sechs Überprüfungsmissionen von 2016 bis 2016 die Daten, die japanische Labors aus den Untersuchungen von Meerwasser, Fischen und Sedimenten gewinnen, als verlässlich ein. Darauf scheint auch die lokale Surferszene zu vertrauen, obwohl nach Auffassung des britischen «Mirrors» das kontaminierte Wasser «sie töten könnte». Auch die Schlussfolgerungen zu diesem Thema des «Beachapedia»-Portals der Surfrider Foundation lassen auf einen einigermassen unaufgeregten Umgang damit schliessen. Nukleartechnologie gegen Strahlenbelastung Die Nuclear Technology Review der IAEO ist ein umfassender Statusbericht zu den verschiedensten Bereichen der Nukleartechnologie. Hier gelangen Sie direkt zur aktuellsten Ausgabe. Der IAEO-Bericht «International Status and Prospects for Nuclear Power 2017» befasst sich nur mit der Kernenergie und schaut auch in die Zukunft. «Nuclear Street» hat das Wichtigste zusammengefasst. Zukunftsmusik spielt bekanntlich zuweilen auch die Nasa. Sie will nun die Entwicklung von Nuklearantrieben für Raumfahrzeuge weiter vorantreiben – unter anderem, um die Strahlenbelastung ihrer Astronauten zu verringern. In den Augen von «Futurism» könnte das die Raumfahrt revolutionieren. Auch das kanadische KKW Darlington könnte bald zum Lieferant der Nasa werden. Die Zukunft der Kernenergie hier auf der Erde könnte laut dem «Digital Journal» von Small Modular Reactors gerettet werden. Ob und wieweit die US-Behörden bei der Entwicklung fortschrittlicher Rektoren mithalten können, ist laut dieser Analyse fraglich. Die nuklearen Optionen der USA Im Zusammenhang mit der US-Nuklearindustrie müssen wir uns dieser Tage auch mit Rückschlägen befassen, genauer mit dem Baustopp beim Projekt VC Summer. «Axios» liefert dazu Details über einen geplatzten Deal der Bauherren mit der Regierung. Laut dem «St. Louis Post Dispatch» will die Legislative des Standort-Staates South Carolina die Hintergründe genau abklären. Der «Ledger Enquirer» hat die Editorials verschiedener Zeitungen zum Thema zusammengetragen. Kritische Stimmen zu dem «Debakel» und zur Wirtschaftlichkeit der Kernenergie allgemein haben wir im «Vermont Business Magazine» gefunden. «Den USA gehen die Kernenergie-Optionen aus», findet die «Washington Post». Genau diese Optionen müssen im Energiemix des Landes bleiben, findet dieser Kommentator. Immerhin bekräftigt die Firma Westinghouse, welche die Reaktoren sowohl für VC Summer als auch für den Neubau am Standort Vogtle liefert respektive liefern sollte, «ihr Commitment zur Einhaltung des nuklearen Versprechens». Die mannigfaltigen Schauplätze der Kernenergiedebatte Neben der Wirtschaftlichkeit der Kernenergie beschäftigt die USA derzeit auch ein Naturspektakel. Wie «Bloomberg» festhält, werden Gaskraftwerke die während der kompletten Sonnenfinsternis am 21. August wegfallenden rund 9000 MW Solarkraft überbrücken. Laut «Forbes» werden die KKW des Landes in dieser Zeit weiterhin das «Rückgrat» der Stromversorgung bilden. Das Nuclear Energy Institute hat kurz und bündig fünf Gründe aufgelistet, warum Kernenergie «cool» ist. Sogar Three Mile Island habe positive Auswirkungen auf die Region, findet der Kommandant der dortigen Feuerwehr. Ein ziemlich fachspezifischer Schauplatz der Kernenergiedebatte ist die Diskussion über Sinn und Unsinn der «Linear-no-threshold»-These. Der Autor des Blogs «Atomic Insights» will Hinweise auf den Einfluss der Erdölindustrie bei deren Einführung gefunden haben. Der wissenschaftlichen Diskussion über die Gefährlichkeit ionisierender Strahlung gegenüber stehen Meldungen wie die über «Nuklearterror» an österreichischen Schulen. Derweil sieht ein freier Mitarbeiter von «Forbes» in der Kernenergie den «wahren Klima-Konsens». Gegen ebendiesen Konsens wollen verschiedenen Organisationen am nächsten Klimagipfel vorgehen und haben sich zu diesem Zweck unter dem Claim «Don’t nuke the Climate» zusammengetan. Es besteht durchaus die Chance, dass im November dieses Jahres beim COP23-Gipfel im Bonn auch Al Gore anzutreffen ist. Sein neuer Film «An Inconvenient Sequel» erntet – naturgemäss – nicht nur Zustimmung. Ohne auf diese Diskussion einzutreten beenden wir die heutige Ausgabe mit einer von Hanspeter Guggenbühls «unbequemen Wahrheiten». |