Sehr geehrte Damen und Herren Die jüngsten Nachrichten aus Übersee – und damit meinen wir nicht den neuen Präsidenten – haben uns dazu bewogen, die Kernenergie in den USA zum Schwerpunktthema dieses Newsletters zu machen. Die in unseren Augen aufsehenerregendste Meldung aus den USA stammt von der Firma NuScale, die unlängst bei der Nuklearaufsichtsbehörde NRC das erste Zertifizierungsgesuch für einen kommerziellen Small Modular Reactor (SMR) eingereicht hat. Wir haben darüber sowohl im E-Bulletin wie in einer Medienmitteilung berichtet. Auch die Tennessee Valley Authority plant ein SMR-Kraftwerk und hat dafür bei der NRC ein Gesuch für einen «Early Site Permit» eingereicht – ebenfalls ein Novum. Bei den «herkömmlichen», leistungsstärkeren Reaktoren gibt es ebenfalls Neuigkeiten aus den USA – erfreuliche und weniger erfreuliche. Die schlechte Nachricht zuerst: Die beiden Einheiten des Werks Indian Point sollen 2020 resp. 2021 – vorzeitig – stillgelegt werden. Auf der anderen Seite wurde am 10. Januar 2017 beim KKW-Neubau Virgil C. Summer-2 der erste Dampferzeuger eines AP1000-Reaktors in den USA platziert. Für weitere Good News sorgte die NRC mit der Verlängerung einer weiteren Betriebsbewilligung, mit der Erteilung der Bau- und Betriebsbewilligung für zwei weitere AP1000-Einheiten und mit dem Bescheid zum Sicherheitsbericht eines weiteren Neubauprojekts. Mit der Energie-und Klimapolitik der USA beschäftigen wir uns auch weiter unten. Weitere Themen sind: die Stromversorgung in Frankreich, Tücken der Energiewende und Argumente für die Nukleartechnologie. Freundliche Grüsse, Nuklearforum Schweiz Neue US-Energiepolitik wird konkreter «Kaliforniens CO2-Emissionen steigen nach dem Ausschluss der Kernenergie», schreibt «Nuclear Street». Zu einem ähnlichen Schluss kommt die «New York Times» bei ihrem kritischen Vergleich der Klimapolitik verschiedener US-Bundesstaaten. Solche Meldungen sind Wasser auf den Mühlen der Betreiber des KKW Millstone, die mit der Regierung von Connecticut über eine Direktabnahme ihres Stroms verhandeln. Auf der nationalen Ebene der US-Politik haben wir erfahren, dass der designierte Energieminister nun sein zukünftiges Departement doch nicht abschaffen will. «Atomic Insights» hat die «nuklearen Highlights» von Rick Perrys Anhörung vor der zuständigen Senatskommission zusammengefasst. Im Kongress tut sich derweil ziemlich Konkretes in Sachen Kernenergie: Das Repräsentantenhaus hat zwei Gesetzesentwürfe verabschiedet, die für die Entwicklung fortgeschrittener Reaktortechnologien viele Hürden aus dem Weg räumen. Wer ist schuld an Frankreichs Stromknappheit? Gegenüber dem TV-Sender «France 3» hat die Präfektin der Normandie Mitte Januar die Bevölkerung zum Stromsparen aufgerufen. Schuld am drohenden Blackout sind «mangelhafte Atomkraftwerke», schreibt ein nicht gerade für seine Objektivität gegenüber der Kernenergie bekannter Korrespondent auf der Website der deutschen «Tagesschau». Im Gegenteil, findet die Société française d'énergie nucléaire: Frankreich brauche bei dieser Kälte seine KKW dringender denn je. Eine differenzierte Analyse des Themas erreicht uns, leicht überraschend, aus Österreich. Überrascht worden sein dürften wohl auch einige KKW-Kritiker von den Nachrichten im Zusammenhang mit dem KKW im elsässischen Fessenheim – zum Beispiel im grenznahen Deutschland. Energiewende all over the world Wir bleiben vorerst in Deutschland, wo am 19. Januar die Betriebsbewilligung für ein neues Steinkohlekraftwerk erteilt worden ist. Der russische Gasproduzent Gazprom hat nach eigenen Angaben noch nie so viel Erdgas nach Deutschland geliefert wie 2016. Aus dem Nachbarland Österreich kommt derweil die Forderung «heimische Energie statt Milliarden für Oligarchen und Ölscheichs». Auf der anderen Seite der Welt, in Australien, geben die erneuerbaren Energien Anlass zur Diskussion. Gemäss der – offensichtlich Windkraft-kritischen – Seite «Stop these Things» haben Windturbinen schon mehrfach Buschbrände ausgelöst. Ein australischer Energieversorger hat gemäss dem britischen «Guardian» nachgerechnet, dass ihn die entsprechende Busse billiger kommt als seiner Verpflichtung zum Kauf von Ökostromzertifikaten nachzukommen. Kernenergie nicht nur wegen Toastern nötig Nathan Myhrvold , Vize-Verwaltungsratsvorsitzender der Firma TerraPower, erklärt anhand von Toastern die Notwendigkeit der Kernenergie. Auch diese «sieben Trends in der Nuklearindustrie» sprechen unserer Meinung nach dafür. Weitere Argumente liefern die «Börsenblogger». Eine Studie, bei der unser Forumstreff-Referent vom vergangenen September Ko-Autor war, kommt zum Schluss, dass die Einwohner der Präfektur Fukushima weniger Strahlung ausgesetzt waren als bisher angenommen. Gemäss «Japanmarkt» wird ein «Comeback der Atomkraft in Japan erwartet». Warum das unter anderem den globalen Markt für Flüssiggas erschüttern dürfte, erfahren wir bei «Bloomberg» unter dem Titel «Japans dreckiges Geheimnis». |