Sehr geehrte Damen und Herren
Ungeachtet aller Debatten werden weiter neue KKW gebaut, aktuell stehen 54 Reaktoren in Bau und 120 in der Planung.
Das finnische Werk Olkiluoto-3 soll im Januar 2020 mit dem ersten Brennstoff beladen werden. Für das in Finnland geplante Werk Hanhikivi-1 sind die ersten Komponenten in Produktion. Zwei Dampferzeuger für Kudankulam-4 in Indien sind seit Anfang Oktober per Schiff auf dem Weg zu ihrem Bestimmungsort. Mit Zhangzhou-1 sind in China derzeit elf Einheiten in Bau. Im Iran sind nach dem Baubeginn für Bushehr-2 jeweils ein Werk in Betrieb, in Bau und in Planung. Den kommerziellen Betrieb aufgenommen hat Anfang November das russische Werk Nowoworonesch-II-2.
Darüber hinaus wurden in den vergangenen Wochen verschiedene internationale Übereinkünfte getroffen. So wird das französisch-deutsche Framatome-Siemens-Konsortium im Auftrag eines Tochterunternehmens des russischen Staatskonzerns Rosatom die ungarischen Einheiten Paks-5 und -6 mit Prozessleitsystemen ausrüsten. Russland und China haben einen Brennstoffvertrag für die in China geplanten Einheiten Xudabao-3 und -4 abgeschlossen. Die amerikanische X-energy LLC und Jordanien haben eine Absichtserklärung für ein in Jordanien in Aussicht stehendes 300-MW-Kernkraftwerksprojekt unterzeichnet. In Polen finden Gespräche zur Finanzierung des ersten Kernkraftwerks des Landes statt.
Auch in der Forschung tut sich etwas. So wurde der erste Vertrag für den Forschungsreaktor Myrrha in Belgien unterzeichnet und der Startschuss für ein internationales Stellarator-Projekt ist gefallen.
Ausserdem beschäftigen uns heute die «chaotische Energiepolitik» Deutschlands, radioaktive Abfälle, neue nukleare Entwicklungen und selbstverständlich auch der Klimawandel.
Freundliche Grüsse,
Nuklearforum Schweiz
«Die Politik hat uns den Stecker gezogen»
«Die Energiepolitik der Bundesregierung» nannte laut der «Tagesschau» der norddeutsche Windkraftanlagen-Hersteller Enercon als Grund für den Abbau von 3000 Arbeitsplätzen. Ähnlich klingt es beim Bundesverband Erneuerbare Energie. Ein neuer Gesetzentwurf von Wirtschaftsminister Altmaier dürfte die Kritik kaum zum Verstummen bringen. Das Helmholtz-Institut hat die Kosten des «Jahrhundertprojekts» Energiewende berechnet – und findet, dass dieses sich «trotz der hohen Gesamtsumme am Ende lohnen wird». Auch das Vorgehen der Bundesregierung bei der Förderung der Elektromobilität macht bei Weitem nicht alle glücklich. In diesem Zusammenhang hat die «Wirtschafts-Woche» berechnet, unter welchen Voraussetzungen «Elektroautos sauberer sind als Verbrenner».
«Atommüll ist in Wahrheit ein Wertstoff»
Auch ohne Atomstrom braucht Australien früher oder später ein Lager für seine radioaktiven Abfälle aus Forschungsreaktoren, Industrie und Medizin. In der Ortschaft Kimba in Südaustralien haben sich mehr als 60% der Anwohner für ein solches Lager ausgesprochen. Weitaus mehr radioaktive Abfälle müssen in den USA entsorgt werden. Mit der entsprechenden Gesetzgebung befasst sich aktuell der Kongress. Ein Gastbeitrag in der deutschen «Welt» bezeichnet den «Atommüll» derweil als Wertstoff – zum Beispiel für die Autoindustrie. «Die Entsorgungsfrage ist daher sehr wohl gelöst, sie wird aber politisch behindert», steht im besagten Beitrag. Diese Verhinderungstaktik und weitere Vorurteile belegt der Beitrag von «Neues Deutschland». Auch beim «Tagesspiegel» kommen Kernkraftgegner zu Wort. Sie fordern das Ende von einem «Atom-Abkommen, von dem kaum einer weiss».
«A Powerhouse in Nuclear Innovation»
Der «Stern» berichtet von der Fertigstellung des Iter-Reaktorgebäudes und in diesem Zusammenhang vom «Rennen um die Kernfusion». James Conca erörtert für «Forbes» die «Cybersecurity» in Kernkraftwerken anhand einer versuchten Attacke auf das indische Werk Kudankulam. Aus Indien könnte dereinst die Technologie für KKW in Afrika stammen. Auch die USA wollen bekanntlich wieder zum Exporteur von Reaktortechnologie werden. Da die Kernenergie in den Staaten zu den «Clean Energies» zählt, dürfte ihr der «Exporting Clean Energy Act» zugutekommen. «Die USA sind immer noch eine Macht bei der Entwicklung der Nukleartechnologie und es ist Zeit, das dem Rest der Welt zu zeigen», findet eine Vertreterin des US-Energieministerium im «Washington Examiner». In Grossbritannien erhält die Kernenergie unter anderem Unterstützung von der Labour-Partei, siehe zum Beispiel Seite 14 ihres neuen Manifests.
CO2, Zement und Bill Gates
Weniger Freude als an den britischen Sozialdemokraten haben wir an einer Gruppe von EU-Parlamentariern, die mit einer umfangreichen Resolution an der Klimakonferenz in Madrid unter anderem (Punkt 56 im Dokument) die ganze EU von der angeblich «weder sicheren, noch ökologisch oder ökonomisch nachhaltigen» Kernenergie befreien will. Gemäss dem «Deutschlandfunk» entdeckt auch der Finanzmarkt den Klimaschutz. Der «Carbon Brief» zeigt uns derweil auf, wie das sonst so böse CO2 genutzt werden könnte, und welche Rolle die Zementherstellung beim Klimawandel spielt. Diesen Umstand zumindest mildern könnte ein «solarer Durchbruch», der unter anderem von Bill Gates gefördert wird. Der «Wind- und Solarenergie-Hub», der in der japanischen Präfektur Fukushima entstehen soll, würde rund einen Siebtel der Gesamtleistung der sechs Reaktoren von Fukushima-Daiichi bereitstellen.
Ist Greta eine Zeitreisende?
Zum Schluss widmen wir uns noch Greta Thunberg, die Teil einer Verschwörungstheorie geworden ist, von der wir zuerst bei der «New York Post» erfahren haben. Auch mehr oder weniger seriöse deutsche Medien befassten sich damit – und ein weiteres Portal, das die Geschichte endgültig als das entlarvt, was sie ist.