Sehr geehrte Damen und Herren Im letzten Newsletter haben wir uns den Inbetriebnahmen und Stilllegungen kurz vor dem Jahreswechsel gewidmet. Heute blicken wir auf das ganze vergangene Jahr zurück. Die Stilllegungen der Kernkraftwerke Mühleberg, Ringhals-2 und Philippsburg-2 haben wir bereits erwähnt. Ende Mai 2019 hat Pilgrim-1 in den USA den Betrieb eingestellt. Dabei ist zu erwähnen, dass das Werk für den Rückbau einer dafür spezialisierten Firma verkauft worden ist. Das Unternehmen hat ausserdem ein 2018 stillgelegtes Werk und eines, dass 2022 abgeschaltet wird, übernommen. Wie Pilgrim-1 wurde auch Three-Mile-Island-1 aus wirtschaftlichen Gründen ausser Betrieb genommen. Auch Genkai-2 in Japan wird seit 2019 in der offiziellen Statistik als stillgelegt geführt. Chinshan-2 zählte zwar 2018 bereits zu dieser Kategorie, wurde aber zwischenzeitlich wieder als in Betrieb angegeben und 2019 endgültig stillgelegt. Der russische 11-MW-Reaktor Bilibino-1 wurde im Januar 2019 abgeschaltet und Wolsong-1 in Südkorea an Heiligabend. In Südkorea hat 2019 mit Shin-Kori-4 der weltweit zweite APR-1400 den Betrieb aufgenommen. In China gingen Yangjiang-6 und mit Taishan-2 der weltweit zweite EPR in Betrieb. Russland verzeichnete letztes Jahr die Inbetriebnahmen von Nowoworonesch-II-2 und der beiden Reaktoren auf der Akademik Lomonosow. Mit dem Giessen des ersten Betons für Kursk-II-2 in Russland, Bushehr-2 im Iran und Zhangzhou-1 in China sah 2019 zudem drei Baustarts. Des Weiteren geht es heute um den Atomaussteiger Deutschland und den EU-Aussteiger Grossbritannien sowie um verschiedene Entwicklungen in der weltweiten Nuklearindustrie. Freundliche Grüsse, Nuklearforum Schweiz «Heimliche» Transporte und polnische Aktivisten Während wir auf englischsprachigen Portalen wie «Wired» oder «Grist» weitere Berichte zur im letzten Newsletter erwähnten Studie über die Folgen des deutschen Atomausstiegs gefunden haben, ist in Deutschland selbst mal wieder von «heimlichen Atomtransporten» und von den dazugehörigen Protesten die Rede. Apropos Proteste: Die Kampagne von «ausgestrahlt» und den «Ärzten für die Verhütung des Atomkriegs» gegen die Olympischen Spiele finden wir gelinde gesagt ziemlich daneben. Dagegen begrüssen wir es, dass Bedenken bezüglich der zukünftigen Stromversorgung in deutschen Medien thematisiert werden – nicht zuletzt auch in der meistgesehenen Talkshow des Landes. Deutliche Worte kommen einmal mehr aus der Wirtschaft. Aber auch die pro-nukleare Kundgebung anlässlich der Stilllegung von Philippsburg-2 hat für Schlagzeilen gesorgt, zum Beispiel im «Nordkurier» und im «Spiegel». Wie unter anderem «Focus» festhält, reisten auch polnische Klimaaktivisten für die Demo an den Rhein. Wirtschaftsminister im Kreuzfeuer Wir bleiben in Deutschland, wechseln aber zum Kohleausstieg. Der entsprechende Gesetzesentwurf des Bundeswirtschaftsministeriums hat offenbar wenig Freunde. Für die Herstellung von Stahl wird bekanntlich sehr viel Energie benötigt, unter anderem auch in Form von Kohle. So ist es kaum verwunderlich, dass Bestrebungen für eine «grünere», sprich weniger CO2-intensive Stahlproduktion im Gang sind. Die einen halten grünen Stahl für «technisch machbar, aber teuer», andere warnen vor Belastungen des Stromnetzes. Auch die Weiterentwicklung der deutschen Windkraft ist von Misstönen begleitet, wie wir an dieser Stelle schon berichtet haben. Immerhin sind 2019 noch 160 neue Offshore-Anlagen in Betrieb gegangen. Die Stagnation bei dieser Entwicklung bringt dem Wirtschaftsministerium und dessen Vorsteher Peter Altmaier jedoch weitere Kritik ein, sowohl aus der Stromwirtschaft wie auch von seiner Kollegin im Umweltministerium. Abspaltung und Verschmelzung in Grossbritannien Heute um Mitternacht wird mit dem ersten Ausstieg eines Landes aus der EU Geschichte geschrieben. «Was bedeutet der Brexit für die grüne Wirtschaft?», fragt man sich bei «Euractiv». Das gleiche Portal behandelte kürzlich die Frage nach der britischen Energielandschaft post-Brexit. Davon unabhängig bestehen Fragezeichen bei der wirtschaftlichen Zukunft der britischen Nuklearindustrie. Derweil sorgen sich Naturschützer angesichts der Neubaupläne um das Vogelreservat in Sizewell – wo seit Mitte der 60er-Jahre KKW in Betrieb sind. Die Pläne für Mini-Reaktoren des britischen Rolls-Royce-Konzerns haben neben der «BBC» unter anderem auch das Portal «Oil Price» und die deutsche «Handelszeitung» beschäftigt. In anderen Nachrichten zur britischen Nuklearforschung geht es um Fusion und künstliche Lava. Kernenergie weltweit und im All Wie bei uns ist auch in Frankreich der Strombedarf im Winter höher als im Sommer. Warum Streiks die Situation zusätzlich verschärfen, zeigt «Reuters». Während diesem Bericht zufolge die südkoreanische Nuklearindustrie zusammenbricht, soll diejenige in Ungarn bestehen bleiben und in Südaustralien eine aufgebaut werden – zumindest im Beriech der radioaktiven Abfälle. Russland und Indien wollen einem pakistanischen Portal zufolge gemeinsam afrikanische und mittelöstliche Staaten beim Atomeinstieg unterstützen. Und während die Republikaner und Demokraten in Washington über eine mögliche Amtsenthebung des Präsidenten streiten, sieht dieser Beitrag aus Texas im Bereich der Kernenergie die klarste Einigkeit. Beim Energieministerium der USA haben wir die nuklearen Lösungen für fünf Probleme und sechs wissenswerte Fakten über nukleare Raketenantriebe entdeckt. |