Sehr geehrte Damen und Herren Wir machen noch einmal etwas Werbung für unseren Forumstreff nächste Woche in Aarau: «Übereinkommen von Paris – Hat es Platz für die Kernenergie?», Referat von Prof. Henrique Schneider, stellvertretender Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes (sgv). In der – hoffentlich bald wieder besser gefüllten – Agenda auf unserer Website finden Sie übrigens neben unseren Veranstaltungen und Weiterbildungen auch solche von anderen Organisationen wie der Schweizerischen Gesellschaft der Kernfachleute SGK und swissnuclear. Im Folgenden geht es heute um die Kernenergie nach Corona, um ihre Rolle beim Klimaschutz und ihre weltweite Entwicklung sowie um Mikro-Reaktoren. Freundliche Grüsse, Nuklearforum Schweiz Nachhaltiger Wiederaufbau mit Kernenergie Während das «Bulletin of the Atomic Scientist» Rüstungsgelder statt für Atombomben für besseren Schutz vor Pandemien ausgeben will, hat «Bloomberg» schon Anfang Juni betont, die Kernenergie müsse Teil der Klimabemühungen nach der Corona-Pandemie sein. Das, unter anderem, findet auch die Internationale Energie-Agentur IEA in ihrem Bericht «Sustainable Recovery». Die darin beschriebenen Massnahmen könnten die globalen CO2-Emissionen unter dem Rekordwert von 2019 halten, schreibt «Carbon Brief». «World Nuclear News» und die «World Nuclear Association» heben die Rolle der Kernenergie in den Plänen der IEA hervor. Letztere hat in einem weiteren Bericht den Fortschritt bei den sauberen Energien, darunter die Kernenergie, während der Covid19-Krise erfasst und den ihren «Tracking Report» zur Kernenergie aktualisiert. Vorab: Die Kernenergie ist nicht «on Track». Die Internationale Atomenergie-Organisation IAEO leistet ihren Beitrag mit der Beratung von Betreibern und Behörden beim sicheren Langzeitbetrieb. Klimaschutz ohne Kernenergie kann man vergessen Die aktuelle Klimadebatte weist mitunter Züge eines Generationenkonflikts auf. Auch der finnische Ökomodernist Rauli Partanen spricht im Zusammenhang mit dem Bau neuer Kernkraftwerke wie Datteln-4 in Deutschland von «Sünden unserer Väter». «Carbon Brief» veranschaulicht den anhaltenden Ausbau der weltweiten Kohlekapazitäten mit einer interaktiven Grafik. Vor der Küste von Fukushima wir derweil eine der weltweit grössten Windturbinen, die als Symbol des Wiederaufbaus galt, wegen technischer Schwierigkeiten wieder abgebaut. «Die Klimakrise ohne Kernenergie bewältigen? Vergesst es!», findet «The Oxford Blue», «ohne Wasserstoff sind die Klimaziele nicht zu erreichen» das Helmholtz-Institut. Das «Power Magazine» beschreibt, wie die Wasserstoffproduktion die US-Nuklearindustrie retten könnte. Letztere braucht unbedingt Anlagen wie den Versatile Test Reactor (VTR), um international bestehen zu können, meint «Clear Path». Das US-Energieministerium investiert derweil weitere 65 Millionen Dollar in die Nuklearforschung. Radiophobie für Klicks Die Nuklearindustrie der USA erhält von der Regierung weitere Unterstützung, indem diese das Verbot der Finanzierung nuklearer Bauprojekte im Ausland aufheben will. Das begrüsst das Nuclear Energy Institute in einem öffentlichen Statement. Ähnliches beobachten wir in Grossbritannien. Dort fordert eine Studie den weiteren Ausbau der Kernenergie zur Erreichung des Netto-Null-Ziels, was die dortige Nuclear Industry Assication natürlich ebenso begrüsst wie die Lieferanten möglicher neuer KKW im Königreich – was wiederum Medienberichte auslöst. Dass ausgerechnet der polnische Klimaminister angekündigt hat, dass 2026 der Bau des ersten KKW beginnen soll, lässt auf eine ähnliche Motivation der Regierung für den Kernenergieeinstieg schliessen. Dieser soll laut «Reuters» auch Gegenstand von Gesprächen zwischen dem polnischen Präsident und Donald Trump sein. Das Parlament des ostafrikanischen Staates Ruanda hat derweil die Anwendung von Nukleartechnologie in Medizin, Forschung und weitere Bereiche wie zum Beispiel Landwirtschaft gutgeheissen. Dass die Entwicklung in Ostasien in eine andere Richtung geht, liegt laut «Foreign Policy» weniger an der Kernenergie selbst oder der Angst davor als an Politik- und Wirtschaftsmodellen, mit denen sie assoziiert wird. Mit nuklearen Ängsten – dem «ultimativen Clickbait» – befasst sich auch «Forbes», genauer mit der vor radioaktiven Abfällen. Ultra Safe Mini and Micro Reactors Das britische Unternehmen Rolls Royce will scheinbar nicht nur im Norden Englands eine ganze Flotte Kleinreaktoren bauen, sondern seine SMR-Technologie auch im grossen Stil exportieren. Die Konkurrenz wird indes nicht kleiner. Mit dem Candu-SMR von SNC-Lavalin kommt zum Beispiel ein rein kanadischer SMR auf den Markt. Neben den Mini-Reaktoren gibt es auch bei den Mikro-Reaktoren Zuwachs. Der 1,5-MW-Reaktor Aurora hat mit der Annahme des Gesuchs durch die Behörden die erste Hürde im Lizenzierungsprozess genommen. Beim «Post Register» haben wir ausserdem erfahren, dass der erste Aurora-Reaktor auf dem Gelände des Idaho National Laboratory radioaktive Abfälle desselben als Brennstoff nutzen soll. Auch bei den Chalk River Laboratories im kanadischen Ontario soll mit Beteiligung eines Energieversorgers ein MMR, ein Micro Modular Reactor, entstehen. Dessen Herstellerfirma hat quasi das Programm zum Namen gemacht. |