Sehr geehrte Damen und Herren
Wir haben unsere Social-Media-Aktivitäten um eine Plattform erweitert und sind seit Kurzem auf LinkedIn präsent. Neben eigenen News und Veranstaltungen posten wir auch spannende Beiträge anderer Organisationen und Medien. Zudem werden wir unsere Follower über Neuigkeiten auf dem nuklearen Arbeitsmarkt informieren – und freuen uns auf den digitalen Austausch.
Ausserdem haben wir in den vergangenen zwei Wochen Meldungen und Beiträge zur Kernenergiedebatte, zu neuen Technologien, zu ungewöhnlichen Radioaktivitätsmessungen sowie zur Kohlekraft gesammelt.
Freundliche Grüsse,
Nuklearforum Schweiz
Warum die Kernenergie irgendwie ein bisschen wie ein Vater ist
Wie Sie wahrscheinlich mitbekommen haben, ist unterdessen auch der zweite Reaktor im französischen Fessenheim stillgelegt worden. Warum, fragt «Generation Atomic». Auch nicht mit der Schliessung einverstanden ist eine Gruppe Aktivisten, deren Protest vor der Greenpeace-Zentrale in Paris sowohl französische als auch englische Medienberichte ausgelöst hat – Letzteres auch auf einem Schweizer Portal. Ebenso bemerkenswert finden wir den Sinneswandel der ehemaligen Sprecherin der Extinction Rebellion von der Kernenergiegegnerin zur Befürworterin. Die Nuklearia hat ihre Meinungsäusserung auf Deutsch übersetzt und Michael Shellenberger hat sie zum Anlass für eine, wie bei ihm üblich nicht ganz unpolemische, Abhandlung genommen. In Frankreich selber hat die Kernenergie weiterhin bedeutende Freunde, darunter der – unterdessen ehemalige – Finanzminister. Der demokratische New Yorker Kongressabgeordnete Paul Tonko zählt die Kernenergie zu den wichtigen sauberen Energieformen. Für das Breakthrough Institute steht sie für Klimagerechtigkeit und Eric Meyer, der Ihnen vielleicht als Opernsänger in Erinnerung geblieben ist, hat sie anlässlich des Vatertages in den USA mit Vätern verglichen. Da in der Energiedebatte manchmal die Einheiten und Grössen durcheinander geraten, liefern wir an dieser Stelle ein Fundstück vom Elektrizitätswerk der Stadt Zürich ewz nach.
Clean Energies, Bakterien aus Reaktoren und Atommüllrecycling in alten KKW
Wenn das amerikanische Nuclear Energy Institute schreibt, dass Innovationen bei CO2-freien Energien die 2020er-Jahre prägen werden, umfasst das selbstredend auch die Kernenergie. Wenn die Internationale Energieagentur einen Bericht zu «Clean Energy Innovation» veröffentlicht, fungiert das Wort «nuclear» zwar nicht in der entsprechenden Meldung auf der Website, wohl aber im Bericht selbst (kostenlose Registrierung mi Email-Adresse und Passwort). Auch im Cumbria Clean Energy Park im britischen Moorside wird die Kernenergie eine wichtige Rolle spielen. Eine Option zur Energiegewinnung auf dem Areal bei Sellafield ist ein SMR, was auch für die kanadische Provinz Saskatchewan gesagt werden kann. Beim US-Energieministerium haben wir erfahren, dass die von Bill Gates geförderte TerraPower zusammen mit dem zweitgrössten Energieversorger des Landes einen Flüssigsalzreaktor entwickelt. Dieser Technologie hat auch «Popular Mechanics» einen Beitrag gewidmet. Mit dem Beitrag von «Gizmodo» zu Bakterien aus Reaktoren, die Impfungen billiger und schneller machen könnten, begeben wir uns in eher exotische Gefilde der Nukleartechnologie. Dagegen ist der Beitrag der Nuklearia über Atommüllrecycling in «alten» Kernkraftwerken direkt bodenständig.
Rätselraten um Radioaktivität
Zwei voneinander unabhängige Ereignisse (oder eben nicht…) verleiten uns zu einem etwas plakativen Vergleich: Wenn die «New York Times» über einen möglichen Sabotage-Akt in einer iranischen Nuklearanlage berichtet, ist das etwas anderes, als wenn Medien aus Deutschland und der Schweiz oder ehemalige Korrespondenten über leicht erhöhte Radioaktivitätsmessungen in Nordeuropa spekulieren. Dass Russland in diesem Zusammenhang einen Zwischenfall dementiert hat, lasen wir bei «Tekk-TV». Die Internationale Atomenergie-Organisation IAEO ist den Messungen mit Erkundigungen bei ihren Mitgliedstaaten nachgegangen und schliesst zwar einen Vorfall aus, nicht aber einen Reaktor als Quelle. Diese Differenzierung haben wir in deutscher Sprache einzig bei einer russischen Nachrichtenagentur gefunden.
Kohleausstieg heute, morgen oder übermorgen
Während dieser Newsletter geschrieben wurde, hat der Deutsche Bundestag über den Kohleausstieg abgestimmt. Sowohl in der Berichterstattung der «Welt» als auch derjenigen der «Zeit» erhielt Greenpeace mit seiner Protestaktion im eigentlich abgesperrten Teil des Bundestagsgebäudes «Sendezeit». Während der Kohleausstieg in Deutschland im Jahr 2038 vollzogen sein soll, will Grossbritannien, das «Geburtsland der Kohleindustrie», sein letztes Werk 2024 schliessen. Auch andere Länder legen ein höheres Tempo vor. So hat Spanien am 30. Juni auf einen Schlag sieben seiner 15 verbleibenden Kohlekraftwerke ausser Betrieb genommen. Diese Meldung, wonach Japan in den kommenden zehn Jahren gar deren 100 schliessen will, hat uns stutzig gemacht. Ein Blick in die «Japan Times» bestätigt das Vorhaben. Das klingt höchst ambitioniert. Die japanische Energiepolitik sieht jedoch lediglich eine Reduktion des Kohleanteils von heute 32% auf 26% im Jahr 2030 vor. So bleiben denn auch 22 Kohlekraftwerke in Betrieb und 16 weitere werden gebaut.
Zu guter Letzt widmen wir uns noch kurz einer anderen Form der Stromerzeugung und kehren nach Deutschland zurück, mit einem historischen Blick auf die fantastisch anmutenden Pläne zur Entwicklung der Windkraft im Dritten Reich.