Sehr geehrte Damen und Herren
Der Direktor von Swissmem, Stefan Brupbacher, und Lukas Aebi, Geschäftsführer vom Nuklearforum Schweiz, haben sich in einem Gastbeitrag in der Handelszeitung dafür ausgesprochen, den sicheren Betrieb der Schweizer Kernkraftwerke so lange wie möglich aufrechtzuerhalten.
Welche Kernkraftwerke wo wie lange in Betrieb sind, können Sie bekanntlich in unserem Nuclear Planet nachlesen. Eine gedruckte Bestandsaufnahme liefert unser Booklet «Kernkraftwerke der Welt». Die Ausgabe 2019 können Sie in unserem Webshop bestellen.
Im Folgenden geht es heute um die Energiewende, Wasserstoff und andere Lösungsansätze in Deutschland sowie um den Fusionsreaktor ITER.
Freundliche Grüsse,
Nuklearforum Schweiz
Das EEG-Paradox
Wir beginnen mit den guten News: Im Strommix der EU haben die Erneuerbaren erstmals die Fossilen überholt. Dieses Bild wird jedoch offenbar durch den Einfluss der Coronakrise auf die Stromnachfrage verfälscht. Ginge es nach «Sonnenseite», würde zumindest in Deutschland noch viel mehr drin liegen. In der Realität stehen jedoch viele Ökostrom-Pioniere vor der frühzeitigen Abschaltung ihrer Anlagen, da die EEG-Förderung Ende 2020 ausläuft. Da ist es nicht verwunderlich, dass die Erneuerbaren-Lobby Verzögerungen beim neuen Gesetzesentwurf scharf kritisiert. Die Wissenschaft liefert Lösungsvorschläge und einzelne Stromversorger bieten selbständig Abhilfe. Die Energiewende trägt indes laut «nTV» nicht die Hauptschuld an den weiter steigenden Stromkosten, auch wenn die EEG-Umlage ein Paradox ist und im EEG-Konto ein Zwei-Milliarden-Loch klafft.
Grüner, grauer, blauer oder türkisfarbener Wasserstoff als Allheilmittel?
«Grüner Wasserstoff ist das Erdöl von morgen», schrieb das Bundesministerium für Bildung und Forschung zur Publikation der Nationalen Wasserstoffstrategie. Details dazu gibt’s bei «Solarify». Die Agentur für Erneuerbare Energien liefert dazu eine farbenfrohe Presseschau. Berliner Forscher leisten ihren Beitrag und in Russland setzen sogar die Staatskonzerne Gazprom und Rosatom auf Wasserstoff – mit «Deutschland als Absatzmarkt im Fokus». Rosatom scheint übrigens allgemein auf Diversifikationskurs. Skeptisch bezüglich Wasserstoff sind derweil das «Handelsblatt», die «Achse des Guten» und ein Physiker mit IAEO-Hintergrund.
Stoppt den Atomausstieg!
Die Probleme der deutschen Energie(wende)politik beschränken sich indes bei Weitem nicht auf das Thema Wasserstoff. Laut der «Welt» zeigt das Beispiel eines wegen Strommangels «reanimierten» schwedischen KKW, «was Deutschland beim Atomausstieg droht». Der finnische Stromversorger Fortum beugt dem vor und gleist die Laufzeitverlängerung seiner zwei Kernkraftwerke auf. Auch in Deutschland werden die Stimmen lauter, die eine Verschiebung des Atomausstiegs fordern. Das tun unter anderem auch Rainer Moormann und Anna Veronika Wendland mit einem wissenschaftlichen Memorandum, einer Website und Gastkommentaren. Bemerkenswert daran finden wir, dass es sich bei den beiden um einen atomkritischen Chemiker und eine pronukleare Historikerin handelt.
Langer Weg zur neuen Sonne
Im südfranzösischen Cadarache hat kürzlich die Montage des Fusions-Experimentalreaktors ITER begonnen. Diese Nachricht wurde in unterschiedlicher Tonalität aufgenommen. «Die neue Sonne nimmt Gestalt an», titelte etwa die «FAZ» schon beinahe poetisch. Für das bekanntlich atomkritische Österreich ist die Frage «Wie steht’s eigentlich um ITER?» überraschend neutral. Ob es der Artikel selbst auch ist, können wir wegen der Paywall nicht beurteilen. Der «Deutschlandfunk Nova» gibt sich skeptisch bezüglich des Zeitplans. «Wunderstrom oder milliardenschweres Hirngespinst?» fragt «Euronews». Für «energiezukunft» ist der Fall klar. Von einem «Portal für Erneuerbare Energien und die bürgernahe Energiewende» haben wir auch nichts Anderes erwartet. Für seinen Beitrag bei «Forbes» erntet der Verfasser Kritik von den «New Energy Times», die ihrerseits die kalte Fusion bzw. low-energy nuclear reactions (LENR) propagieren. Wir empfehlen an dieser Stelle News aus erster Hand.