Sehr geehrte Damen und Herren
Nachdem die Schweiz im «Energy Trilemma Index» des Weltenergierates (WEC) zwischenzeitlich auf den dritten Rang zurückgefallen war, belegte sie im aktuellen Ranking wie 2019 den ersten Platz. Diesen Umstand und den Beitrag der Kernenergie zur Spitzenposition haben wir mit einer Medienmitteilung gewürdigt. Die Bedenken des WEC bezüglich der steigenden Auslandabhängigkeit unserer Stromversorgung teilt auch Anna Veronika Wendland im Gespräch mit unserem Bulletin.
Vor diesem Hintergrund ist der Langzeitbetrieb der Schweizer KKW umso wichtiger. swissnuclear hat dazu ein Positionspapier erarbeitet und per Medienmitteilung veröffentlicht. Der Geschäftsführer von swissnuclear durfte zudem im «Südkurier» den Standpunkt der Schweizer Nuklearbranche vertreten.
Den deutschen Gegenpart zu diesem Standpunkt und weitere Argumente gegen sowie natürlich für die Kernenergie lesen Sie weiter unten. Ausserdem haben wir für Sie vermischte Meldungen zur Energieversorgung in Deutschland und zur Entwicklung der Kernenergie weltweit gesammelt.
Freundliche Grüsse,
Nuklearforum Schweiz
Mit juristischen Kniffen und Verschwörungstheorien gegen die Kernenerige…
Der oben erwähnte Beitrag im «Südkurier» ist Teil der Serie «Ein Thema – zwei Meinungen». Die zweite Meinung vertrat dem Artikel zufolge «einer der grössten Atomenergiegegner» der Hochrhein-Region. Dessen Gesinnungsgenossen weiter im Norden konnten einen Erfolg verbuchen, als das Verwaltungsgericht Frankfurt einen Brennelement-Export nach Belgien untersagt hat. In Süddeutschland spielt sich Ähnliches ab. Das Ziel dieses Transports wäre das KKW Leibstadt, weshalb wir auch in Schweizer Medien davon lesen konnten. Im Bundesland Oberösterreich führen Landesräte ganz offiziell Arbeitstreffen mit Atomgegnern durch. Über die Kernenergie ist man sich dabei ebenso einig wie bei der Haltung zu Lagern für radioaktive Abfälle. An der Überschrift dieses Beitrags der «Netzfrauen» könnte man eigentlich Freude haben. Die Freude verfliegt aber allerspätestens beim Auftritt der italienischen Mafia im Text.
…mit Studien, Schulmaterial und Influencern dafür
Die Haltung von IEA-Direktor Fatih Birol und seinem IAEA-Kollegen Rafael Mariano Grossi zur Kernenergie dürften Sie kennen. Dass Sie diese gemeinsam bei «CNN» kundgetan haben, erfreut uns. Bei «Forbes» lesen wir diese oder ähnliche Ansichten nicht zum ersten Mal und auch im Meinungsteil der «Asia Times» ist sie vertreten. Das grösste Land Asiens will bekanntlich bis 2050 klimaneutral sein. Welche Rolle die Kernenergie dabei spielen kann, haben wir bei «Nature» erfahren. Gemäss «Nikkei» will sich auch Japan dieses Ziel setzen, wobei ein Ausbau der Kernenergie ebenfalls in Betracht gezogen wird. «World Nuclear News» liefert eine Studie zur Wirtschaftlichkeit der Kernenergie, die solche Vorhaben bekräftigt. Neben wissenschaftlichen Studien braucht es in der Kernenergiediskussion unbedingt auch einfacher verständliches Material, wie zum Beispiel die Schullektionen von «Navigating Nuclear». Deutschsprachiges Schulmaterial gibt es übrigens auf kernenergie.ch. Auch die «weltweit erste Kernenergie-Influencerin» könnte dabei helfen, die Debatte zu «verjüngen».
100% erneuerbar bis 2030 und klimaneutral bis 2050…?
Damit nun zu Deutschland und zuerst zur vorsorglichen Vorverlegung der voraussichtlich letzten Revision im KKW Grundremmingen. Deutschland will selbstverständlich auch bis 2050 klimaneutral sein. Die Agora Energiewende hat vorgerechnet, wie das möglich ist. Das Portal «Sonnenseite» zeigt derweil an lokalen Beispielen auf, wie bis 2030 eine vollständig erneuerbare Energieversorgung «ambitioniert, aber machbar» sei. Unterdessen «explodieren» einmal mehr die Kosten für die Energiewende und der «Ärger um das Windrad-Gesetz» geht weiter. Das Angebot der Vattenfall, dem Land Berlin das Stromnetz abzutreten, um so «die viele Jahre andauernden Rechtstreitigkeiten zu beenden», klingt fast etwas nach «dann macht es halt selber».
Schnell und mit grossen Schritten in die nukleare Zukunft
Bei «Nuclear Engineering International» haben wir erfahren, dass der Bau des russischen KKW Kursk II rund einen Monat vor dem Zeitplan liegt. Etwas mehr als fünf Jahre nach dem Giessen des ersten Betons hat gemäss «World Nuclear News» das chinesische Werk Fuqin-5 die erste Kritikalität erreicht. Damit ist der erste Reaktor des chinesischen Typs Hualong One fertiggestellt. Auch die USA setzen wieder vermehrt auf Kernenergie und machen «grosse Schritte bei der Entwicklung fortgeschrittener Reaktortechnologien». Das freut in diesem Fall insbesondere die TerraPower mit ihrem hier auch schon erwähnten Natrium-Reaktor sowie die X-energy mit ihrem gasgekühlten Hochtemperatur-Reaktor. «The 4th Generation» hat die Entwicklungen im Bereich der SMR alleine im Jahr 2020 zusammengefasst. Zu guter Letzt noch zu Meldungen aus Polen, denen zufolge dort 2026 mit dem Bau des ersten KKW begonnen werden soll. Laut noch jüngeren Meldungen will das Land dafür die Europäischen Kommission um die Genehmigung von Staatshilfen ersuchen. Wir gehen grosse Wetten ein, dass mindestens ein EU-Mitglied dagegen protestieren wird – höchstwahrscheinlich eines, das wir weiter oben erwähnt haben.