Sehr geehrte Damen und Herren Vor einem Monat haben wir an dieser Stelle das Positionspapier von swissnuclear zum Langzeitbetrieb der Schweizer Kernkraftwerke vorgestellt. Nun hat das Nuklearforum zu diesem Thema das Faktenblatt «Zuverlässiger Langzeitbetrieb dank umsichtigem Alterungsmanagement» veröffentlicht. Es liefert unter anderem Hintergrundinformationen zum international vorbildlichen Alterungsmanagement der Schweizer KKW, zu den politischen Rahmenbedingungen sowie Beispiele aus dem Ausland. Bei dieser Gelegenheit erinnern wir an ältere Faktenblätter, wie zum Beispiel «Sicherheit der Kernkraftwerke – Eine Schweizer Erfolgsgeschichte», das eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Langzeitbetrieb erläutert. «Klimapolitik: Kernenergie ist Teil der Lösung» und «Stets sicher mit Strom versorgt – ein unschätzbarer Wert» liefern die Argumente für einen möglichst langen Betrieb der Werke. Ausserdem widmen wir uns heute dem Stand der Kernenergie unter Joe Biden, der Debatte über die Kernenergie und deren Entwicklungen in Europa sowie der nuklearen Zukunft. Freundliche Grüsse, Nuklearforum Schweiz Unterstützung für Kernenergie von der Bevölkerung bis zum (Ex-)Präsident Während die Präsidentenwahl der USA nach wie vor Gerichte beschäftigt, befassen sich verschiedene Medien mit der Politik seines Nachfolgers Joe Biden. Beim «Power Magazine» lasen wir, dass Biden in Sachen Kernenergie ähnlich weitermachen dürfte wie Trump, jedoch aus anderen Beweggründen. Das im Artikel zitierte Statement der Nuclear Industry Association finden Sie hier in voller Länge. Dass Trumps Schub für die Kernenergie unter Biden weitergehen soll, schreibt auch der «Washington Examiner». Der «Spiegel» bringt eine Geschichte über die Rolle von kleinen modularen und anderen fortschrittlichen Reaktoren in Bidens Politik, die wir so ähnlich bereits bei der «Neuen Zürcher Zeitung» gesehen haben. Unabhängig davon, wer Präsident ist, macht auch der Senat der USA mit der Förderung der Nuklearindustrie weiter. Als «Vitaminspritze für neue Kernkraft» bezeichnet das Portal «Dual Fluid» ein Förderprogramm des Energieministeriums. In der Bevölkerung der USA sind über 56% für Kernenergie, wie der Bericht des «Business Wire» über die American Climate Perspectives Survey 2020 festhält. Niemand will 100% Kernenergie Pronukleare Wortmeldungen von der politisch linken Seite sind grundsätzliche erfreulich. Der Beitrag der anti-imperialistischen «Greanville Post» über eine Verschwörung gegen die Kernenergie mutet jedoch teilweise selbst wie eine Verschwörungstheorie an. Dagegen ist die Abhandlung verschiedener Standpunkte in der Energiedebatte bei «The 4th Generation» angenehm differenziert. Der Autor ist übrigens Finne und für Kernenergie, weshalb in die Haltung der finnischen Grünen dazu erfreuen dürfte. Gar nicht erfreut ist dagegen die finnische Industrie über Gerüchte, wonach Kern- und Wasserkraft in der EU nach langem Hin und Her nun doch nicht als nachhaltige Investitionen definiert werden sollen. Das bedauert auch der Ökonom und ehemalige Mitarbeiter des EU-Energiekommissariats Bruno Alomar. Zu einem ähnlichen Schluss kommt das Video von «Dinge erklärt – Kurzgesagt» zur Frage, ob der Klimawandel ohne Kernenergie zu stoppen sei. Dabei handelt es sich wohlgemerkt um eine Produktion eines von ARD und ZDF gemeinsam getragenen Unternehmens – womit wir wieder bei pronuklearen Statements von erfreulicher Seite wären. Neue Kernkraftwerke für die grüne Revolution Alles beim Alten ist dagegen bei «Öko-News» aus Österreich, wo in der Meldung zu britischen und niederländischen KKW-Neubauplänen mit Beteiligung deutscher Firmen nur Anti-Atom-Aktivisten zu Wort kommen. In Grossbritannien selber hat Premier Boris Johnson seinen Zehn-Punkte-Plan für eine «grüne industrielle Revolution» bekannt gegeben und sich in der «Financial Times» gleich selbst dazu geäussert. Uns interessiert dabei vor allem der dritte Punkt nach Wind und Wasserstoff: «Wir werden unsere Pläne für neue Kernkraftwerke vorantreiben, sowohl mit grossen wie auch mit fortschrittlichen kleinen modularen Reaktoren», was auch das Nuclear Advanced Manufacturing Research Centre hervorhebt. Die Notwendigkeit neuer KKW unterstreicht die Meldung über die nächste Stilllegung eines bestehenden Werks, die früher als ursprünglich stattfinden wird. Damit wechseln wir über den Kanal nach Frankreich, wo Framatome die Produktion von Ersatzkomponenten für die dortigen KKW hochgefahren hat. Aus Deutschland erreicht uns derweil die Meldung, dass auf dem Parkplatz des stillgelegten KKW Biblis ein Gaskraftwerk entstehen soll. Das Gaskraftwerk wird allerdings nicht für den Strommarkt produzieren, sondern soll lediglich der Netzstabilität beim Ausfall von Wind- oder Solarkraft dienen, wie auch «Power Engineering International» festhält. Ebenfalls in Biblis hat sich ein meldepflichtiges Ereignis zugetragen, bei dem die technischen Vorkehrungen verhalten haben. Der belgische Energieversorger Engie hat internen Verlautbarungen zufolge beschlossen, die Laufzeiten seiner KKW Doel und Tihange nicht weiter zu verlängern. Das sei das Aus für die Kernenergie in Belgien, schreibt dazu «L’Echo». Verhindern will das diese Online-Petition. «Kosmischer Glücksfall» Überhaupt nicht am Ende ist die Kernenergie bekanntlich in Kanada, wo nun auch die Nordwest-Territorien den Bau von SMR in Betracht ziehen. Rund 1000km südlich, in Idaho, entsteht der Versatile Test Reactor. Wie die American Society of Mechanicla Engineering berichtet, kommt beim Bau modernste Digitaltechnologie zum Einsatz. Ähnlich innovativ geht das Unternehmen Oklo bei seinem Aurora-Minireaktor vor, dessen erster Prototyp ebenfalls auf dem Gelände des Idaho National Laboratory gebaut wird. Dass die Nasa an Konzepten arbeitet, um mit Kernenergie Mond- oder Marsbasen mit Energie zu versorgen, ist aufmerksamen Lesern unseres E-Bulletins nicht neu. Auch in der letzten Meldung geht es um Planeten: Die Erde verdanke ihre Lebensfreundlichkeit zum grossen Teil ihren radioaktiven Elementen, schreibt «Scinexx». |